Herman Rarebell, ehemaliger Drummer der Hardrock-Ikonen Scorpions, lebt zusammen mit seiner Frau, der Autorin und Saxofonistin Claudia Raab halb in Planegg bei München und halb in Brighton. Anfang der 2000er Jahre gründete er mit seinem Freund Pete York, dem ehemaligen Schlagzeuger der Spencer Davis Group und dem Schweizer Ausnahmeschlagzeuger Charly Antolini die Formation Drum Legends. Antolini blieb nicht lange dabei, aber Rarebell und York spielten in der Folgezeit immer mal wieder mit wechselnden Gästen Konzerte.
Jetzt war’s mal wieder an der Zeit sozusagen direkt vor der Haustür live aufzutreten, schließlich wohnt ja auch Pete York seit geraumen Jahren in der Nähe von München. Ein Heimspiel also für die beiden Heroen. Als speziellen Gast hatten sie sich dieses Mal die Drum-Legende Ginger Baker eingeladen. Bekannt durch sein Wirken bei der ersten Supergroup Cream, Blind Faith, Graham Bond, Fela Ransome Kuti oder seinen eigenen Bands Ginger Baker’s Airforce oder der Baker Gurvitz Army. Einer der absoluten Superstars, die es heutzutage noch gibt – und das in Planegg. Also Tickets geordert und freudig den Termin erwartet. Leider ging zwei Tage vor dem Konzertabend die Meldung durch die Presse, dass Ginger Baker schwerst erkrankt im Krankenhaus läge. Seine Krebserkrankung war leider zurückgekommen.
Trotzdem ab ins Kupferhaus. Der Altersdurchschnitt der anwesenden Gäste dürfte so um 60 Jahre gelegen haben und mit gut 300 Leuten war das Kupferhaus auch fast ausverkauft. Pünktlich um 19:00 Uhr kamen die beiden Drum-Legenden auf die Bühne und legten mit einem furiosen Feuerwerk an den beiden Schießbuden los. „Dance with the Devil“, einem Schlagzeugstück von Cozy Powell, der sich vom Jimi Hendrix Song „Third Stone from the Sun“ dazu inspirieren ließ. Nach einer kurzen Ansage durch Rarebell ging der von der Bühne und überließ Pete York mit seiner Band das Feld. Nach einer kurzen witzigen Ansage legten die Mannen auch gleich los mit einem der Superhits der 60er. „Keep on running“ von der Spencer Davis Group. Das war natürlich der perfekte Einstieg in einen vergnüglichen Abend. Nach einem Hinweis seitens Pete, dass Cher heute nicht hier sein könne, weil sie mit Sonny woanders spielen müsse, stellte Pete klar, dass sie heute ihre eigene Cher hier hätten und stellte die aus Vancouver/Kanada stammende, aber aktuell in München lebende Sängerin Nina Michelle vor. Mit Sängerin kam jetzt der Sonny und Cher Hit „The Beat goes on“ an die Reihe. Anschließend wurden „Sister Sadie“ und „Cute“ dargeboten, ehe der nächste Spencer Davis Hit „Somebody help me“ das Publikum wieder zu Applausstürmen hinriss. Auch die letzten beiden Songs stammen aus der Feder der englischen Band. „I’m a Man“ und „Gimme some loving“ ließen alle mitsingen und klatschen und nach vergnüglichen 45 Minuten räumte die Band die Stage und eine kleine Pause war angesagt. Dem Alter des Publikums geschuldet, ist das wohl angebracht.
Um kurz nach 20:00 Uhr kam dann Herman ze German auf die Bühne und mit einem der ganz großen Scorpions-Kracher, „Rock you like a Hurricane“ legten die Jungs los wie die Feuerwehr. Als Shouter hatte die Band den Sänger Michael Schinkel dabei. Sänger der beiden Formation Stormhammer und Eternal Flame. Der benahm sich auf der Bühne wie ein tanzender Derwisch mit viel Gepose und allerlei Brimborium. Schinkel hat wirklich eine gute Metalröhre, aber diese für das Metal-Milieu typische Poserei und das Rumgehampel hätte er sich komplett sparen können. Auf einer Bühne vor tausend Metalheads wäre das okay gewesen. Hier im Kupferhaus, angesichts des hohen Durchschnittsalters der anwesenden Gäste, war das aber sowas von fehl am Platz und nur noch peinlich. Auf „Passion rules the Game“ folgten „Make it real“, „Falling in Love“, welches von den Scorpions noch nie live performt wurde, und das grandiose „Blackout“. Alle Songs wurden garniert von kleinen kurzweiligen Anekdoten seitens Rarebells, der zu allem was zu erzählen wusste. So brachte er die Gäste zurück ins Jahr 1990 und der Deutschen Einheit und natürlich den Superhit, der für diesen Anlass wie geschaffen, aber nicht extra dafür geschrieben wurde – „Wind of Change“. Laut Rarebells Ansage hätten sie zwar keinen zum Pfeifen da, aber Hermans Frau Claudia Raab war auf der Bühne mit ihrem Saxofon dabei und in einer sehr originellen Version mit Saxbegleitung wurde der Song gefeiert von den Fans. Die Begleitband überließ jetzt Herman Rarebell die Bühne alleine und er performte ein Drumsolo namens „Drum Dance“, welches von einer genialen Instrumentalversion vom Megakracher „Still loving you“ abgelöst wurde. Als letzter regulärer Song des Rarebell-Sets kam ein Reggae an die Reihe. Das geniale „Is there anybody there“ vom 79er Scorpions-Album Lovedrive.
Nach kurzer Pause kamen beide Bands zusammen auf die Bühne und Herman Rarebell ließ es sich nicht nicht nehmen, die Zugabe anzukündigen als Hommage an Ginger Baker, der krankheitsbedingt heute nicht hier im Kupferhaus mit auf der Bühne stehen konnte. Das von Jack Bruce und Pete Brown geschriebene Stück „White Room“, das 1968 von der Band Cream das erste Mal veröffentlicht wurde.
Alle Anwesenden auf der Bühne und im Zuschauerraum hatten sichtlich ihren Spaß und die Zuhörer verließen beglückt das Kupferhaus. Viele nicht, ohne sich nach dem Konzert noch einiges von Herman Rarebell und Pete York signieren zu lassen.
Nachtrag: Leider hat Ginger Baker den Kampf gegen seine Krebserkrankung verloren und ist am 6. Oktober 2019 für immer von uns gegangen.
Setlist:
01 – (HR + PY) Dance with the Devil
02 – (PY) Keep on running
03 – (PY) The Beat goes on
04 – (PY) Sister Sadie
05 – (PY) Cute
06 – (PY) Somebody help me
07 – (PY) I’m a Man
08 – (PY) Gimme some loving
09 – (HR) Rock you like a Hurricane
10 – (HR) Passion rules the Game
11 – (HR) Make it real
12 – (HR) Falling in Love
13 – (HR) Blackout
14 – (HR) Wind of Change
15 – (HR) Drum Dance (Solo)
16 – (HR) Still loving you
17 – (HR) Is there anybody there
18 – White Room
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