Katherine Knight lebt in Australien und tyrannisierte ein ganzes Dorf. Vor allem aber ihre Männer, denen sie immer wieder meist grundlos Untreue unterstellte. Doch bei verbalen Ausbrüchen blieb es nicht, Knight wurde tätlich. Schließlich gipfelten ihre Eifersucht und ihr Hass in einem Blutbad und ihr letzter Mann überlebte die leidenschaftliche Liebe nicht.
Green schreibt True Crime, hat sich – nicht nur Die Kannibalin – wahre Fälle, die mehr oder meist eher weniger bekannt sind, herausgesucht und sie zu Büchern verarbeitet. Die Geschichten sind dabei recht kurz gehalten. Was wie eine spannende Serie für True Crime Fans aussieht, entpuppt sich leider als gut gemeint und schlecht gemacht. Der Autor hat Fakten gesammelt – so weit, so gut -, aber er kann sie nicht richtig in Form bringen. Das Buch liest sich wie eine schlechte Polizeiakte, in der es mit dem Beamten immer wieder durchgegangen ist und er seine Sachlichkeit verloren hat. Wahlweise auch wie ein Roman, der schlechter nicht geschrieben sein könnte. Es fehlt an Empathie, an Beschreibungen, an der Geschichte um die harten Fakten herum, an dem, was ein Buch spannend und lesenswert macht. Green kann sich scheinbar nicht auf einen Stil einigen und schmeißt kurze, emotionale Sätze in einen sonst eher mäßig sachlichen Text. Beides passt nicht, es formt sich nicht zu einem kohärenten Ganzen. Hat er nur einen Wikipediaartikel weiter ausformuliert und ein paar Sätze dazwischengeschoben? Hat er Zeitungsartikel abgeschrieben und umformuliert? Wo ist die Geschichte, wo ist da Lebendige – oder auch gerne das komplett Sachliche? Der Titel ist auch vollkommen falsch gewählt, Knight probiert einmal ein Stück Menschenfleisch, was sie nie angetrieben hat, aggressiv zu sein und nie ihr Ziel war, aber das spuckt sie wieder aus und es ist auch nicht der zentrale Punkt der Knight-Geschichte.
Was man aus dem Buch mitnimmt, ist eine tragische Lebensgeschichte einer ungeliebten Tochter, die früh gelernt hat, hart zu sein und auf ihrer beständigen Sehnsucht nach Liebe und Treue zur Mörderin wird. Es zeigt, dass nicht nur Frauen Opfer von häuslicher Gewalt werden können. Auch Männer können Opfer sein, schlucken, vieles hinnehmen und Angst vor der Partnerin haben. Ein Learning, das vielleicht immer noch sehr wichtig ist, weil männliche Opfer häuslicher Gewalt viel zu sehr aus Scham und Schuld und Angst schweigen und ihre Peinigerinnen nicht anzeigen und sich nicht offenbaren.
1/5
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Ryan Green – Die Kannibalin
Independent, 2023
Seiten: 158
Taschenbuch: 10,69 €

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