Sport: House of Lucha – 24.03.2024 – Espiritu Fitness Center, San Juan (Puerto Rico)


Espiritu Pro Wrestling Dojo (EPWD/EPW) ist wahrscheinlich die beste Adresse in Puerto Rico, um Wrestling zu lernen – und später Karriere zu machen. CEO Mike Mendoza, Wrestler der dritten Generation, hat einiges auf die Beine gestellt und hart daran gearbeitet, diesen Status zu erreichen. Seine Schülerinnen und Schüler bringt er lukrativ in den Wrestlingpromotionen Puerto Ricos und darüber hinaus in den USA und weiteren Ländern unter. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Erfinder des modernen Wrestlings, Chris Mendoza, einen wichtigen Teil dazu beiträgt – als Trainer, Mentor und Superbrain. EPW selbst entwickelte sich in den vergangenen Jahren nicht nur zu einer berühmten Kaderschmiede, sondern machte sich durch harte Arbeit innerhalb der letzten Monate zu einem Veranstalter für grandiose und unvergessliche Wrestlingevents. Hatte man 2023 die meisten Events im 24 Marketplace veranstaltet, kehrte man 2024 in die heiligen Hallen des Espiritu Fitness Center zurück. Kleine Umbaumaßnahmen sorgten dafür, dass mittlerweile bis zu 100 Fanatiker die Fights verfolgen können.

Für März war bei House of Lucha 2024 eine besondere Begegnung angekündigt worden, auf die nicht nur Puerto Rico lange gewartet hatte. Bereits im vergangenen Jahr hatte man auf ein Aufeinandertreffen von Wolf und Skorpion gehofft, war Mecha Wolf doch quasi in EPW eingedrungen und hatte von Androide787 den Titel erobert. Der bis dato als bester und längster Schüler und Titelhalter geltende El Atleta Manu sollte es richten und den Schwergewichtsgürtel zurückerlangen. Das geschah dann auch in einem Kampf, bei dem Mike Mendoza überraschend als Schiedsrichter fungierte – und bei dem jeder dachte, dass er mit Macht auf den Konkurrenten prallen würde. Tat er jedoch nicht. Bevor es allerdings dieses Mal um den begehrten Schwergewichtstitel ging, standen andere Kämpfe auf dem Programm.

Sabad und Xavier Millet trafen aufeinander. Von beiden hört man leider nur (noch) wenig und so war es ein bisschen der Auftaktkampf, dem nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Doch so viel Professionalität steckt in beiden, dass sie sich das nicht anmerken lassen und das Publikum trotzdem begeistern. Millet gewinnt am Ende.

Spannender wird es danach, als Chris Mendoza und Samuel Olmo in den Ring steigen. Bei den beiden geht um den Copa Espiritu, ein Wettkampf, der sich über das ganze Jahr hinzieht und in dem man Punkte sammelt. Am Ende erhält der Sieger eine Chance auf den Heavyweight Title. Chris Mendoza hatte ja einen mega Heelturn hingelegt, nachdem er im vergangenen Jahr seine Maske abgelegt und El Gentil eingemottet hatte. Samuel Olmo macht es seinem Gegner zwar nicht leicht, muss teilweise aber auch ordentlich einstecken. Doch die Übermacht seines Gegners besteht nicht lange. Die Stärken sind ausgeglichen, gewinnen wird wohl derjenige, der länger durchhält. Oder den anderen überlisten kann. Als es so aussieht, als würde Olmo gewinnen, irritiert Mendoza mit seiner El Gentil Maske und kann unter Zuhilfenahme eines Stuhls die wichtigen Punkte für den Copa Espiritu einstreichen. Ob hier das letzte Wort gesprochen ist, weiß man nicht, vorerst vermutlich schon, denn man muss sich auf die Punkte konzentrieren.

Um den Tag Team Title geht es im nächsten Kampf. Die unangefochtenen Titelhalter Fatal Affair, bestehend aus dem Real-Life-Pärchen Androide787 und Eros, die schon die Sexiness-Sieger sind, wollen ihre Gürtel natürlich behalten. Aber auf der anderen Seite stehen Hijo del Enigma und Adam Riggs. Letzterer ist bekannt dafür, nicht gerade geduldig zu sein, und berüchtigt für seine Ausraster, die sich schon auch mal gegen den eigenen Teampartner richten können. Hijo del Enigma hingegen hat seine Fühler ausgestreckt, war in Mexiko, für verschiedene Wrestlingpromotionen in Puerto Rico tätig und hat jüngst angekündigt, als Free Agent die nahe Zukunft zu bestreiten und nach Kanada zu gehen. Die beiden sind natürlich heiß auf den Titel und lassen das ihre Gegner auch deutlich spüren. Neben all der Technik, die dieser Kampf bietet, haben Fatal Affair einen ganz klaren Vorteil: Ihre Liebe und die damit einhergehende stumme Kommunikation. Die beiden verstehen sich im Ring, scheinen zu wissen, welcher Move als nächstes kommt und wie der jeweils andere auf einen Angriff reagieren wird. Als es danach aussieht, dass sie als Verlierer aus dem Kampf gehen, wird kurzerhand der Referee angegriffen. Dadurch irritiert, sind Hijo del Enigma und Adam Riggs leichte Beute und können überwältigt werden. Ein herbeieilender, neuer Schiedsrichter klopft schließlich ab. Alles bleibt beim Alten.

EPW hat einen neuen Titel eingeführt, auf den die Fans sehr lange gewartet und ihn immer wieder gefordert hatten: Einen Women’s Heavyweight Championship. Es treten an: Wrestlerin der dritten Generation, Tochter von Miguel Perez Jr., Lebensgefährtin von Hijo del Enigma, die sagenhafte Nathalya Perez – gegen das Juwel des Dojos, die neue Vorzeigeabsolventin und OVW-Wrestlerin Gema. Sie hat in kürzester Zeit eine unglaubliche Karriere hingelegt, ist in die USA gegangen und setzt dort ihren Weg fort. Das Ziel ist WrestleMania und sie könnte das sogar schaffen. Ja, im Grunde ist es klar, wer hier gewinnen wird, aus verschiedenen Gründen, und so kommt es auch. Die beiden Frauen zeigen, was sie bei EPW gelernt haben und warum gerade sie die ersten sind, die um den Titel kämpfen. Wer EPW noch als kleine Schule ansieht mit netten Events, der wird hier herausgerissen aus dieser Ansicht in einen Profikampf, der eine größere Bühne verdient hätte. Beide Frauen stehen für die Zukunft des Puertorcianischen Wrestlings und verdeutlichen, dass die Frauen den Männern ins nichts mehr nachstehen, weder langweilig sind, noch mit gebremsten Schaum kämpfen. Galt Wrestling viel zu lange als unschick und Männersport, beweisen Perez, Gema und auch Yaide, Robles und Negroni, dass eine neue Ära im Wrestling beginnt: Die Ära der Frauen. Gema gewinnt diesen ausgeglichenen Kampf und ist stolze, verdiente erste Siegerin. Und ja, sie kann EPW repräsentieren, tut dies auch über die Grenzen der Insel hinaus und ist bereit, sich jeder Herausfordererin zu stellen. Insgeheim hoffe ich ja, dass EPW eine der großen Namen für einen Kampf gegen sie verpflichten kann…

Der Hauptkampf ist ein Highlight für die gesamte Insel. Zum ersten Mal treffen in Puerto Rico der Wolf und der Skorpion aufeinander. Mecha Wolf ist mit einer sehr klaren Mission zurückgekommen, er möchte den Titel wiederhaben und sich natürlich an Mike Mendoza rächen für die letzte Niederlage. Eine Veränderung hat stattgefunden. Der Maestro wird nicht mehr mit Buhrufen empfangen, sondern gefeiert. Es beginnt wie immer, Mendoza streckt die Hand aus, doch der Handschlag wird ihm verwehrt. Dann gibt es kein Halten mehr. Die beiden Kämpfer geben dem Publikum alles, was einen guten Kampf ausmacht. Schläge, Tritte und Sprünge, den Einsatz von Stühlen und sogar berstende Tische. Auch Tiefschläge gegen den Sieger Mendoza. EPW hat eine mega Begegnung möglich gemacht, die gerne eine Wiederholung nach sich ziehen darf, denn zwischen den beiden ist noch längst nicht alles geklärt – und die Fanatiker können von solchen Begegnungen gar nicht genug kriegen. Kleine schöne Begegnung am Rande: Der verletzte Harry William verdingte sich als Kommentator und wir hoffen, ihn bald wieder im Ring bei EPW und darüber hinaus sehen zu können.

Doch auf diesem Erfolg wird sich nicht ausgeruht. Ende April steht bereits das nächste Event an und EPW setzt ein Zeichen und es gibt einen neuen Titel. Bei RubenMania wird die Aufmerksamkeit auf Autismus gelenkt und EPW-Star Rubén bekommt gegen Juan Aguayo die Chance auf den EPWD Autism World Championship.

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