Live: Woodstock Forever Festival – Waffenrod – 14.8. – 18.8.2024


Auf dem letzten Konzert unserer Freunde von der Hamburg Blues Band erzählte mir Bandleader Gert Lange vom Woodstock Forever Festival und dass er dort mit seiner Allstar Formation spielen würde. Als Stargast hätte er neben Gitarrist Clem Clempson (Bakerloo, Humble Pie und Colosseum) auch noch die Sängerin Inga Rumpf (Frumpy, Atlantis) neben weiteren Gästen dabei. Gert wusste, dass für mich Inga Rumpf die größte weibliche Stimme aller Zeiten ist und ich so gut wie alles von ihr in der Sammlung habe. Wir also Hotel gebucht und Tickets gekauft. Bei den Tickets gabs gleich die erste positive Überraschung. Fünf Tage Festival mit an die 30 Bands plus Rahmenprogramm wie Fressmeile, Marktstände, Feuershow, Kinderprogramm … da ist ein positives Preis-/Leistungsverhältnis bei einem Ticketpreis von circa 130 Euro garantiert. Neben den Hamburg Blues Band Allstars stand für mich noch ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm, den ich unbedingt sehen wollte. Die Schweizer Progressiv Urgesteine von Krokodil. Da ich seit zig Jahren ein großer Fan von Krokodil bin und all ihre Platten in der Sammlung stehen habe, war das natürlich für mich ein Highlight und ein Must-See!

DONNERSTAG – 15.08.2024
Unser Hotel war laut Google Maps gerade mal 8 Minuten entfernt im Nachbarort. Das Werrapark Resort Hotel Heubacher Höhe in Heubach. Die Bilder schauten ganz gut aus, ein Wellnessbereich mit Pool, Saunen und Sportzentrum war vorhanden, also war ausspannen angesagt. Leider hatten sich irgendwelche Mächte gegen uns verschworen, denn ausgerechnet die einzige direkte Verbindungsstraße zwischen Festival und Hotel war komplett gesperrt wegen Bauarbeiten. Ein gut 30 Kilometer langer Umweg war vonnöten. Noch dazu musste ich leider vernehmen, dass Inga Rumpf abgesagt hatte. Ein Todesfall in der Familie zwang sie leider dazu.
Den Festival-Mittwoch ließen wir komplett ausfallen, Anreisetag war für uns Donnerstag. Angekommen im Hotel ein ziemlicher Schock, denn das „Resort“ entpuppte sich als anscheinend ehemalige FDJ-Kaderschmiede der ehemaligen DDR mit dementsprechender Qualität. Der Standard war als besseres Ukraine/Russland Ferienhotel auszumachen. Nachzulesen in Kyras Bericht Tour de Tristesse. (Galeriebilder anklicken)

Da das Line-Up des Festivals sich bis kurz davor leicht änderte, hatte ich für den Donnerstag der eigentlich zur Anreise und zum Ausspannen da sein sollte, den ersten Besuch des Festivals eingeschoben. Martin Barre, ehemals langjähriger Gitarrist von Jethro Tull und Mitkomponist all ihrer großen Hits spielte auf der Scheunenbühne und kurz darauf die Mannen von Gong. Ich hatte Gong vor einigen Jahren noch in ihrer großen Besetzung mit Dævid Allen und Steve Hillage live erlebt und war dementsprechend skeptisch, da keiner mehr dabei war. Auf dem riesigen Umweg zum Festivalgelände kamen wir an einer Gaststätte vorbei, die auf Google Maps eigentlich ganz annehmbar angepriesen war. Das Ergebnis ist wieder nachzulesen bei Kyras Tour de Tristesse. Die ersten Bands: Kozmic Blue, Die Steine, Dirty Sound Magnet, Ouzo Bazooka und Michael Dühnfort & The Noise ließen wir ausfallen und kamen pünktlich kurz vor dem Auftritt von Martin Barre am Gelände an. Schon von weitem konnten man einen Hügel sehen, der von Hunderten von Autos, Campern und Zelten in Beschlag genommen war. Direkt an der Zufahrt zum Campground wurden wir von einem sehr entspannten Herrn in Empfang genommen, der uns einiges erklärte und unseren Parkplatz zuwies. Nachdem wir unsere Bändchen am Arm hatten, gingen wir die circa 700 Meter bis zum Festivalgelände. Der Campground war bevölkert von tausenden entspannten Menschen aller Coleur. Viele ehemalige und Immer-noch-Hippies waren zu sehen. Der Altersdurchschnitt war anscheinend bei 65+, überall Fahnen und bunte Bänder und der unvermeidliche Geruch von bis vor kurzem verbotenen Substanzen hing in der Luft. Sofort war zu merken, dass die komplette Orga mit Security sich dem entspannten Zustand der Gäste angepasst hatte. Nirgends mürrische Gesichter und alle waren locker drauf. Martin Barre wurde bei seinem Set, welches aus alten Jethro Tull Nummern sowie aus Songs seiner eigenen Martin Barre Band bestand, richtig abgefeiert. Als Zugabe musste er natürlich das unvermeidbare „Locomotive Breath“ zum Besten geben, aber ohne die Querflöte von Ian Anderson? Wie soll da gehen? Ganz einfach … denn Sergio, der Flötist der letzten Band Flor De Loto half mit seiner Bambusflöte aus, und das klang richtig gut. Die Menge tobte begeistert und feierte. (Galeriebilder anklicken)

Da das Woodstock Forever Festival zwei große Bühnen hatte, die Scheunenbühne und die Waldbühne waren natürlich die Umbaupausen auf Null herabgesetzt. Wir wanderten also gute 100 Meter weiter zur Waldbühne und warteten auf die Musiker von Gong, die seit dem Tod von Dævid Allen aus Kavus Torabi, Dave Sturt, Fabio Golfetti, Ian East und Cheb Nettles bestehen. Das Set begann und meine Skepsis löste sich alsbald in Luft auf. Was dieses Quintett da auf die Bühne zauberte, war aller Ehren wert. Das klang sensationell gut, Allen und Hillage wurden in keiner Weise musikalisch vermisst. Gut 95 Minuten brannten die fünf ein musikalisches Feuerwerk ab, welches die Leute begeisterte. (Galeriebilder anklicken)

Als letzte Band vor der Aftershow Party mit DJ Electric standen die fünf Jungs von Flor De Loto auf der Scheunenbühne. Einer Band aus Peru, die sich einer Mischung aus Folk und harten Klängen verschrieben hatten. Laut eigener Aussage eine Mischung aus Metallica und Jethro Tull. Wir hörten uns die ersten paar Songs des Fünfers an und was wir da hörten, gefiel uns ganz gut. Tolle Leistung Jungs! Ihr dürft sehr gern öfter in Deutschland spielen. (Galeriebilder anklicken)

Beim Rückweg vom Hotel setzte ich mich einfach über die Straßensperrung hinweg und wir fuhren die gesperrte Route, was auch absolut kein Problem war. Kurz nach Mitternacht arbeitete dort keiner mehr und wir waren 10 Minuten später in unserem winzigen Zimmer.

FREITAG – 16.08.2024
Für den Freitag hatten wir uns was ganz Besonderes vorgenommen. In der Nähe von Suhl gibt es das Bunkermuseum Frauenwald. Ein ehemaliger NVA Führerbunker der Stasi und Ausweichstelle der Zentrale Suhl. Voll eingerichtet und in weiten Teilen auch noch funktionstüchtig. 3600 Quadratmeter DDR Geschichte im Kalten Krieg. Nach der Führung durch den Bunker machten wir einen Abstecher ins Waffenmuseum nach Suhl. Anschließend fuhren wir zurück zum Bunkermuseum und ließen uns im dazugehörigen daneben liegenden Waldhotel Rennsteighöhe ein sehr vorzügliches Abendessen schmecken, ehe es auf direktem Wege wieder zum Festival ging. Gegen 20:30 Uhr waren wir wieder auf dem Gelände, wo auf der Scheunenbühne gerade Harlem Lake zugange waren. Der holländische Fünfer bestehend aus einer Sängerin, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Orgel machten nett anzuhörenden Americana Sound, sumpfigen Blues gewürzt mit einer Prise Soul. Manchmal wollte man sie eher in den Südstaaten der USA verorten als in ihrer Heimat, den Niederlanden. (Galeriebilder anklicken)

Jetzt um 22:00 Uhr kam einer der Gründe auf die Waldbühne, die den Besuch vom Woodstock Forever für mich zu einem Erlebnis machten. Die Schweizer Musiklegende Krokodil mit ihrem Progressivrock, der trotz Schweiz zum deutschen Krautrock gezählt wird. Trommlerlegende Düde Dürst, der in den Swinging Sixties seine Drumsticks schon für die legendären Les Sauterelles wirbeln ließ, war neben Bassist Terry Stevens seit Anbeginn der Krokodile immer noch dabei. Komplettiert werden die beiden Legenden seit 2020 von Gitarrist und Lead-Sänger Adrian „Adi“ Weyermann und Keyboarder Erich Strebel, der auch die Background beisteuert. Krokodil hatten sich seit ihrer Reunion nicht nur auf alten Lorbeeren ausgeruht, sondern brachten seitdem drei neue Alben auf den Markt. Eine komplette Neueinspielung ihres dritten Albums, ein Studioalbum und zum Record Store Day 2024 eine Live-Doppel-LP standen zu Buche. Ihre Setlist war eine ausgewogene Mischung aus alt und neu und wusste die Leute vor der Bühne zu begeistern. Der Schweizer Vierer wurde stark abgefeiert. Besonders zwei Coverversionen ihrer großen Vorbilder wussten zu begeistern – „Tomorrow never knows“ und „Dear Prudence“ von den Beatles. Dürsts alte Band Les Sauterelles wurden seinerzeit auch als die Swiss Beatles bezeichnet. Der letzte reguläre Song der Setlist, „You’re still a Part of me“ brachte die Leute zum Mitsingen. Als Zugabe musste natürlich das unvermeidliche „Morning Dew“ dargeboten werden. Ebenfalls wieder eine Coverversion aus der Feder von Tim Rose und wie schon der Song davor auf ihrem 1969er Erstlingswerk enthalten. Gut 95 Minuten dauerte ihr Set und eine Menge Leute und Fans ließen sich anschließend alles mögliche am Merch-Stand von den Krokodilen signieren. (Galeriebilder anklicken)

Nach einem ausgiebigen Plausch mit den Schweizern wanderten wir wieder zurück zur Scheunenbühne, um die letzte Band des Abends anzuschauen. Ein Powertrio namens Doctor Victor aus der tschechischen Hauptstadt Prag stand da auf der Bühne. Was braucht es mehr als Bass, Gitarre und Schlagzeug? Richtig – eine gehörige Portion Rock’n’Roll. Und den bot der Prager Dreier zur Genüge. Lange Haare, Schlaghosen, großes Gepose und ein knalliger Rock-Sound der des Öfteren an Greeta Van Vliet oder Maneskin erinnerte. Man konnte sofort hören, wer die großen Vorbilder des Trios sind. Led Zeppelin, Cream, Black Sabbath und Co. Der Menge gefiel es, uns auch, und alles feierte vor der Bühne. (Galeriebilder anklicken)

Das anschließende Rahmenprogramm von DJ Bunzel wollten wir uns aber nicht mehr geben, sondern zogen einen ruhigen Ausklang in unserem winzigen Hotelzimmer vor.

Samstag – 17.08.2024
Der Samstag stand für uns eigentlich ganz im Schatten der Hamburg Blues Band Allstars. Obwohl Inga Rumpf abgesagt hatte, waren wir gespannt, wen Bandleader Gert Lange dieses Mal wieder dabei hatte. Ich hatte die HBB in den fast 30 Jahren seit ich sie kenne in zig verschiedenen Besetzung live erlebt. Gert hat die Gabe, immer wieder die größten Namen der Musikwelt in die Band zu integrieren oder als Gäste dabei zu haben. Dick Heckstall-Smith (Graham Bond, Blues Incorporated, Bluesbreakers, Colosseum), Pete Brown (Cream), Maggie Bell (Stone the Crows), Clem Clempson (Bakerloo, Humble Pie, Colosseum), Arthur Brown (Kingdom Come), Brian Auger, Miller Anderson (Keef Hartley Band, Spencer Davis Group), Hans Wallbaum (Curly Curve, Interzone), Bexi Becker (Lake, Spooky Tooth), Geoff Whitehorn (Roger Chapman, Bad Company, Procol Harum), Mike Harrison (Art, Spooky Tooth), Ingo Bischof (Kraan, Guru Guru, Karthago), Adrian Askew (Atlantis, Lucifers Friend), Chris Farlowe (Atomic Rooster, Colosseum), Micky Moody (Juicy Lucy, Whitesnake, Tramline, Snafu) … Allesamt sehr große bekannte Namen aus der Musikwelt … und Gert versammelte sie alle in seiner Band. Am Nachmittag stand eine Band auf dem Programm, deren Gründer und Hauptperson ich seit bereits 40 Jahren kenne und schätze und die ich mir immer und immer wieder live anschaue, wenn sie in meiner Reichweite spielen. Wir kamen also bereits im 14:30 Uhr am Festivalgelände an und konnten die letzten zwei Songs von Melanie Mau & Martin Schnella, einem Trio aus Gesang, Gitarre und Bass bestehend noch live erleben, die diese auf der ersten vorgelagerten Liftbühne performten. Ihr akustischer Mix aus Prog und Folk wusste auch einige hundert Zuhörer vor der Bühne zu begeistern.

Mitten am Nachmittag kam jetzt eine Legende auf die Scheunenbühne. Der Schamane aus dem Odenwald Mani Neumeier stand jetzt mit seiner unverwüstlichen Jazz-Kraut-Progrock-Underground Gruppe Guru Guru auf dem Programm. Die Vorreiter der deutschen Weltmusik waren seit jeher ein Garant für begeisterten Sound, der die Leute mitreißen konnte, vor allem wenn Neumeier als Elektrolurch maskiert performt. Ich kenne den Mani schon seit den frühen Achtzigern und hab ihn mindestens schon an die 20 mal live gesehen und muss sagen, auch beim nächsten Auftritt wird es keine Sekunde langweilig. Begleitet wird er von seinen alten Weggefährten Roland Schaeffer (Ex-Brainstorm) an Gitarre und arabischer Tröte, und Peter Kühmstedt (Ex-Aera) am Bass. Beide spielen schon seit 1976 beziehungsweise 1977 bei Guru Guru. Zwischen 1988 und 2016 spielte der Mannheimer Hans Reffert (Ex-Flute and Voice, Zauberfinger) die Gitarre bei Guru Guru. Als Reffert im Februar 2016 von uns ging, übernahm dessen alter Musikspezl Jan Lindquist (Ex-Zauberfinger) die Gitarrenrolle neben Roland Schaeffer für die nächsten vier Jahre. Der wurde dann 2020 abgelöst von Zeus B. Held, dem ehemaligen Keyboarder von Birth Control, Touch und Gina X. War der Guru Guru Sound vorher ziemlich gitarrenlastig angelegt, brachte Held mit seinen Keyboards einen völlig neuen Touch mit in die Band, was dem Sound sichtlich gut tat. Jetzt stand also der Vierer auf der Bühne, der seit vier Jahren die Menge überall zu begeistern wusste. Mani und seine Freunde hatten wir erst noch vor kurzem in Freising live gesehen. Wir hatten uns schon vor dem Auftritt gesehen und begrüßt. Mit Schaeffer hatte ich auch noch eine ausgiebige Unterhaltung über Schlangen und ihre Haltung, im Laufe derer ich mich über sein Interesse sehr freute. Wir halten rein zufällig einige Schlangen in unserem Haushalt. Mani und seine Mannen wussten mit einer ausgewogenen Mischung aus alten und neuen Songs wie bei jedem Auftritt die Menge zu begeistern. Songs wie „Living in the Woods“, bei dem Mani Neumeier mit seiner Stand-Tom direkt am vorderen Bühnenrand trommelt, kennt man wie auch „Izmiz“, „Iddli Killer (East)“ oder „Space Baby“ bereits seit gut 30 Jahren von der Setlist – moderne Klassiker sozusagen. Für die abertausenden von Hippies war Neumeier mit seiner Truppe natürlich die perfekte musikalische Begleitung an einem schönen Nachmittag. Spätestens als Peter Kühmstedt aber die weltbekannten Basstöne vom größten Hit der Truppe anstimmte und Mani Neumeier als Elektrolurch maskiert auf der Bühne stand, tobte die Menge begeistert. „Gestatten, hier spricht der Elektrolurch“ – „Volt, Watt, Ampere, Ohm – ohne mich gibt’s keinen Strom“. Eigentlich wohnt Lurchi ja im Odenwald in der Lüsterklemme neben dem Hauptzähler, aber egal wo Lurchi losgelassen wird, er sorgt jedes Mal für Begeisterungsstürme, und so auch hier. Nach gut 90 Minuten wurden Guru Guru begeistert von der Bühne verabschiedet. Mani Neumeier war wie seine liebe Frau Etsuko und auch Zeus B. Held anschließend noch auf dem Festivalgelände unterwegs und schauten sich andere Auftritte an. (Galeriebilder anklicken)

Die beiden folgenden Bands, The Magic Mumble Jumble und Sound on Purpose schaute wir uns nicht an, weil wir Hunger bekamen und was essen wollten. Hatten wir in den letzten Tagen schon einiges probiert, wollten wir uns jetzt an der Pizza vom Stand Pizza Tank aus Berlin versuchen. Eine junge Truppe war hinter einem Tresen am backen und Teig ausrollen. Die Organisation war schon beim Bestellen etwas chaotisch. Einige nahmen es auch hygienetechnisch nicht ganz so genau, einen nackten Oberkörper, der von Schweiß tropft, brauche ich jetzt nicht unbedingt an meinem Pizzateig. Die Bestellungen wurden auf abgerissene Papierstücke gekritzelt, die dann nach und nach abgearbeitet wurden. An der Ausgabe stand eine aufgedonnerte Blondine, die sich wie benahm wie die Hauptperson des Ganzen, auch lautstärketechnisch. Meine bestellte Pizza, die zusammen mit der von Kyra in den Ofen geschoben wurde, bekam ein anderer, da seine offensichtlich nicht gemacht worden war, mit der Hygiene stand Blondie absolut nicht in einer Linie. Einige Festivalbändchen am Arm, die beim Zerteilen der Pizza kreuz und quer über den Pizzabelag schleiften, sollte man eigentlich nicht tolerieren, dass Belag, der beim Zerteilen etwas verrutscht einfach mit den Fingern wieder an Ort und Stelle geschoben wird, eigentlich auch nicht. Aber wir sind auf einem Festival und nicht beim Sternekoch … dass Blondie aber auf meine Beschwerde extrem patzig und anmaßend wird, in keiner Weise. Auf meine Bemerkung, was wohl das Gesundheitsamt zur Sache Hygiene sagen würde, wurde sie übelst patzig, was auch noch eine offizielle Beschwerde beim Veranstalter zur Folge hatte. Dass der Gast eigentlich König sein sollte, hat Prinzesschen anscheinend noch nicht kapiert, denn sie weigerte sich anschließend uns weiter zu bedienen – obwohl wir bereits das Essen bezahlt hatten. Ihrer Kollegin war das sichtlich peinlich. Eine ordnungsgemäße Bonierung fürs Finanzamt ist anscheinend auch ein Fremdwort für den Pizza Tank. Ausgegeben wurden die Pizzen ohne Teller – einfach auf einem Stück Backpapier mit eingedrehten Ecken, was zur Folge hat, dass aus einer flachen Pizza ein Klumpen matschiger Pizza-Zutaten wird, der sich mangels Besteck so gut wie nicht vernünftig essen lässt. Das war das erste und letzte Mal Pizza Tank. Ein absolut unmögliches Verhalten.

Um kurz nach Sieben wars dann endlich soweit. Aus den Lautsprechern an der Scheunenbühne erklangen die Töne eines Nebelhorns und das bekannte Intro „Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins“ von Hans Albers gesungen, erklang. Die Stammtruppe der Hamburg Blues Band enterte die Stage, bestehend aus Bandchef Gert Lange an Gesang und Gitarre, Gitarren-Hexer Krissy Matthews an der Leadgitarre, Schlagzeuger Eddie Filipp, der seine Sticks schon für viele Größen der Musikwelt wirbeln ließ, unter anderem für Such a Surge, Hannes Wader oder Alex Conti nahm hinter seiner Schießbude Platz. Bass-Urgestein Reggie Worthy, der seinerzeit schon bei Ike and Tina Turner seine dicken Saiten bei „Nutbush City Limits“ zupfte oder den einen oder anderen Song für Ex-Animal Eric Burdon veredelte, war eigentlich schon ganz am Anfang der Hamburg Blues Band dabei. Krissie schaute optisch wie aus einem schlechten Pornofilm aus den Siebzigern aus. Stirnband, riesige Brille mit Kassengestell und zu guter Letzt goldglitzernde Stiefeletten zum orangefarbenen Anzug – voll pornös und stilecht der Gute. Als ersten Gastmusiker holte Gert Lange dann den Engländer Will Wilde an der Blues-Harp auf die Bühne. Und jetzt kam Schwung in die Bude. Wilde brachte gehörig Puste durch die Lamellen seiner Harmonicas und das passte wie Arsch auf Eimer zum Bluessound der HBB. Als ob er immer schon dabei gewesen wäre. In seiner Heimat UK wurde Wilde kürzlich bei den UK Blues Awards als „Instrumentalist des Jahres 2024“ nominiert und Größen wie Walter Trout loben ihn in den Himmel. Am hinteren Bühnenrand tauchte heimlich neben Drummer Filipp ein Groupie auf. Oberguru Mani Neumeier stand mit auf der Bühne und machte mit seinem Handy Bilder in Richtung Publikum. Nach ein paar Songs holte Gert dann den hessischen Organisten Frank Tischer auf die Bühne. Beheimatet Nähe der Wasserkuppe in der Rhön begleitete Tischer schon Größen wie die Miller Anderson Band oder die Spencer Davis Group. Bekannter ist sein Wirken und seine Konzerte im in einer alten Radarkuppel zu Hause auf dem Gipfel des höchsten Berges von Hessen, der Wasserkuppe in rund 1000 Metern Höhe. Dort, im Inneren der Kuppel (Das Radom), komponiert und produziert er seine Musik und tritt regelmäßig auf. Besucher werden dabei in Sphärische Klangwelten a la Tangerine Dream, Popol Vuh, Jean Michel Jarre oder Klaus Schulze entführt. Leider ging Tischer im Sound-Gefüge der Hamburg Blues Band etwas unter, zu dominant war die Blues-Harp von Wilde. Teilweise überlagerten sich die Tonspuren und es klang etwas matschig. Die Orgel war des Öfteren fast oder gar nicht zu hören. Als nächsten Gast holte Gert eine Musiklegende auf die Bühne. Bakerloo, Humble Pie oder Colosseum sind legendäre britische Bands, die Musikgeschichte schrieben. Gitarrist Clem Clempson, der seit zig Jahren immer mal wieder auf Touren der HBB dabei ist. Clempson an der Gitarre ist ein Musiker, der Seele und Technik vereint, einer der besten Bluesgitarristen aller Zeiten. Lange verschwand dann einige Male von der Bühne und überließ Clem den Platz im Rampenlicht. Leider wurde der performte Blues trotz der Brillanz von Clempson manchmal etwas langatmig für die Besucher und wir hörten einige Missfallensbekundungen im Publikum. „Das dauert zu lang“, „langweilig“ oder „eintönig“ meinten einige Gäste. Bassist Reggie Worthy stand meines Erachtens auch nicht mit der selben Spiellaune auf der Bühne, wie ich ihn schon einige Male erlebt hatte. Zwischenzeitlich wirkte er sogar etwas lustlos. Zwischendrin durfte er ein wenig glänzen, als er den Riesenhit „Nutbush City Limits“ von Tina Turner spielte und dabei die Vocals übernahm, muss aber sagen, dass das auch etwas runtergerattert rüberkam. Irgendwie waren die Hamburg Blues Band Allstars nicht so recht eine Einheit und ihr Auftritt kam mir vor wie mit gebremstem Schaum gespielt. Manche Passagen plätscherten etwas lieblos dahin. Als Ersatz für Inga Rumpf musste die Norwegerin Heidi Solheim, Sängerin bei der norwegischen Classic-Rock Band Pristine herhalten. Was hörten wir für Vorschusslorbeeren über diese Sängerin … aber das Fazit gleich vorweg: Ojemine, das war nix! Aufgedonnert im silbrig/weißen Paillettenkostümchen fegte der rotschopfige Wirbelwind Heidi mächtig über die Bühne und legte sich stimmlich sehr ins Zeug. Ihre Röhre war in keiner Weise schlecht, aber passte halt leider so gar nicht zum erdigen Blues der Hamburg Blues Band. Ihre Stimme klingt modern, was aber der Sound der HBB beileibe nicht ist. Mir kam ihr ganzer Auftritt so vor, als dass da ein Fremdkörper mit auf der Bühne steht. In einer modernen Bluesrock Band passt ihre Stimme zu 100% ins Gesamte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, Solheim als Sängerin in der Krissy Matthews Band zu hören, aber eben nicht bei den alten Dackeln der Hamburger. Auch optisch wirkte sie durch ihr Bling-Bling-Kostümchen viel zu schrill und aufgesetzt. Der etwas matschige Gesamteindruck der HBB-Allstars verstärkte sich dadurch leider noch mehr und wir verließen noch vor den Zugaben den Platz. Der Funke sprang heute einfach nicht über. An diesem Abend fehlten Ansagen und das Zusammenspiel mit dem Publikum. Auch die Abwesenheit von Inga Rumpf wurde einfach stillschweigend übergangen. Ich kenne Gert Lange und seine Truppe gut 30 Jahre, war auf zig Konzerten dabei, in egal welcher Besetzung und bisher war ich immer komplett begeistert. Leider muss ich feststellen, dass dieser Auftritt ihr bisher schlechtester war, den ich live miterlebt habe. Für mich persönlich sehr schade. (Galeriebilder anklicken)

Der letzte Absatz soll jetzt allgemein dem Festival Woodstock Forever an sich gelten. Von weitem sah man bei der Anfahrt schon aus zig Kilometer Entfernung den Campground und ich dachte mir, dass das bestimmt ein Chaos werden würde. Wer veranstaltet auch ein großes Festival über mehrere Tage mitten in der Thüringischen Pampa, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht wünschen, und man eigentlich nicht mal tot übern Gartenzaun hängen möchte? Tja … ich wurde eines besseren belehrt. Schon bei der Ankunft am Ground merkte ich eine komplett gelöste und entspannte Stimmung, die sich eigentlich durch die kompletten Tage durchziehen sollte. Das Gelände vom Feriendorf Auenland eignet sich perfekt für ein solches Event. Die komplette Security Truppe war sehr freundlich und locker drauf. Die Tausenden von Hippies sowieso – Vom Klientel her sind das eh diejenigen, die absolut keinen Bock auf irgendwelchen Stress haben. Die Lösung mit den verschiedenen Bühnen war perfekt, die Umbaupausen gleich Null und die Entfernung in fünf Minuten easy zu bewältigen. Auch die Anordnung der Fressmeile und der Händlergasse war sehr gut gelöst. Sehr positiv ist uns die Müllsituation aufgefallen. Der ganze Platz war sehr sauber, nirgends lag Müll herum. Dem Veranstalter kann ich nur ein riesiges Kompliment aussprechen, mit welcher Souveränität er ein solch großes Event seit einigen Jahren auf die Beine stellt. Für mich eines der schönsten Festivals, das ich je besucht habe. Persönlich gabs für mich nur drei Negativpunkte an dieser Tour. 1) Die gesperrte Straße zum Hotel die einen langen Umweg vonnöten machte, aber dafür kann der Veranstalter nichts. 2) Der für mich schlechteste Auftritt der Hamburg Blues Band bisher. 3) Diese bodenlose Frechheit am Pizza Tank Stand der Berliner durch diesen unmöglichen nervigen Blondschopf. Alles andere war TOP! Danke.

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