Es ging wild los … mit zwei englischen Mädels mit Zöpfchen und verruchten Texten.

Wet Leg, ein englisches Indie-Rock-Duo hat die Menge ordentlich aufgemischt. Erster Eindruck: sehr laut und ganz in Ordnung. Als Sängerin Rhian Teasdale aber dann in einer Ballade so unfassbare Töne rausschrie, die einem kurz das Gefühl gaben, man sei in einer Oper, war klar: Die beiden sind einfach unglaublich. Das Duo von der Isle of Wight wird von einer Band begleitet, sie tanzen, feiern und haben Spaß auf der Bühne. Die altbekannte Wein- (Roger Waters), Whiskey- (Slash) oder Bier- (Post Malone) Flasche fehlt, es wird Wasser aus Tetrapaks getrunken. Rhian Teasdale und Leadgitarristin Hester Chambers zeichnet wohl genau das aus – in ihren Worten „good times all the time“. Genau in diesem Spirit ist auch ihr Bandname entstanden, auf den sie durch das Ausprobieren verschiedener Kombinationen aus zwei Emojis gekommen sind.
Nachdem also schon die Vorband die Merkur-Spiel-Arena vor rund 60.000 bunt gekleideten, häufig Boa-geschmückten, Fans das Stadion zum Beben gebracht hat, reichen schon Robbie Williams‚ „Angels“ und Queens „Bohemian Rhapsody“ vom Band, um die Stimmung aufrecht zu erhalten. Alle singen mit, tanzen und feiern, während auf den eigentlichen Star des Abends gewartet wird: Harry! Harry! Harry!

Und dann kommt er – im Pailletten Top, das bis unters Dach glitzert, glänzender Lederhose, Adidas Sneakers und einer riesigen grünen Jacke, die schon nach dem ersten Song weichen muss. Harry hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und mindestens genauso unglaubliche Tanzmoves, bei denen man sich fragt: wie macht er das bloß? Während der Show werden Pausen eingelegt, um die Karte des Boyband-Liebling voll auszuspielen. Es werden unzählige Poster an den Stehplätzen hochgehalten, die Harry vorliest und mit den Fans über Ex-Freunde lästert und beim Coming Out eines jungen Pärchens vor der Mama, die im Oberrang sitzt, hilft. Es werden Regenbogenfahnen auf die Bühne geworfen und von Styles durch die Luft geweht. Der Songtitel „Treat people with kindness“ – das „Come as you are“ der Generation Harry – ist hier Programm.
Was natürlich bei einem Ex-One Direction Mitglied nicht fehlen darf, sind die alten Klassiker, hier „What makes you beautiful“ und „Stockholm Syndrome“, neu interpretiert und vom gesamten Stadion textsicher mitgegröhlt. Mein persönliches Highlight kam erst im Encore: Mein Lieblingslied „Sign of the times“, eine Ballade nach dem Motto “Das ist nicht das erste Mal, dass wir harte Zeiten durchstehen und sicher nicht das letzte Mal“ – in dem er alles an Stimme und Gefühl gegeben hat, was er hätte geben können! Gänsehaut pur!

Mein Fazit: Als absoluter Verfechter von Sitzplätzen auf Konzerten (und Aufstehen, sobald der Künstler kommt!) war ich auf diesem Konzert zum ersten Mal wirklich traurig, nicht in der Menge auf den Stehplätzen zu sein. Bunt gekleidete Menschen mit Cowboyhüten und Federboas machen Polonaisen, eröffnen Moshpits, um darin zu tanzen, statt sich zu schubsen (ein Grund für meine Stehplatz-Aversität) und feiern ihr Leben! Harry Styles live kann und sollte man sich wirklich anschauen! Eine 10/10 für mich. Das Konzert … und Harry natürlich auch.
Setlist:
01 – Daydreaming
02 – Golden
03 – Adore you
04 – Keep driving
05 – Stockholm Syndrome
06 – She
07 – Matilda
08 – Satellite
09 – Late night talking
10 – Happy birthday to you
11 – Cinema
12 – Music for a sushi restaurant
13 – Treat people with kindness
14 – What makes you beautiful
15 – Grapejuice
16 – Watermelon sugar
17 – Fine line
– Encore –
18 – Sign of the times
19 – Medicine
20 – As it was
21 – Kiwi







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