CD: Eric Burdon – ‚Til your River runs dry


Eric Burdon – Die schwärzeste Stimme in einem weißen Körper. So wurde Eric Victor Burdon seit seinen musikalischen Anfängen 1958, und anschließend mit der Alexis Korners Blues Incorporation und den Animals immer betitelt und beschrieben. Rhythm’n’Blues war seit jeher sein Metier und in seiner jetzt mittlerweile 66-jährigen Karriere sind an die 50 Longplayer mit oder von Burdon herausgekommen. Sei es mit den Animals, als Eric Burdon Band, zusammen mit der schwarzen Soul-Funk-Afrobeat Gruppe War oder einfach nur solo unter seinem Namen. Hohe Qualität hat Eric Burdon immer zu 100% abgeliefert. Wenn Eric Burdon in Mikro röhrte, konnte jeder brünstige Hirsch neidisch werden. Von laut heulend und schreiend bis leise flüsternd, Burdon hatte alles drauf und setzte es ein.

Eine seiner letzten Scheiben wanderte mir zufällig ins Haus. Sein bisher letztes Studio Album ‚Til your River runs dry aus dem Jahre 2013. Da wir gerade eine kleine Urlaubstour zum Woodstock Forever Festival planten, wanderte der Silberling sogleich in den CD-Player vom Auto.

Los geht’s mit einem sehr schönen etwas treibenden Americana Song namens „Water“. Ab ins Auto, Fenster auf und ab auf den Highway. Einen souligen Touch bringt der schöne Background Gesang von Billy Valentine und Will Wheaton ins Spiel, der der ganzen CD einen musikalischen Stempel aufdrücken. Langsamer wird’s bei „Memorial Day“, welches in einem verschleppten Reggae Rhythmus daherkommt. Man kommt unweigerlich ins Grooven, die Schweineorgel Hammond B3, gespielt von Red Young, und der Solopart von Gitarrist Billy Watts bringen starke Akzente in den Song ein. Ab in die Sümpfe Louisianas geht’s mit „Devil and Jesus“, einem Song, der sehr gut aus der Feder von Mac Rebenack alias Dr. John stammen könnte. Hier fällt zum ersten Mal die glasklare Produktion auf, mit welcher das Album produziert wurde. Jedes Instrument ist klar und differenziert auszumachen. New Orleans Groove in perfekter Art und Weise, bei der die Stimme Burdons teilweise sehr tief runtergeht. Wir wandern musikalisch weiter in den Süden, nämlich in Richtung Kuba. „Wait“ hätte bestens in den Buena Vista Social Club gepasst. Eine akustische spanische Gitarre, gespielt von Eric McFadden wechselt sich hier mit den prägnanten Vocals von Eric Burdon ab. Südstaaten, groovender Rhythmus a la Creedence Clearwater Revival und eine teilweise sägende Gitarre … so kann man „Old Habits die hard“ treffend beschreiben. Das ist die perfekte Untermalung für lange Autofahrten in einen Sonnenuntergang. Gleich drei Gitarristen geben sich beim „Bo Diddley Special“ die Klinke in die Hand. Billy Watts und Eric McFadden werden von Johnny Lee Schell unterstützt. Der Songtitel ist hier Programm. Die Hammond wummert unaufdringlich durch den Leslie Speaker, das Tempo wird verringert, klare Piano-Töne und fertig ist das Strickmuster für „In the Ground“. Hier sticht sich die stimmliche Bandbreite von Burdon in ihren Facetten hörbar in den Vordergrund. Tief stammelnd bis hoch heulend, Burdon zieht spielend alle Register.

Fast filigran kommt „27 forever“ einher. Wieder brilliert die Stimme Eric Burdons vordergründig. Erstmals kommen Trompete und Saxophon mit ins Spiel, bleiben aber dezent im Hintergrund. Leiser Scat-Gesang, dumpfe Töne aus einer Tuba, abgehackte Strophen und eine Stimmung wie auf einer Beerdigung im tiefsten Süden der USA. Wir sind bei „The River is rising“ wieder in New Orleans angekommen. Sehr akzentuierte Trompetentöne lassen den Mississippi musikalisch ansteigen. „Medicine Man“ ist nicht ganz so sumpfig depressiv wie der Song zuvor. Ruhiger bluesiger Rhythm’n’Blues plätschert etwas langatmig dahin. Bis hierher der Track, der mich am wenigsten packt, obwohl er beileibe nicht schlecht ist. Der kleine Gitarren-Solopart bringt aber nicht wirklich Schwung in die Bude. Soulig-Bluesig wird’s in „Invitation to the White House“. Man kann sich bestens eine kleine verrauchte Bar zu später Stunde vorstellen, in der Eric Burdon sich die Bühne mit der Haus-Band teilt. Das Pianospiel und die Trompete treten hier prägnant mit der Stimme Burdons in Konkurrenz. Eric Burdon heult wie in seinen besten Jahren, bleibt aber dezent und unaufdringlich. Als letzte Nummer darf eine Komposition von Bo Diddley herhalten. Das bekannte „Before you accuse me“ bildet einen würdigen Abschluss, in dem Gitarre und Piano nochmals zu Höchstform auflaufen. Obenauf aber thront diese pechschwarze Stimme eines Eric Burdon, die in über sechs Jahrzehnten gar nichts von ihrer Prägnanz und Brillanz verloren hat.

Ein tolles Alterswerk, welches den Vergleich mit den bekanntesten Werken eines Eric Burdon in keiner Weise zu scheuen braucht. Ein Werk, welches jeder Sammlung gut steht. Zu guter Letzt will ich noch drei Namen anführen, ohne die diese Scheibe nicht das geworden wäre, was sie ist. Reggie McBride am Bass, Tony Braunagel an den Drums und Mike Finnigan an der Hammond B3, die alle ein solch solides Fundament bilden, auf der sich alle anderen Instrumente und nicht zuletzt die Stimme Burdons regelrecht austoben konnten. Geschrieben wurden alle Tracks mit Ausnahme des letzten Songs von oder mit Eric Burdon.

4,5/5

Eric Burdon – ‚Til your River runs dry

Tracklisting:
01 – Water
02 – Memorial Day
03 – Devil and Jesus
04 – Wait
05 – Old Habits die hard
06 – Bo Diddley Special
07 – In the Ground
08 – 27 forever
09 – River is rising
10 – Medicine Man
11 – Invitation to the White House
12 – Before you accused me

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