Als Einleitung will ich diesmal einen Satz aus der Bibel anführen. Buch Genesis, Kapitel 1, der da lautet: Gott sprach: Es werde Licht, und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war und er schied das Licht von der Finsternis.
Marty and the who? Wer ist das? Kennt an den oder die? Die einen oder anderen könnten von der Formation vielleicht schon gehört haben. Hat Marty, im bürgerlichen Leben auf den Namen Martin Punsch hörend, bereits seinen dritten Longplayer kurz vor den Startlöchern. Nach Moon over Baskerville von 2014 und Walk a straight Line aus dem Jahre 2019 steht nun im Laufe des Jahres die dritte Platte vor der Veröffentlichung. Die meisten werden sich aber vermutlich wundern, den Marty noch nie irgendwo live gesehen oder angekündigt gesehen zu haben. Konnten sie bisher auch noch nicht, denn obwohl Marty bereits seit 1977 (!) Musik macht, war er noch nie live auf einer Bühne gestanden. Heute also sein Live-Debüt. Die Promotiontrommel ordentlich angerührt mit zig Plakaten im Münchner Westen oder mit einem Live-Interview beim Radiosender Rockantenne und dem Bayrischen Rundfunk sorgten für ordentlich Wirbel um den Gig. Da ich den Marty schon seit fast 40 Jahren kenne, war der Termin für mich natürlich Pflicht, noch dazu, da ich das Kupferhaus in Planegg als einen guten Veranstaltungsort in Erinnerung hatte (Drum Legends 2019). Mit circa 250 Leuten war das Kupferhaus nicht ganz ausverkauft, aber zu 3/4 voll.
Los gings um kurz nach Acht mit einer Ansage vom Schirmherr der Veranstaltung, dem Planegger Lokalmatadoren Herman Rarebell, ehemaliger Schlagzeuger der Hardrocklegenden Scorpions. Als Vorgruppe sagt er den lokalen Sänger Alex Bender samt seiner Band an. Rock mit deutschen Texten stand auf dem Programm. Anscheinend brachte Bender seine komplette Bekanntschaft als Groupies mit, sah man doch einige mit T-Shirts rumlaufen mit Alex Bender Aufdruck. Es ging los und sofort machte sich bei mir Unbehagen breit. Bereits beim ersten Song kam mir das Ganze wie ein Auftritt einer Schülerband im Probenkeller einer beliebigen Schule vor. Bandchef Fabian Nafziger stand mit seiner Gretsch mittig und schmetterte seine deutschen Texte etwas übermotiviert ins Mikro. Eine unsägliche und komplett überflüssige Backgroundsängerin hampelte und hüpfte ebenso übermotiviert kreuz und quer über die Bühne, als ob sie der Star wäre. Ihr Gesang ließ dementsprechend auch ziemlich zu wünschen übrig. Ein sehr engagierter Kameramann lief andauernd kreuz und quer über die Bühne. Vom Keyboarder hörte man eigentlich nur seinen Nord-Synthie, den Roland so gut wie gar nicht, auch die Leadgitarre war so gut wie nicht zu hören. Wenigstens der Drummer verrichtete solide seinen Dienst. Irgendwann kam eine Saxofonistin mit auf die Bühne, optisch schon mal ansprechend in ihrer hautengen knappen Hose … die sich aber nicht einmal von vorn zeigte. Sie stand meistens mit dem Rücken oder schräg zum Publikum. Na ja, auch eine Art sich zu präsentieren. Irgendwann kam dann ein weiterer Gitarrist mit dazu, der aber auch nicht weiter auffiel. Mir reichte es schon bald und ich stand den Großteil vom Auftritt nebst vielen weiteren Gästen, die den Auftritt ebenfalls langweilig und öde fanden, draußen im Foyer. Beim Zugabenteil kamen dann Marty und Herman Rarebell mit auf die Bühne und es wurde das unvermeidliche „Rock you like a Hurricane“ der Scorps performt. Richtig auffallend an diesem Auftritt waren eigentlich nur zwei Faktoren. Die Gretsch vom Frontmann und der übereifrige Kameramann, diese beiden zeigten Präsenz. Sorry Jungs, aber das war rein gar nichts – weiter üben – ihr klingt wie eine x-beliebige Schülerband.
Nach dieser musikalischen Düsternis und einer kurzen Umbaupause war es dann endlich soweit. Das Saallicht erlosch und Gott hatte ein Einsehen und es wurde endlich Licht. Er schied das Licht von der Finsternis zuvor und Marty und seine Mitstreiter enterten die Bühne. Im Hintergrund nahm Carsten Enghardt, ein langjähriger Freund von Marty hinter seiner Schießbude Platz. Enghardt, der bereits für musikalische Größen wie Billy Preston oder Lionel Ritchie getrommelt hat, sorgte den ganzen Abend für einen druckvollen satten Punch und im Verbund mit einem Elektro-Gandalf an den vier dicken Saiten sorgte Carsten für ein solides Fundament, auf den sich der Rest der Band austoben konnten. Unser Gandalf heißt eigentlich Ian Edwards und stammt aus dem Vereinigtem Königreich. Umgeschnallt hatte er einen Gibson Thunderbird und wo ein Donnervogel losgelassen, wackeln die Fundamente. Hinter den Keyboards stand Michele Luppi, der dem einen oder anderen bekannt vorkam. Was auch kein Wunder wäre, denn sonst steht Luppi bei der englischen Rocklegende Whitesnake an der Seite vom Ex-Deep Purple Sänger David Coverdale auf den Brettern der diversen Konzertbühnen weltweit. Den Leadgitarristen konnte gar nichts aus der Ruhe bringen. Mit der Selbstverständlichkeit eines Rockstars zeigte er dem Gitarrennachwuchs der Vorgruppe, was Sache ist. Frank Pané ist große Bühnen gewohnt, steht er doch bereits seit zehn Jahren mit den Rockern von Bonfire auf der Bühne. Marty, sichtlich nervös stand rechts vom Sänger, der jetzt auf die Bühne kam. Dan Byrne ist eine kleinere Erscheinung, aber er strahlte sofort Sympathie ins Publikum aus. Was Byrne an Körpergröße fehlt, gleicht er mit Stimmgewalt aus. Welch eine grandiose Stimme aus diesem Körper kam, war kaum zu glauben. Von kräftig laut bis zart und leise, Byrne ist ein Riese an den Vocals.
Von den ersten Tönen an überzeugten Marty und seine Mitstreiter auf ganzer Linie. Den Songtitel „The Time is now“ nahm Marty wörtlich. Hier und heute war der Zeitpunkt, um diese super Formation auf die Welt loszulassen. Marty beschränkte sich in seiner Rolle als Rhythmusgitarrist und ließ Pané in der Rolle des Gitarrenheros glänzen. Marty reiht sich mit seiner Zurücknahme in eine Reihe mit legendären Gitarrenhelden ein, die ebenfalls „nur“ Rhythmus spielen. John Lennon und Keith Richards sind jetzt nicht unbedingt die schlechtesten Vorbilder. Mit „Keep pushin‘ on“ feuerte die Band auch gleich die aktuelle Single des kommenden Albums auf die Gäste ab. Pané und Luppi merkte man ihren Status als erfahrene Musiker deutlich an. Nichts konnte sie erschüttern und sie schüttelten ihren Part locker aus dem Ärmel. Von Anfang an begleitete frenetischer Applaus den Auftritt. Jetzt möchte man fast meinen, dass Marty und seine Mitmusiker bereits jahrelang zusammenspielen. Aber weit gefehlt! Die erste gemeinsame Probe war nur drei (!) Tage zuvor erfolgt. Da stellt sich raus, wer was kann und wer nicht. Tja, hier konnten heute alle, und das auf das Allerbeste. Für einen Gänsehautmoment sorgte Dan Byrne, als er allein mit seiner Akustikgitarre seinen Song „Hemispheres“ zum Besten gab. Das komplette Set des Abends bestand fast ausschließlich aus Titeln vom kommenden Album. Lediglich „Walk a straight Line“ und „Demons“ stammten aus dem 2019er Album Walk a Straight Line. Zwischen den beiden älteren Songs durften Luppi und Pané solo zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Nach dem rockigen „Don’t bother me“ durfte auch Carsten Enghardt sein Können einzeln vorführen. Tja … der Mann ist halt eine solide Bank. Ebenso auch Ian Edwards. Mit stoischer unerschütterlicher Ruhe bereitete er mit seinem Donnergrollen an den dicken Saiten die solide Basis. Nach der Powerballade „Deadwood“ kamen mit „Have Faith“ auch mal leisere Töne aus den Boxen. „Have Faith“ möchte man Marty laut zurufen … Glaub an dich … denn egal, ob Rock-Kracher oder Ballade – das Publikum im Kupferhaus bejubelte alles. Auch der eine oder andere Musiker von Alex Bender stand mittlerweile mitfeiernd im Publikum. Jetzt stand der eigentlich letzte Song der Show auf der Setlist. Wenn man wie Luppi sonst neben einer der größten Rockstimmen auf der Bühne steht, durfte natürlich ein Song nicht fehlen, den er sonst neben dem großen David Coverdale mit Whitesnake live performt, der aber bereits 1974 mit Deep Purple zu einem der größten Hits aus der Kehle von Coverdale wurde. Mit „Burn“ feuerten Marty and The Bad Punch eine Rockhymne der Extraklasse ins Kupferhaus ab. Die Stimmung konnte kaum besser sein. Ein sichtlich gerührter Marty konnte den nicht endenden Jubel kaum glauben. Nach ein paar Minuten ließen sich die Musiker wieder auf die Bühne zurück locken und sie feuerten ihre aktuelle Single „Keep pushin‘ on“ erneut auf die Menge ab.
Kaum zu glauben, dass diese Truppe erst seit ein paar Tagen zusammenspielt. Wie aus einem Guss klang das Ganze und wir wollen hoffen, dass sich Marty des Öfteren mal mit seinen Bad Punch live blicken lässt. Gute klassische Rockkonzerte im kleineren Rahmen finden heutzutage leider immer weniger statt. Das nächste Mal darfs auch gern in einer etwas größeren Location sein. Der Circus Krone in München wäre doch ganz nett…..
Setlist: Marty and the Bad Punch
01 – Live Intro
02 – The Time is now
03 – Keep pushin‘ on
04 – Dream in the Dark
05 – Heart Attack
06 – Hemispheres
07 – Without you
08 – Walk a Straight Line
09 – Keyboard / Guitar Solo
10 – My Demons
11 – Don’t bother me
12 – Drum Solo
13 – Deadwood
14 – Have Faith
15 – Wispers on the Wind
16 – Burn
17 – Keep pushin‘ on
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