Sport: No Actors, Wrestler – 30.07.2023 – 24 Marketplace, San Juan (Puerto Rico)


Wir mussten lange warten, um endlich die Aufzeichnung von EPW zu bekommen. Das Dojo wächst und hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur, dass das Espiritu Fitness Center längst zu klein geworden ist für das Publikum, die Mendoza-Brüder haben sich auch etwas Neues überlegt, um dem Nachwuchs eine Plattform zu bieten. Das Espiritu Lab geht wohl hauptsächlich auf Christian Mendoza zurück, der den EPW-Schülern, die noch nicht bereit sind für die große Bühne, dennoch einen Auftritt gönnt. Hier können family and friends und natürlich die Fans sehen, was die Zukunft des Wrestlings werden könnte – mit dabei sind auch immer alte Hasen wie Nahir Robles, die gegen Nathalya Perez das erste weibliche Main Event darstellen durfte, Adam Riggs und JC Navarro, die hier ausgefochten haben, wer der nächste Kandidat für eine Titelchance sein wird, Hijo del Enigma, Bengie Lopez und viele mehr. Aber wir sehen auch einen Victor Rivera, den man bisher (außerhalb von Puerto Rico) wegen seiner Fotos von den Events kannte, der aber nun zeigt, dass er selbst in den Ring steigt – und zum nächsten EPW-Monster herangezogen wird. Die Brüder Jacob und Jeremy Morales, ein gewaltiges Tag Team, das unter dem Namen Los Fortuna mit Sicherheit irgendwann gegen Fuerza Recia um den Titel antreten wird. Wir haben Cloudy, den wir als Ansager, Manager, Macher kennen und der natürlich im Ring die Blicke und Sympathien des Publikums auf sich zieht. Ruben, der autistische Kämpfer, eine kleine Kampfmaschine, die man nicht unterschätzen darf. Und natürlich Juan Aguayo, der hoffentlich weiß (oder sehr bald erkennen wird), wie großartig er ist.

Daneben ist aber noch Platz für die großen Events. No Actors, Wrestlers im 24 Marketplace, einer Sportlocation, die wie geschaffen scheint für die Events. Es geht um mehr, um Prestige, Bekanntheit, Erreichbarkeit und Wachstum – und wenn einer nach Großen strebt, dass EPW – zu recht.

Die angekündigten Matches versprachen einen tollen Abend, nicht zuletzt der Main Event um den Titel mit El Atleta Manu und Champion Mechawolf. Aber dazu später.

Wir haben ein Rematch zwischen Justin Cotto und Action Jackson. Die beiden hatten sich zuvor ein großartiges Match geliefert, das noch lange in aller Munde geblieben ist – und wir alle wollten ein Rematch! Sie bieten ein Match auf Augenhöhe, schnell, viele Moves, eine Kraftdemonstration. Den beiden kann man stundenlang zuschauen, es ist Wrestling auf hohem Niveau – und gehört definitiv zu den Matches, die man sich als Wrestling-Fan angesehen haben muss. Wer dieses Mal gewinnen wird, ist genauso unklar wie beim letzten Aufeinandertreffen der beiden. Keiner dominiert, und auch wenn Action Jackson sich eine Schwachstelle bei Cotto gesucht und sie in seinem linken Bein gefunden hat, gibt der Gegner nicht auf und wehrt sich. Natürlich findet ein Teil des Ganzen außerhalb des Rings statt, denn das Publikum möchte mindestens einmal einen gewagten Sprung aus dem Viereck sehen. Und bei einem Mal bleibt es nicht. Beim Ankle-Lock sieht es dann aber so aus, als müsste Cotto aufgeben, das muss höllisch wehtun, aber irgendwann kann Cotto das Seil fassen und Jackson muss loslassen. 15 Minuten verlangen sich beiden Wrestler alles ab und bieten eine tolle Show. Ob der Sieg so eindeutig ist, ist umstritten, aber am Ende zählt nur, dass der Referee Cottos Arm in die Höhe reckt – verdient.

Angekündigt war kein Kampf von Jaime Espinal, sondern eine Ankündigung – und wenn er in den Ring steigt, ist Chris Mendoza nicht weit, der deutlich macht, was er von Espinal hält. Der hat nämlich im Wrestling nichts zu suchen, meint Mendoza (Mike sieht das ein bisschen anders, hält sich aber raus an diesem Abend). Kleidungstechnisch gewinnt Espinal, der hat nämlich die Puerto Ricanische Flagge an, dagegen ist die Maulwurfsonnenbrille von Christian nichts. Aber er hat noch ein Trumpf im Ärmel: Mr Big. Das Monster schreitet zur Bühne und geht auf Espinal los, nun ja, es ist alles etwas gemütlicher, weil Mr Big einfach durch Kraft dominiert. Schließlich kommen Nathalya Perez, Hijo del Enigma und JC Navarro zu Hilfe. Chris und sein großer Kumpel treten den Rückzug an. Aber nächstes Mal wird es heißen: Mr Big vs. Jaime Espinal – und ein bisschen fragt man sich, ob Chris Mendoza zu viel Angst hat, gegen den Olympioniken selbst in den Ring zu steigen.

Der Main Event beginnt mit einer Kraftdemonstration von Mechawolf, der Manu auf die Bretter schickt. Letzterer bleibt liegen und der unparteiische Aushilfsreferee Mike Mendoza macht eine deutliche Ansage und will das Match gar nicht erst beginnen lassen. Aber er weiß auch: Der Titel muss zurück ins Dojo und Manu ist nun mal sein Schüler und sein Aushängeschild. Also muss es losgehen. Der erste Pinversuch von Mechawolf kommt quasi mit dem Gong, aber Manu tritt aus. Zwar kann er sich aufrappeln, liegt aber schon bald außerhalb des Rings zwischen den Stühlen. Mendoza ist vieles, ein guter Wrestler, ein noch besserer Trainer und Manager, aber in diesem Fall ganz bestimmt kein unparteiischer Ringrichter – und man wartet darauf, dass Mechawolf sich auf ihn stürzt, oder umgekehrt, aber beide wissen, was das bedeuten würde. Manu hat es schwer, die Stimmung beim Publikum kocht. Muss EPW eigentlich für die Stühle bezahlen? Die müssen nämlich ganz schön was aushalten, wenn die Kontrahenten draufkrachen. Um ehrlich zu sein, das ist kein typischer EPW-Kampf, das ist schon ziemlich High Class und zeigt die Entwicklung der Wrestlingschule zu einem Geheimtipp für beste Wrestlingevents. Mechawolf wird wütend. Es geht nicht so leicht, wie er sich das vielleicht gedacht hatte. Und das liegt nicht an Mendoza, nein, das macht Manu komplett alleine. Immer wieder kann er sich aufrappeln, immer wieder kann er Aktionen gegen den Champion anbringen und ihn damit schwächen. Dennoch dominiert dieser absolut. Aber wir kennen Manu, wir wissen, dass er immer irgendwo Kraftreserven versteckt hat, die er irgendwann zündet, wenn man nicht mehr damit rechnet. So auch jetzt und dann versucht er den Pin! Warum ist das nur ein Two-Count? Nun gut, dann geht es weiter. Das Publikum ruft „Lucha“ und Manu gewinnt nun die Oberhand, wie es scheint. Er will den Titel zurück, der gehört ihm, das ist eine ungeschriebene Regel bei EPW. Aber er muss dafür hart arbeiten. Mechawolf kommt zurück. Aber hier hat er wenig Chance. Das Publikum skandiert „Manu, Manu“, sie lieben ihn, das hier ist seine Homebase. Schöne Aktion: Suplex vom obersten Seil, Manu schafft das, beide bleiben erschöpft liegen. Dieses Match ist kräftezehrend. Aber egal, was Mechawolf versucht, er kriegt Manu nicht klein. Selbst als er seinen Knieschutz runtermacht und das Knie gegen den Kopf des Gegners haut, steckt Manu den Kick ein. Nach einer Powerbomb sieht es wieder wie ein Sieg für Manu aus, aber Mendoza, das muss man ihm lassen, ist fair und zählt normal, schafft es nur bis zwei. Es geht weiter – und man muss sich fragen, warum so ein Match hier stattfindet und nicht im großen Ring vor mehr Publikum. Übrigens kriegt Mendoza dann doch eins in die Fresse, das Leben eines Ringrichters ist ja nicht nur Zuckerschlecken. Nicht so schlimm, aber immerhin so effektiv, dass er den Pinversuch von Mechawolf nicht zählen kann. Geht der Champ jetzt auf Mike los? Japp, er tritt ihn, die beiden diskutieren, hau ihn, mach den GTS, mach irgendwas! Wir haben euch schon im Ring gesehen und das war gut. Aber es ist nicht das Match der beiden, Manu schleicht sich von hinten an, Pinversuch, reicht nicht. Das Match nimmt noch mal Fahrt auf und noch immer wagt keiner eine Prognose, wer gewinnen wird. Mendoza leidet mit seinem Schüler, als hätte er alles einstecken müssen, er muss zählen, eins, zwei, Manu kickt aus, Mendoza kann es selbst nicht fassen! Er ist mega erleichtert, wir man sehen kann. Aber kann Manu nochmal wiederkommen? Er kann. Mechawolf steigt auf’s Ringseil, Manu will einen Suplex anbringen, kann es nicht, aber er kann sich den Gegner greifen und ihn endgültig pinnen! Schöne und typische EPW-Szene: Mendoza kniet vor seinem Schüler und dem Champion des Dojos, Manu, der den Titel endlich wieder in den Händen hält!

Das war’s. Den Fans werden dieses Mal nur zwei Matches gezeigt. Sehr enttäuschend, es fehlt so viel. Wir sehen nicht die Honor Academy, das Traumpaar Nathalya Perez und Hijo del Enigma gegen Yesenia Ruiz und Samuel Olmo, die ein tolles Tag Team bilden. Ruiz fühlt sich wohl im Ring und es ist nicht nachvollziehbar, dass sie, die ein toller Werbeträger für EPW ist und sehr gehypt wird, in der Aufzeichnung nicht abgebildet ist. Dass sie an diesem Abend an der Seite von Olmo verlieren muss, war nicht ganz absehbar. Xavier Millet hatte ein Match gegen Ruben, was ich zuerst als ein sehr ungleiches Kräftemessen gesehen habe – aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Es ist keine Überraschung, dass Millet gewinnt, aber man hätte doch sehr gerne gesehen, wie Ruben sich schlägt. Außerdem ging die Fehde zwischen Bengie Lopez und Eros weiter und das ist nun etwas, was man hätte zeigen müssen, zumal man diese Storyline noch weiter ausgebaut hat. Aber wir haben nur das Ergebnis, Eros gewinnt. Ein weiteres Tag Team Match stand auf dem Plan: Adam Riggs und JC Navarro traten gegen Edrax und Jayson Caesar an. Es wäre in vielerlei Hinsicht interessant gewesen, diese Begegnung zu sehen, zum einen ist natürlich immer die Frage, wie sich Riggs mit seinem Tag Team Partner versteht – übrigens so gut, dass die beiden beim dritten Espiritu Lab gegeneinander antraten, um der nächste Herausforderer auf den EPW Titel zu werden. Zum anderen hätte ich persönlich sehr gerne mal wieder was von Ceasar gesehen, der in meinen Augen etwas zu stiefmütterlich von EPW behandelt wird und mehr kann, als er dort zeigen darf.

Der nächste Event, Big Trouble, fand am vergangenen Sonntag statt und war nicht weniger spannend. Aber wir wissen auch schon: Es wird noch mindestens ein Espiritu Lab geben vor dem nächsten Event am 22. Oktober: Espiritu de Lucha III. Weitere Infos findet ihr auf der Website, die wir hier aus rechtlichen Gründen bislang nicht verlinken dürfen und auf den Social Media Kanälen. Es lohnt sich übrigens, den YouTube Kanal von EPW zu abonnieren, denn neben dem Podcast gibt es dort immer wieder tolle Kämpfe zu sehen, vor allem die Hauptkämpfe der Espiritu Labs.

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