Red Raven ist eine deutsche Rock-Metal-Formation aus Bexbach. Mit ihrem neuen Album Chapter Two: DigitHell wollen die fünf Männer zeigen, was sie drauf haben. Und ja, ich kann es nicht lassen, vom Leder zu ziehen: Suchet und ihr werdet finden, ist nicht nur ein schönes Bibelzitat, sondern auch das Motto der Band, wie es scheint, denn man muss ziemlich wühlen, um an Infos zu kommen. Die Homepage bietet spärliche Infos und nur auf Englisch, was mich jetzt nicht weiter stört, ich aber bei einer deutschen Band auch nicht gerade prickelnd finde. Etwas mehr Fleisch könnte dann auch dran sein und teilweise kann man den Text nur schwer auf dem Hintergrund lesen. Facebook ist noch ermüdender, denn dort werden gerade mal die Namen der Mitglieder und das Gründungsjahr genannt. (Stand: 01.12.17) Schade eigentlich, zumal man solche Dinge schnell beheben könnte und gerade auch auf einer sonst recht liebevoll betriebenen Webseite mehr Information geben könnte. Aber es geht um die Musik, nicht wahr? Die läuft nebenbei, während ich nach Infos suche und es ist passend, dass Sänger Frank Beck recht aggressiv seine Texte ins Mikro schmettert, dadurch wird die produzierte schlechte Laune gemildert.
Was machen Red Raven? Nach dem ersten Kapitel schließen sie recht nahtlos mit feinem Melodic Metal an. Dabei ist der erste Song ein Intro, das so gar nicht recht passen möchte, weil es so sanft und ruhig ist. Naja, aber ab Song Nummer zwei geht es dann in die Vollen. Ein Gitarrenbrett wird dem Hörer entgegen geschleudert, was bei zwei Gitarristen wenig verwunderlich ist. Dabei geht es in einem Midtempo rund, das man sehr gut mitbangen kann. Die Köpfe können langsam mitschwingen und man muss sich auch nicht durch das Schlagzeug beeinflussen lassen, das nicht getriggert dahin galoppiert. Im Gegensatz zu „Collapse“ und „Dance with a freak“ ist „Out of memory“ eine langsame Schunkelnummer. Da ist mal jegliches Tempo auf der Strecke geblieben und das wird auch nicht durch eine Bridge oder den Refrain geändert. Hier stört mich immens der Gesang. Hatte bei den ersten Nummern noch alles gepasst, hört es sich hier etwas unsicher an. Ist vielleicht nicht die beste Nummer, die man lieber skippen sollte. „Proud“ könnte stellenweise The Rasmus entsprungen sein. Ganz andere Richtung? Stimmt, aber die erste Assoziation sollte man nicht einfach in die Tonne kloppen. Es ist wieder langsam, zeitfüllendes „Whohoo“-Gesinge zwischendurch. Gehen bereits hier die Ideen aus? Weiter zu „On my way“. Hört man nur den Titel, könnte man einen spurtenden Rhythmus erwarten. Nun ja, oder eben doch wieder was Langsames. Und nun wird es mir zu langsam. Haben die ersten beiden Songs noch gut vorgelegt, wechseln sich hier langsame und langweilige Balladen ab. Ich hätte erwartet, dass sich langsame und schnellere Nummern die Klinke in die Hand drücken, werde aber herbe enttäuscht – und meine anfängliche Begeisterung, die mich immerhin zu 4,5 Punkten getrieben hätte, ist bei der Hälfte des Silberlings endgültig zu einer 1 geschmolzen – wie ein Schneemann in der Hölle. Titeltrack „DigitHell“ versucht sich dann wieder in der härteren Schiene und ballert ein klein wenig mehr. Das Lied hat auf jeden Fall den „Ich klatsch mal mit“-Charakter, den man live braucht. „Running Out“ kommt der kleinen Bassloverin in mir zugute – später dann auch dem Teil in mir, der auf harte Riffs steht. Nicht aufhören! Aber nein, da kommt auch schon wieder der Hammer, der das Tempo nimmt. Das ist wie …. Ronaldo alleine vorm Tor und dann kommt eine Mücke, fliegt gegen seine Stirn und er weint und die Fans weinen mit, weil der Ball verloren ist. Ernsthaft, da will man seine E-Gitarre packen und der Band links und rechts um die Ohren hauen. Ihr habt so geile Ansätze und macht sie so widerlich zunichte! Und klar fängt „Save me“ fein an, aber werde ich da nicht auch wieder enttäuscht? Hm, nur ein klein wenig, denn hier wird mal ein bisschen mehr Power beibehalten. Das rockt schon und zeigt, dass Red Raven es eben doch können, wenn sie wollen – nur wollen sie wohl nicht immer. „The best man I can be“ ist irgendwie nicht neu. Manches scheint ein bisschen abgekupfert mit anderem Text. Ach ja … es macht einfach keinen Spaß. Der Beginn von „Unbreakable“ ist mal wieder anders, bis das „Ahaaaaaa'“ kommt. Übrigens schwach an Led Zeppelin erinnernd, nur haben die es etwas mehr drauf gehabt. „Until the end of time“ beginnt schon wie die Trauerballade schlechthin und ich frage mich, wie sinnvoll ich die letzte Stunde verbracht habe. Musikalisch zumindest hätte sie besser sein können. CD aus, Nerven weg, wird nie wieder im Player landen.
Ich weiß, ich bin die böse Hexe, die das Album ein bisschen verreißt, im Gegensatz zu den Kollegen, die das zweite Kapitel erheblich positiver aufgenommen haben. Aber es tut mir leid, Jungs, ihr habt es selbst versaut. Red Raven haben was drauf, gute Ansätze in den Songs, immer wieder Anflüge von Power und guten Parts – aber dann lasst ihr nach, als würdet ihr mittendrin die Lust verlieren. Das ist so schade, denn ich bin mir sicher, ihr hättet hier das Kracheralbum bringen können, das stark als Jahresalbum anklopft. Sehr schade.
2/5
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Red Raven – Chapter Two: DigitHell
Fastball Music, 2017
CD: 14,39 €
Amazon
Tracklisting:
A perfect world
Collapse
Dance with a freak
Out of memory
Proud
On my way
DigitHell
Running Out
Save me
The best man I can be
Unbreakable
Until the end of time
Oha …. War Weibchen da aber gnädig. Ich wusste schon, warum ich dieses Machwerk nicht rezensieren wollte. Bei mir hätte es die Maximalpunktzahl von NULL gegeben.