Pete York – Tausendsassa hinter dem Schlagzeug und Hans Dampf in allen Gassen. War Pete doch vor zig Jahren sogar einmal Gast in einer Fernsehsendung, in der er als Witzeerzähler fungierte. Seine Qualitäten als Schlagzeuger brauchen wir nicht extra zu erwähnen. Angefangen mit der Spencer Davis Group in den Swinging Sixties, über diverse Kollaborationen mit zig Ausnahmemusikern, etwa sein Superdrumming Projekt, Hardin & York, zigfache Aufnahmen mit den Deep Purple Musikern seit den early 70’s. Vor gut einem Monat haben wir uns Pete York zusammen mit dem ehemaligen Scorpions-Drummer Herman Rarebell und ihrem Spaßprojekt Drum Legends im Kupferhaus in Planegg live angesehen. Da hatte Pete noch kein Wort über den Rock & Blues Circus Abend verlauten lassen. Vor ein paar Tagen las ich die Ankündigung über das Konzert im Ampere Club und konnte es kaum glauben, als ich das Line-Up der Allstar-Band las. Neben Pete York waren da aufgeführt: Woodstock Veteran Miller Anderson (Ex-Keef Hartley Band), Albie Donnelly (Supercharge), Zoot Money (Ex-Animals) und die Deep Purple Legende Roger Glover. Roger Glover – sonst mit Deep Purple Hallen füllend, in die zwischen 5.000 und 15.000 Leute passen, jetzt im Ampere, vor gut 400 Zuhörern? Wow! … und dazu noch die Keyboardlegende Zoot Money, den ich noch nie live gesehen habe. Wo hat dieser Mann nicht schon überall mitgespielt? Neben seiner eigenen Band in den 60ern unter anderem bei Alexis Korner, Kevin Coyne, den Animals und Eric Burdon solo, Eddie Harris und noch sehr vielen mehr. Jedem Projekt hat er mit seiner Tastenvirtuosität seinen Stempel aufgedrückt.
Bei Ankunft im Ampere stellte ich fest, dass der Club rammelvoll war und der Altersdurchschnitt wieder weit über 40 lag. Pünktlich um Acht ging das Licht aus und die Heroen betraten stürmisch umjubelt die Bühne. Ohne große Ansage ging es gleich los mit einem alten Hit der Spencer Davis Group … „Keep on running“, welcher natürlich voll angenommen wurde. Das Publikum war sofort auf Betriebstemperatur. Die Musiker kamen aus dem Dauergrinsen nicht mehr heraus, man merkte allen an, dass das hier ein Spaßprojekt ist und diese alten Freunde einander blind vertrauten. Besonders Zoot Money hinter seinen Keyboards war ein witziger Typ, der nonstop witzige Sprüche und Anekdoten zum Besten gab. Die Setlist war bestimmt von Hits der 60er Jahre. Miller Anderson, der mit der Keef Hartley Band seinerzeit schon in Woodstock gespielt hatte, erzählte von einem sehr alten Freund von ihm, der heute leider nicht dabei sein konnte. Deep Purple Mitbegründer Jon Lord ist ja leider bereits 2012 dem Krebsleiden erlegen. Einer der schönsten Deep Purple Tracks aus der Feder Jon Lords wurde jetzt in einer sehr intensiven Version performt. „When a blind Man cries“, das original 1972 nur auf einer Singlerückseite zu finden war.
Das Publikum heute konnte man in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe, vorwiegend die jüngeren, kamen in erster Linie wegen Roger Glover. Zigfache Handyfotos und Videos, in denen Glover im Spot war, sprachen eine deutliche Sprache. Wann sieht man diesen Mann schon mal in einem kleinen Club? Die zweite Gruppe, vorwiegend die Älteren, kamen wegen des seltenen Gasts Zoot Money. Der Rest einfach nur wegen der genialen Zusammenstellung dieser Allstar-Band. Ein alter Blues Standard von Chester Burnett, „Smokestack Lightning“ wurde in einer ziemlich langen Version gespielt, die grandios ankam bei den Leuten. Bei einigen Songs war ein zweiter Saxofonist mit auf der Bühne. Jürgen „Big Jay“ Wieching, der schon bei Albie Donnelly’s Supercharge das Bariton-Sax geblasen hat. Das Zusammenspiel von Wiechings Bariton-Sax und dem Tenorsaxofon von Donnelly passte hervorragend zum Rhythm ’n Blues Sound des Rock & Blues Circus. Mit „Little Man“ beendete die Band ihr erstes Set und legte eine gut 20 minütige Pause ein – dem Alter von Musikern und Publikum entsprechend. Beim Abgang von der Bühne stürzten sich sofort eine Horde Autogrammjäger auf Roger Glover, der gut zehn Minuten lang auf der Bühne alles unterschrieb, was ihm hingehalten wurde, ehe er auch noch ein paar Minuten Pause abbekam, bevor die Band wieder auf die Bühne zurückkam.
Der zweite Teil des Konzertes war wie schon der erste Part ein buntes Potpourri aus alten Rhythm’n’Blues, Rock und Blues Klassikern. Die letzten beiden Songs waren wieder Pete York’s alter Band, der Spencer Davis Group geschuldet. „I’m a Man“ und „Gimme some loving“ ließen das Publikum wieder tanzen und mitsingen. Überall blickte man in strahlende Augen, deren Leuchten an die schönen alten Zeiten zurückdenken ließ. Nach ein paar Bandvorstellungen und Ansagen verließ die Band die Bühne, die sie aber schon nach ein paar Minuten wieder betrat. Wieder auf die alten Deep Purple Tage und Jon Lord berufend, brachte die Band als Zugabe eine eigenartig swingend bluesige Version des Superhits „Smoke on the Water“, hatte doch auch Roger Glover seine Hände bei der Entstehung mit im Spiel.
Das volle Ampere feierte die Band euphorisch und man merkte den Musikern sichtlich an, dass sie die Interaktion zwischen Musikern und Publikum genossen. Es war einfach ein Abend, der nur dem Spaß und der Spielfreude diente. Abschließend kamen nach ein paar Minuten noch alle Musiker zum Publikum und unterschrieben bereitwillig alle Platten, CDs und mehr, was ihnen von vielen Fans hingehalten wurde. Besonders Roger Glover wurde regelrecht belagert und schrieb stapelweise Autogramme. Keinerlei Superstarambitionen seinerseits waren zu sehen, er genoss regelrecht die Nähe zu seinen Fans.
Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass uns Pete York mit seinem Rock & Blues Circus noch sehr viele solcher Abende bescheren möge, bei der er viele seiner alten Freunde und Musikerkollegen um sich versammelt, um gemeinsam mit dem Publikum einfach nur aus Spaß an der Freude einen tollen Abend zu feiern.
Setlist: Rock & Blues Circus
01 – Keep on running
02 – Should ‚ve been me
03 – Hoochie Coochie Man
04 – Thank you Baby
05 – When a blind Man cries
06 – Boogie Woogie King
07 – Smokestack Lightning
08 – My Turn
09 – Little Man
10 – High Tide
11 – Thunder
12 – Somethin‘ else
13 – Fog on the Highway
14 – If Age brings Wisdom
15 – Won’t be you Fool
16 – Big Time Operator
17 – I’m a Man
18 – Gimme some Loving
19 – Smoke on the Water
Hallo Jochen.
Danke für deinen netten Kommentar. Ich kann mich leider nicht an „House…“ erinnern. Auf der Setlist die ich von Pete bekam stand sie jedenfalls nicht drauf.
ein sehr schöner Bericht über ein wunderbares Concert, man kann fast die Tränen raus lesen die Pete York irgendwann in den Augen hatte – und Augen zwinkernd mit dem aggressiven Duschgel des Hotels beiseite wischte. Nur eine Lied fehlt meines Erachtens in der Auflistung (die klasse ist da mir einige der Songs nicht bekannt warn – oder zumindest deren Titel), vielleicht spielt mir auch die Erinnerung einen Streich: House of the rising sun