Im Jahre 2018 brachen archaische Klänge über die westliche Musikwelt herein. Kehlkopfgesänge, Ober- und Untertongesang in Verbindung mit asiatisch klingenden Saitenlauten. Das Ganze garniert mit kernigem Hardrock. The HU hieß die 2016 gegründete Formation, beheimatet in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator. Ihren Musikstil bezeichnet das Quartett als Hunnu-Rock. Die Silbe „Hu“ bedeutet im mongolischen „Mensch“, „Hunnu“ ist die Bezeichnung für den Urstamm des mongolischen Volkes. Mit den veröffentlichten Videos zu „Yuve Yuve Yu“ und „Wolf Totem“ brachten The HU sich sehr schnell ins Bewusstsein der Rockfans. Das 2019 veröffentlichte Debutalbum The Gereg sorgte für weltweite Beachtung und enterte so manche Chartliste. Zwei Jahre später erschien das Nachfolgealbum Rumble of Thunder, rechtzeitig zur Tour, die The HU als Support der Schweden-Hardrocker Sabaton durch Europa führen sollte. Die Tour wurde auf 2023 verschoben, wodurch sich terminliche Probleme ergaben und The HU als Vorband nicht mehr in Frage kamen. Jetzt, im Sommer ’23 kamen die Mongolen für ganze vier Clubkonzerte nach Deutschland, die auch sehr bald ausverkauft waren. Unsere Tickets für Sabaton wurden zurückgegeben, wir wären nur wegen The HU hingegangen, und stattdessen Karten für das Münchner Konzert im Backstage-Werk geordert. Akustisch eh viel besser als das unsägliche Zenith im Münchner Norden.

Angekommen im Werk stellten wir fest, dass das Backstage gerammelt voll war und die Stimmung bereits sehr gut. Als Support sollte eine Band namens Gunnar spielen, von denen ich bis dato noch nie gehört hatte. Das Quartett machte seine Sache recht ordentlich und brachte ihren Rocksound aus zwei Gitarren, Bass und Drums gut rüber. Nach fünf Songs war allerdings schon wieder Schluss und alles wartete auf The HU.

Es wurde dunkel und die ersten archaischen Töne erklangen. Vom ersten Ton an jubelte das komplette Publikum begeistert und chantete laut „Hu … Hu … Hu … Hu … Hu“, was sich fast wie ein Schlachtgesang anhörte. Die Stimmung war bombastisch. In der Livebesetzung stehen bei The HU satte acht Mann auf der Bühne. Sänger Jaya, der nebenbei noch die mongolische Flöte Tsuur und die Maultrommel Heel Khuur spielt, Gala und Enkush spielen beide die Horin Khuur, die traditionelle Pferdekopfgeige und singen, an der Torshuur, der mongolischen Laute, war Temka zu sehen. Dieses Quartett wurde komplettiert von zwei Schlagzeugern/Percussionisten, sowie einem Gitarristen und einem Bassisten.
Los gings mit dem bisher unveröffentlichten Song „Huchu Zairan“, der einem schon merklich in die Gehörgänge fuhr. Zu ungewohnt und fremd, aber gleichzeitig urwüchsig und interessant klang das Ganze. Vom Debutalbum kamen dann der Titeltrack „The Gereg“ und „Shoog Shoog“ an die Reihe. Erstaunt stellten wir fest, wie relativ textsicher viele der Fans mitsangen, obwohl die Texte in mongolischer Sprache verfasst sind. Mit „Shishi Hutu“ und dem Song des neusten Videos „Bii Biyelgee“ wurde auch der aktuelle Longplayer Rumble of Thunder bedient, der auch der Name der Club-Tour ist. „The Great Chinggis Khaan“ vom Erstling wurde wieder verstärkt bejubelt, die Leute kennen den Song halt schon besser als zum Beispiel das folgende neue „Mother Nature“. The HU kamen in den Genuss, am Soundtrack des Computerspiels „Star Wars – Fallen Order“ mitarbeiten zu dürfen. „Eseerin Vasahina“ war darin einhalten und wurde jetzt performt und bejubelt. Immer wieder erklang in den kurzen Pausen zwischen den Songs das frenetische „Hu … Hu … Hu … Hu … Hu“ des Publikums. Die Stimmung im rappelvollen Werk war wirklich sensationell. Die nächsten drei Lieder stammen alle vom aktuellen Album Rumble of Thunder. „Tatar Warrior“, „Upright Destined Mongol“ und „Black Thunder“, welches auch wieder im Star Wars Spiel zu hören ist. Der Song, mit dem The HU die Musikwelt im Sturm eroberten und auch ihre erste Single war, „Yuve Yuve Yu“. Dieser wurde erwartungsgemäß extatisch abgefeiert. Man kann sich kaum vorstellen, dass da noch mehr geht, aber mit den beiden letzten Songs der regulären Setlist, „Wolf Totem“ und dem aktuellen „This is Mongol“ kletterte die Begeisterung auf den Gipfel. Gut 2.500 treue Anhänger bejubelten frenetisch die Band aus der fernen Mongolei.
Wenn eine Band soviel Werbung für ein Land macht wie in diesem Fall bleiben Ehrungen natürlich nicht aus. Wegen ihrer musikalischen Erfolge und der Werbung für die mongolische Kultur wurde The HU 2019 die Auszeichnung Cultural Envoy of Mongolia, und 2020 die höchste nationale Auszeichnung der Mongolei, der Order of Genghis Khan verliehen. Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums des legendären Schwarzen Albums der Thrash-Metaller Metallica, erschien 2021 das Metallica Tribute-Album The Metallica Blacklist. 53 Musiker coverten darauf Songs aus dem schwarzen Album. The HU durften auch ihren Beitrag leisten. Ihre darauf enthaltene Version von „Through the never“ bildete jetzt den Abschluss eines sensationellen Konzertes.
Endlich mal nicht der übliche Einheitsbrei in der Musikwelt. Durch treibende Rock-Rhythmen, satte Gitarrenriffs, gutturalen Gesang mit Ober- und Untertönen in Verbindung mit den urwüchsigen Klängen fernöstlicher Instrumente erzeugen Dschingis Khans Erben eine archaische Mischung an Sound, der sich extrem vom Rest des westlichen Musikkosmos abhebt und zu Recht frenetisch bejubelt und gefeiert wird. Das ist Völkerverständigung der ersten Güte. Dieser sensationelle Abend darf gern wiederholt werden.
Eine kurze Sache will ich noch zum Schluss anbringen. Das Backstage-Werk ist jetzt nicht unbedingt eine kleine Location, schließlich passen ja an die 2.500 Leute bei Konzerten hinein. Ein (männlicher) Fan von The HU bot mir freundlicherweise und freiwillig zeitweilig seinen Platz auf einer Podesttreppe im hintersten Bereich des Backstags-Werks an, um besser ein paar Bilder mit dem Handy machen zu können. Ich wollte ja für diesen Bericht eine optische Ergänzung zum Text liefern. Danke nochmals für dafür! Insgesamt stand ich vielleicht zehn Minuten auf dieser Treppenstufe, zusammengerechnet auf die Konzertlänge. Regt sich eine (weibliche) „Konzertbesucherin“, die schräg neben/hinter mir stand doch tatsächlich auf, ich solle das Knipsen doch bleiben lassen, weil man das Ganze je sowieso bald auf YouTube sehen könnte. Falls die Göre das hier lesen sollte – Fräuleinchen … hast du dir bei deiner sensationellen Argumentation mal drei Gedanken gemacht, warum du erstens, eigentlich hier im Konzert stehst? Du könntest das Ganze doch eh ein paar Tage später problemlos auf YouTube anschauen … zweitens, wie die Bilder und Videos eigentlich auf YouTube kommen (nicht durch uns!) … und drittens, warum du nicht einfach weiterhin an mir vorbeisiehst, denn ich stand nicht mal direkt vor Dir und habe Deine Sicht nicht verdeckt, oder weiter vor gehst. Wäre ja genug Platz im Werk….. Der Platz war wohlgemerkt am hinteren Rand der Halle.
Setlist:
01 – Hohochu Zairan
02 – The Gereg
03 – Shoog Shoog
04 – Shihi Hutu
05 – Bii Biyelgee
06 – The Great Chinggis Khaan
07 – Mother Nature
08 – Eseerin Vasahina
09 – Tatar Warrior
10 – Upright Destined Mongol
11 – Black Thunder
12 – Yuve Yuve Yu
13 – Wolf Totem
14 – This is Mongol
– Encore –
15 – Through the never
















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