Sport: Big Trouble – 24.09.2023 – 24 Marketplace, San Juan (Puerto Rico)


Sind wir zu spät? Das lange Warten hatte ein sehr abruptes Ende am 24.09.2023. Normalerweise schläft Deutschland ein, wenn in San Juan die Türen geöffnet werden und EPW loslegt. So auch dieses Mal. Ich gebe zu, beim Aufwachen knappe vier Stunden später ist mein erster Blick auf Instagram, um die Neuigkeiten des Events, das dann gerade zu Ende gegangen ist, nachzulesen und Fotos anzuschauen. Doch dieses Mal wurde ich eine knappe Stunde später überrascht mit einem YouTube-Link – und den Kämpfen quasi live. Die Freude war groß und das, was EPW nun geschaffen hat, noch größer. Wir werden irgendwann eine TV Show haben und Stadien füllen, darauf freue ich mich jetzt schon.

Zurück zu Big Trouble. Cloudy und „Reckless“ Harry William präsentieren die Pre-Show, ein Kampf zwischen Titelträger und Newbie – und bei Cloudy fällt es zuweilen echt schwer, von einem Anfänger zu reden, aber was seine Wrestlingkarriere betrifft, steht er noch am Anfang. Der Kampf ist nicht auf YouTube zu sehen, aber es gibt Mitschnitte von Fans und die zeigen, dass wir eigentlich mal Bock auf eine Wiederholung im Hauptprogramm hätten. Nur müssen wir darauf anscheinend warten, denn in den vergangenen Tagen verkündete William, dass er eine Verletzung auskurieren muss. Was das für Espiritu de Lucha III im Oktober heißt, ist noch unklar.

Worauf freuen wir uns am meisten? Keine Ahnung. Ehrlich nicht. Da ist zu viel Gutes dabei und nicht ein Kampf, den man als langweilig abtun könnt. EPW lassen sich ganz schön was einfallen, sowohl die Storylines, die immer raffinierter werden, also auch die Zusammenstellung der Kämpfe selber. Beginnen wir mit dem Mixed Tag Team, Honor Academy (Hijo del Enigma und Nathalya Perez) gegen Samuel Olmo und Yesenia Ruiz. Hatten wir schon mal, ja, aber da waren noch ein paar Rechnungen offen. Ruiz geht auf Enigma los, man sieht ihr kaum noch an, wie neu sie in dieser Branche ist. Alle vier wollen den Kampf schnell beenden, aber so einfach geht es dann doch nicht. Jordy bringt ein bisschen Ruhe rein, will ein vernünftiges Match, die Einhaltung der Regeln und das setzt er durch. Die Frauen stehen draußen, die Männer performen. Yesenia und Samuel passen sehr gut zusammen, sie kennen sich lange und harmonieren ganz gut. Das ist ernstzunehmende Konkurrenz bei EPW. Perez hat hingegen erstmal nichts zu tun und muss mit ansehen, wie ihr Liebster einsteckt. Nicht schön. Nachdem die Hälfte rum ist und die Männer das Sagen hatten, wechseln die Frauen ein und da geht es nochmal ordentlich hart zu. Perez will es beenden, aber Ruiz macht deutlich, dass sie sich nicht so leicht besiegen lassen wird. Außerhalb des Rings geht es weiter und hier wird Perez richtig wütend. Die beiden Frauen prügeln aufeinander ein, bis die Männer sagen: Stopp! Dass Jordy alle vier anzählt, ist egal, hier muss etwas geklärt werden. Dann gibt es sowas wie Synchronwrestling, das macht Spaß. Am Ende machen es Yesenia und Nathalya unter sich aus, vielleicht nicht ganz fair, aber so, dass es auf jeden Fall zwischen den beiden weitergeht. Und dann streitet das EPW-Pärchen auch noch kurz im Ring, Enigma kann seine heißblütige Freundin nur sehr schwer im Zaum halten.

Kurzer Einschub, Jaime Espinal humpelt zum Ring. Huh? Der soll heute Abend gegen Mr. Big kämpfen? Was er sagt, ist nur schwer zu verstehen, aber das ist auch egal. Chris Mendoza muss natürlich zu seinem auserkorenen Feindbild in den Ring steigen – und ein bisschen befürchtet man, dass das Mikro in seiner Hand nur eine Requisite ist und er Espinal sofort auf’s Maul haut. Aber nein, Mendoza hat was zu sagen, zieht damit die Aufmerksamkeit auf sich und so kann unbemerkt Mr. Big von hinten auf seinen eigentlichen Gegner losgehen. Schnell verschwindet Chris, ein Stuhl fliegt auf die Bühne. Dann kommen aber Hijo del Enigma und Mike Mendoza. Ja, dass der nicht zusehen wird, wie Espinal fertig gemacht wird, ist klar. Und damit steht ein neues Match, denn Mike ist nun derjenige, der gegen Mr. Big antreten wird, was seinem Bruder gar nicht passt. Und es tut mir leid, ich meine das wirklich nicht böse, aber ich muss an alte Donald Duck Comics denken, wie Mike vom Ring heraus auf die beiden einbrüllt und Chris und Mr. Big zu ihm aufschauen wie Tick, Trick und Track, die was ausgefressen haben.

Wir haben noch viel vor: Niche gegen Felix Aldea. Spoiler! Niche hatte vergangenen Samstag, also eine Woche nach Big Trouble bei IWA ein Titelmatch gegen Mike Mendoza. 60 Minuten Iron Man Match. Mendoza siegt, gezeichnet von seinem Gegner, aber mit dem Respekt der gesamten Wrestlingwelt. Das hier ist zwar kein Iron Man Match, aber es zeigt, wo Niche sonst so steht und was er kann, in welcher Liga er spielt. Nun geht es gegen Aldea, der im Vergleich dazu noch grün hinter den Ohren ist – aber im Lexikon ist neben „Ehrgeiz“ sein Bild. Aldea verdient Respekt, den hat er sich so hart erarbeitet und ist immer noch dabei, sich zu verbessern. Das Schlimmste scheint für ihn zu sein, dass er und sein Körper ganz natürliche Grenzen haben, aber das hält ihn nicht ab, immer wieder über sich hinauszuwachsen. Moment, Niche ist auch noch da und bei ihm hat man manchmal das Gefühl, wenn er so cool reinkommt, grinst, eher wie ein Basketballprofi wirkt, dass er bereits gewonnen hat. Die Herzen der Fans auf jeden Fall. Er verkauft einige Aktionen von Aldea wahnsinnig gut, setzt dann aber den Schlussstrich und macht klar: Ich bin der Herr im Ring.

Zwei große Rivalen sind als nächstes dran: Eros und Bengie Lopez. Beide sind wahnsinnig wütend auf den jeweils anderen, schöne Storyline. Und Lopez stürzt sich so schnell auf seinen Gegner, dass der erstmal aus dem Ring fliegt. Aber Eros möchte hier klarstellen, dass er ein großer Wrestler ist. Übrigens finde ich es immer noch ein bisschen verwunderlich, dass Eros weiterhin in der zweiten Reihe bleibt und sich noch nicht für ein Titelmatch gegen Manu qualifizieren konnte. Aber jetzt geht es ja auch erstmal darum, Bengie Lopez zum Schweigen zu bringen. In den Tagen zuvor hatten die beiden mächtig große Worte auf Instagram gespuckt. Mal sehen, wer die halten kann. Lopez ist angeschlagen, hat eine Bandage am Knie und das weiß sein Gegner für sich zu nutzen. Wenn das nicht eine Verletzungspause nach diesem Abend bedeutet… Aber vorerst beißt Lopez sich durch. Er ist angeschlagen und wälzt sich aus dem Ring, bekommt gar nicht mit, was Eros macht. Der ist ebenfalls aus dem Ring geklettert und leert über Bengies Frau eine Flasche Wasser aus. Das macht seinen Gegner rasend und er ist nicht mehr zu halten, zerrt Eros zurück in den Ring und kann ihn schließlich pinnen. Aber es ist trotzdem nicht vorbei. Eros schlägt auf den Sieger ein und da … erscheint Androide787. Der hält natürlich zu seinem Liebsten und an diesem Abend ist klar, wer Mr. Hot ist. Androide zeigt eine neu, eine dunkle Seite von sich, die bei den Fans gut ankommt, bei Lopez weniger, der sich dann auch noch verprügeln lassen muss. Eros feiert sich schließlich als Sieger und es gibt einen echt tollen Siegerkuss.

Nun wird es Zeit für Mr. Big und die Mendoza Brüder. Chris hat ja keinen Bock mehr, der Brave zu sein und das ist er auch nicht mehr. Mit der El-Gentil-Maske fiel erheblich mehr als nur ein Outfit. Ohne wirklich was zu tun, fühlt er sich bereits als Sieger und lässt sich feiern. Aber er sollte seinen Bruder nun wirklich gut kennen und Mike Mendoza ist niemand, der eine Herausforderung scheut oder Angst vor einem Gegner hätte. Nachdem das Publikum ihn anfeuert, geht er auf Mr Big los. Der, nun ja, der ist eben genau das: big. Der massive Hüne gegen den schlanken Mike, das ist ein krasses Bild. Hier kann der Skorpion nur durch Technik und List siegen. Mr Big macht den Anschein, als könne er seinen Gegner zerbrechen und wie der auf die Bretter geschleudert wird, puh, das ist schon heftig. Naja, es wird schnell vorbei sein und Mike danach irgendwie noch in einem Stück, oder? Chris beobachtet von Ferne und freut sich richtig drüber, dass sein Bruder zum Spielball geworden ist. Aber hier ist Mike Mendoza im Ring, der schon ganz andere Gegner und Matches bewältigt hatte. Dass Chris auf ihn eintritt und schließlich auf ihn losgeht, macht ihn fast unsympathisch. Huch? Aber Mike – und das weiß Chris dann eben auch – kann einstecken. Auch wenn er unfairerweise plötzlich gegen zwei Gegner zu kämpfen hat, er gibt nicht auf, er lässt sich nicht pinnen, stattdessen steckt er noch eine Closeline ein, noch einen Schlag. Dann feuert er sich selbst an und befördert Mr. Big sogar aus dem Ring, springt auf ihn, einmal, zweimal, doch der Baum fällt nicht. Dann eben zurück in den Ring. Mr Big fängt den Sprung ab. Mike diskutiert mit dem Referee, ich verstehe nicht, warum, aber das Ende vom Lied ist, dass der ausgeknockt in der Ecke liegt. Chris schubst seinen Bruder vom Seil, weil auch Mr Big nicht mehr hochkommt, bearbeitet ihn, zieht die Jacke aus und will sich auf ihn stürzen, da erscheint Jaime Espinal und geht auf den jüngeren Mendoza los. Es gibt ein geniales Foto, den panischen Blick eines hocherhobenen Chris Mendoza, bevor auf den Boden geschleudert wird. Und dann steht Mike auf, will Mr Big pinnen Jordy stürmt zum Ring – Eins! Zwei! Nein. Das war’s nicht. Wie kann das sein? Mike will erneut auf Mr Big zustürmen, Chris tritt ihm ins Gesicht, Jaime mischt sich ein, das Match wird abgebrochen, es klingt allerdings fast wie eine verzweifelte Schiffsglocke, die im schlimmsten Nebel alles und jeden warnen möchte, Chaos bricht aus, Chris lacht, als Mr Big Jordy aus dem Ring schleudert, Hijo del Enigma stößt dazu mit einem Kendostick, Chris und Mr. Big flüchten. Mike Mendoza sieht überraschend fit aus und ja, er ist noch heil. Aber was haben wir da gesehen? Das hätte gerne noch länger gehen können – also für’s Publikum, für El Escorpion eher weniger, das ist irrsinnig kräftezehrend. Ja, es war nicht das allerbeste, tollste Supermatch, aber es war gut, es war nett zum Anschauen und wenn man das Verhältnis zwischen Mike Mendoza und Mr. Big sieht, dann muss man da einfach auch mal Lob und Respekt aussprechen. Ich hätte gern mehr davon. Übrigens: Jaime Espinal, das wollen wir nicht unterschlagen, hat das beste Outfit des Abends an, die Puertoricanische Flagge.

Zwei Kämpfe an diesem Abend wurden durch Disqualifikation beendet. Beim letzten und Hauptkampf des Abends wird das nicht passieren. Champion Manu stellt sich Action Jackson in einem No DQ Match. Alles ist erlaubt und das lässt normalerweise darauf schließen, dann Manu recht schnell zu Stühlen und Kendosticks greift und seinen Gegner besiegt. Also geht er auch auf ihn los, raus aus dem Ring, in die Stuhlreihen. Action Jackson hat zu Beginn gar nichts entgegenzusetzen. Und da kommt auch schon der Kendostick. Was? Nach nur zwei Minuten? That escalated quickly. Er übergießt ihn mit Bier, jagt ihn durch die Halle, prügelt auf ihn ein und diskutiert noch mit dem Publikum. Ähm … können wir uns darauf einigen, dass es keine Disqualifikation gibt, aber auch keine Schwerverletzten…? Jackson muss irrsinnig einstecken. Doch plötzlich wehrt er sich, kämpft sich zurück, greift nach einem Stuhl und Manu liegt am Boden. Wut prasselt aufeinander ein, Stühle. Nun ja, aber das alles ändert nichts daran, dass das Publikum auf Manus Seite ist. Er ist der unangefochtene Champion des Dojos, der Repräsentant. Dass er nun auf dem Ringboden liegt und gewaltig einstecken muss, ist für die Fans schwer mitanzusehen. Die beiden schenken sich nichts. Liegt der eine am Boden, rappelt er sich kurz danach wieder auf, um seinen Gegner zu attackieren. Es geht auf die Seile, es wird schmerzhaft von ihnen gestoßen und gesprungen und gezerrt. Jeder versucht den alles beendenden Pin, aber es klappt nicht. Das Publikum ist außer sich. Schließlich wirft Action Jackson eine Leiter in den Ring. Manu kriecht in eine Ecke, er wirkt angeschlagen. Das hatte er sich vermutlich einfacher vorgestellt. Jackson baut die Leiter in einer Ecke auf, dann geht er zurück zu Manu, der mittlerweile immerhin wieder steht. Er attackiert ihn und es ist klar, jetzt soll es gegen die Leiter gehen. Aber im letzten Moment kann Manu sich drehen und den Schwung gegen Jackson richten, der mit voller Wucht gegen die Leiter fliegt. Dann streiten beide um den Stuhl, der da auch noch rumliegt, Jackson schmeißt ihn schließlich weg, dann lassen beide die Fäuste sprechen. Wer an diesem Abend als Sieger den Ring verlassen wird, ist völlig offen. Beide haben Chancen, beide geben alles, Jordy schlägt und zählt, aber bis drei kommt er nicht. Die Wrestler brauchen eine Idee. Als Manu mit dem Stuhl zuschlagen will, geht Jackson hinter dem Referee in Deckung – und dann sieht es so aus, als hätte Jackson gewonnen. Im aller letzten Moment reißt Manu die Schulter hoch. Er steht auf, packt den Stuhl, Jackson fleht um Gnade, der Stuhl trifft ihn mit voller Wucht und Jackson bleibt liegen. Manu ist weiterhin EPW Heavyweight Champion. Ein tolles Match!

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Es geht weiter. EPW schläft nicht. Was klein angefangen hat, wird größer und bereits jetzt wissen wir, was uns im Oktober erwartet. Ein Dreammatch! Mike Mendoza wird zum ersten Mal gegen Mecha Wolf kämpfen – endlich! Gravedad Zero kämpfen um den Tag Team Titel gegen die Champions Fuerza Recia. Manu muss seinen Titel gegen Adam Riggs verteidigen und die beiden Ladies Nathalya Perez und Yesenia Ruiz haben noch eine Rechnung offen. Beide kämpfen übrigens auch bei Espiritu Lab #4 am 07.10.2023 gegeneinander und da geht es um eine Vertragsunterzeichnung. Der dunkle Androide787 kehrt gegen Bengie Lopez endlich zurück in den EPW Ring. Und last but not least: Hijo del Enigma legt sich mit Mr. Big – und somit wohl auch Chris Mendoza an. Das ist auch deshalb interessant, weil Mendoza und Enigma früher ein tolles Tag Team gewesen sind, damals, als Chris noch El Gentil und unendlich sanft gewesen ist.

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