Die Hollywood Vampires – ein zusammengewürfelter Haufen bekannter Stars, die aus Spaß und guter Laune zusammen Musik machen. Ursprünglich stand der Name Hollywood Vampires für einen in den 70ern aus der Taufe gehobenen Sauf-Club aus Hollywood, in dem so illustre Namen wie Alice Cooper, Keith Moon (The Who), Ringo Starr (Beatles), Micky Dolenz (Monkees), Harry Nilsson oder bisweilen auch John Lennon (Beatles) versuchten, sich gegenseitig unter den Tisch zu saufen. Gut 40 Jahre später scharte Alice Cooper eine Gruppe Freunde um sich und gründete eine gleichnamige Band. Alice Cooper, Joe Perry von Aerosmith und der Schauspieler Johnny Depp, ein mittlerweile veritabler Gitarrist, bildeten das Grundgerüst. Drum herum fanden sich immer wieder bekannte Namen ein, die bei den Vampiren mitmischten, so Duff McKagan und Matt Sorum von Guns’n’Roses, Tommy Hendriksen von der Alice Cooper Band … von den unzähligen Gästen, die zusammen mit den Vampiren auf der Bühne standen, mal ganz zu schweigen. In München waren die Hollywood Vampires das erste Mal im Juni 2018 auf dem Tollwood zu Gast. Der Auftritt war gut, so dass im Rahmen ihrer Tour für den August 2021 die Olympiahalle gebucht wurde. Dann kam Corona und das öffentliche Leben stand still. Alle Konzerte verschoben oder gleich abgesagt, so auch das von den Vampires.
Jetzt also stand der neue Termin fest und wir fanden uns im altehrwürdigen Rund unter dem markanten Zeltdach der Olympiahalle ein.

Als Vorgruppe stand ein Trio auf der Bühne. Circus Electric aus Berlin boten einen druckvollen Sound, der beim Publikum sehr gut ankam. Eine Mischung aus Blues, Hard- und Stonerrock brachte die Menge bestens in Stimmung. Leo Vaessen an den Drums, Oskar Pursche am Bass und Adrian Dehn an der Gitarre übernahm auch den Leadgesang. Beim Gitarrenspiel von Dehn stand des Öfteren mal Jimmy Page als Vorbild da. Eine klasse Mischung aus Led Zeppelin und den Black Crowes mit einer guten Prise Eigenständigkeit möchte man den Jungs attestieren. Leider durften Circus Electric nur 30 Minuten lang spielen, sie hätten sich reichlich mehr Spielzeit verdient gehabt.
Als Sound in der Umbaupause wurde einiges vom gemeinsamen Album „18“ von Johnny Depp und Jeff Beck gespielt. Das passte gut zum Abend. Pünktlich um 21:00 Uhr wurde es dunkel und auf den Leinwänden im Bühnenhintergrund tauchten stilisierte Bilder von Depp, Cooper, Perry und Hendriksen auf, die im Stile eines Tattoos gemalt wurden. Dazu kam aus den Boxen „Bela Lugosi’s Dead“ von Bauhaus.

„I want my now“ vom aktuellen Album Rise dröhnte aus den Boxen und die Band wurde sofort von der Menge bejubelt. Mit „Raise the Dead“ blieb man bei eigenem Material vom 2015er Debut, ehe mit „I’m Eighteen“ einer der Megahits des Gruselmeisters Alice Cooper bedient wurde, was natürlich zu Jubelstürmen führte. Gut 2/3 der Anwesenden waren weiblichen Geschlechts … Johnny Depp sei es geschuldet, diese jubelten aber beim Cooper-Hit genauso laut mit. Das 15er Album der Vampires bestand zum Großteil aus Coverversionen, und genau so eine Version, die darauf enthalten ist, wurde jetzt gespielt. Wir reisen zurück in die Zeit der Flower-Power, Freedom, Love, Peace and Happiness. Von einer der größten Bands dieser Zeit stammte der folgende Song, oder besser gesagt das Medley „Five to One / Break on through (to the other Side)“ von den Doors. Begeistert sangen alle mit … irgendwie konnte den Text fast jeder auswendig. Die beiden folgenden Tracks stammten dagegen wieder aus eigener Feder. „The Boogieman Surprise“ und „My dead drunk Friends“ wurden abgefeiert wie gewohnt. Von Johnny Thunders stammte das folgende Lied „You can’t put your Arms round a Memory“, bei dem Joe Perry den Leadgesang übernahm, und unser Haus- und Hof-Schocker zur Gitarre griff. Mit einer akustischen Gitarreneinlage begann der nächste Song. Die Textzeilen „Out here in the fields, I fight for my meals, I get my back into my living. I don’t need to fight, to prove I’m right, I don’t need to be forgiven“ kennt man spätestens seit der Fernsehserie CSI: New York, wo „Baba O’Reilly“ die Titelmelodie ist. Im Original natürlich von The Who, auf einem der größten Rockalben aller Zeiten zu finden, auf dem 1970er Who’s Next. Schlagzeuger Glen Sobel, der sonst beim Meister himself trommelt, durfte mal sein Können solo zeigen, während Cooper scheinbar gelangweilt an den Gitarrenamps lehnte. Beim Intro zu „Who’s laughing now?“, welches aus einem dröhnendem Bassgewitter aus dem Instrument von Chris Wyse bestand, kam Bewegung in die Traverse weit oben über der Bühne, und ein riesiges Gebiss mit gewaltigen Reißzähnen entfaltete sich nach unten. Wyse ist auch nicht gerade ein Neuling in seinem Metier, stand er doch schon in Diensten von Ace Frehley, The Cult und beim Master of Darkness Ozzy Osbourne. Unaufgeregt und sehr solide bildete er mit Sobel und Buck Johnson an der Orgel den Grund, auf dem sich die drei Axemen Depp, Perry und Hendriksen austoben konnten. Gitarrist Tommy Hendriksen ist ja mittlerweile kein Gast mehr, sondern ein fixer Bestandteil der Vampires. Wir bleiben im Jahr 2019 und beim Album Rise. Im Original von der Jim Carroll Band und auch auf Rise enthalten, donnerte der Rock’n’Roll Kracher „People who died“ durch die Halle und alles tanzte mit. Die krachenden Nummern kamen fantastisch an. Johnny Depp durfte dabei wieder seine Sangeskünste unter Beweis stellen. Im Hintergrund wurden legendäre Größen aus der Musikwelt gewürdigt: Brian Jones, Lemmy, Janis Joplin, Jeff Beck, David Bowie, David Crosby, John Entwistle, Marc Bolan, John Bonham, Phil Lynott und viele mehr.
Ebenfalls ein Cover, aber wieder mit Alice Cooper am Mikro stand jetzt „The Jack“ von den Young Brüdern aus Australien auf der Setlist. AC/DC kommt halt immer an, egal ob Original oder Coverversion. Nach dem Vampires-Original „As bad as I am“ vom Debut, kam dann ein Song, der schon von vielen Leuten erwartet wurde. Johnny am Mikro sang „Heroes“ von David Bowie. „We can be Heroes, just for one Day“ heißt es da im Text und der Held fast aller weiblichen Zuhörerinnen war in dem Moment der Mann am Mikro. Alice, mit umgeschnallter Gitarre, spielte in dem Moment nur die Nebenrolle. Als sich Gitarrist Joe Perry eine weiße Gitarre umschnallte, wurde Johnny Depp am Mikro sentimental. Hatte er doch mit seinem Spezl Jeff Beck im vorangegangenen Juli das Tollwoodzelt live beschallt, ist der ehemalige Yardbirds Gitarrist am 10. Januar dieses Jahres leider unerwartet von uns gegangen. Am heutigen 24. Juni hätte Jeff Beck seinen 79. Geburtstag gefeiert und die weiße Sechssaiter auf der Schulter von Perry war die Original-Stratocaster von Beck. Das folgende „Jeff Beck Tribute“ artete zu einer Gitarrenorgie aus, während auf den Leinwänden im Hintergrund viele alte Bilder von Jeff Beck zu sehen waren. Wir lassen das Augenmerk bei Joe Perry, denn nun kam ein Cover seiner alten Band Aerosmith aufs Tableau. „Bright Light Fright“ vom 1977er Album Draw the Line ist jetzt nicht allzu oft zu hören und auch bei vielen Aerosmith Fans nicht gerade erste Wahl. Mal ein besonderer Augenblick. Auf dem 18 Album von Depp und Beck befindet sich ein wahrer Kracher der Sparte Rock. „The Death and Resurrection Show“, im Original von Jaz Coleman und seinen Killing Joke, einer englischen Post-Punk Gruppe. Wieder ein Kracher, der alle zum Mittanzen brachte. Mit dem weltbekannten Drumintro und dem Riff auf Joe Perrys Gitarre leitete die Band einen Mega-Hit von Aerosmith ein. „Walk this Way“ kennt ja wirklich fast jeder Rockfan rund um den Globus. Alles tanzte und sang mit. Tiny Bradshaw ist jetzt nicht unbedingt ein Name, der vielen Musikfans geläufig ist. Bradshaw war ein Jazzdrummer, Pianist, Sänger und Bandleader, der von den 30er bis in die 50er Jahre aktiv war. Die wenigsten kennen ihn und sein Werk, wohl aber einen seiner Songs aus dem Jahr 1951. Nicht im Original, aber die Coverversion von Aerosmith auf ihrem zweiten Album Get your Wings von 1974 und einem ihrer größten Hits. Mit „The Train kept A-Rollin'“ endete das reguläre Programm der Hollywood Vampires und die Band wurde extrem abgefeiert. Die Minuten, in der die Musiker hinter der Bühne verschwunden waren, dauerten aber nicht allzu lang. Schon bald enterte Alice Cooper die Bühne zurück, in weißem Frack und Zylinder gewandet. Jeder wusste sofort, was jetzt kommen würde. Die wohlbekannten Klänge einer Schulglocke leiteten den Mega-Hit von Alice Cooper ein. „School’s out“ von 1971. Wie immer machte Meister Alice mit seinen Mannen ein kleines Medley aus dem Song. Flocht er doch immer wieder Parts von „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd in den Song ein. Das wars dann aber auch wirklich und nach knapp zwei Stunden fand ein guter Konzertabend sein Ende.
Im Vergleich zum 18er Tollwood Konzert fällt sofort auf, wie gut eingespielt und aufeinander abgestimmt die Hollywood Vampires mittlerweile sind. Da wurde aus einer regelrechten „Schnaps-Idee“ ein Bandprojekt, wo alles zueinander passt wie die Faust aufs Auge. So darfs gern weitergehen.
Setlist:
– Bauhaus – Bela Lugosis Dead (Intro)
01 – I want my now
02 – Raise the Dead
03 – I’m eighteen
04 – Five to One / Break on through (to the other Side)
05 – The Boogieman Surprise
06 – My dead drunk Friends
07 – You can’t put your Arms round a Memory
08 – Baba O’Riley (including Drum Solo)
09 – Who’s laughing now
10 – People who died
11 – The Jack
12 – As bad as i am
13 – Heroes
14 – Jeff Beck Tribute
15 – Bright Light Fright
16 – The Death and Resurrection Show
17 – Walk this Way
18 – The Train kept A-Rollin‘
– Encore –
19 – Schools out / Another Brick in the Wall






















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