Flashback 50 – Bad Company – Bad Co – Juni 1974


1973 … Free war endgültig Geschichte. Nach ihrem ersten Split 1971 und dem nochmaligem Zusammenraufen, welches zum abschließendem Album Heartbreaker führte, beschlossen Sänger Paul Rodgers und Drummer Simon Kirke, eine neue Band zu gründen. Im Herbst 73 hoben sie Bad Company aus der Taufe. Von der Band Mott The Hoople kam Gitarrist Mick Ralphs hinzu, der bei Mott The Hoople auf Grund von Streitereien bezüglich der musikalischen Neuorientierung in Richtung Glamrock nicht einverstanden war. Das Line-Up vervollständigte Raymond „Boz“ Burrell, ein englischer Musiker, der eigentlich 1971 als Sänger bei King Crimson einstieg, dort aber vom Mastermind Robert Fripp das Bass spielen erlernte, und bis Ende 72 dort als Bassist tätig war. Über die Namensgebung gibt es zwei Varianten. Sänger Paul Rodgers erklärte einerseits, dass er in seiner Kindheit eine Abbildung in einem alten viktorianischem Buch sah, in dem ein Kind auf eine herumlungernde, etwas zwielichtige Gestalt blickt. Betitelt war die Abbildung mit „Beware of bad Company“. Eine andere Erklärung lautet, dass sie sich nach dem Originaltitel eines Hollywood Westerns von Robert Benton von 1972 benannten, „In schlechter Gesellschaft“, auf englisch: Bad Company. In der ersten Jahreshälfte 1974 war die Band damit beschäftigt, ihr Erstlingswerk aufzunehmen. Free war seinerzeit bei Island Records beschäftigt, und so war es logisch, dass Island Bad Company ebenfalls unter Vertrag nahm. Im Juni 1974 kam das kurzbetitelte Album Bad Co dann auf den Markt. Das Cover in schlichtem Schwarz gehalten mit fetter weißer Schrift Bad Co diagonal als Frontansicht.

Glamrock war aktuell groß in Mode, Disko-Funk-Musik schwappte aus den Staaten herüber, aber Bad Company fühlte sich eher dem gradlinigen Hard-Rock mit bluesigem Einschlag verpflichtet. Und genau so gradlinig greift der Opener „Can’t get enough“ auch gleich in die Vollen. Im Midtempo gehalten besticht der erste Song durch einfache Riffs, auf die die Mick Ralphs‚ Gitarre ihre Kapriolen draufpackt, Rodgers Stimme prägnant oben drüber. 4/4 Takt und Hau-Ruck-Rock, so einfach funktioniert das. Etwas langsamer kommt das folgende „Rock Steady“ daher. Das klingt schon fast bluesig, treibt aber unweigerlich vorwärts. Die rauchig-kehlige Stimmfarbe von Paul Rodgers brilliert hier famos. Paul Rodgers ist meines Erachtens eh eine der größten weißen Stimmen im Rockbusiness, und in diesen Tagen war er unzweifelhaft auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit glatten fünf Minuten Länge kommt der nächste Track an die Reihe. „Ready for Love“ ist eine Powerballade im bluesigen Stil gehalten. Hervorstechend ist wieder die Stimme von Rodgers und das Pianospiel im Song. Genauso langsam ist der letzte Song der A-Seite, die Ballade „Don’t let me down“. Fast etwas im Stil eines Gospel-Songs gehalten, sticht der kurze Instrumentalteil in der Liedmitte heraus, in dem ein Saxophon und die Gitarre aufblitzen. Die B-Seite beginnt mit dem Titeltrack „Bad Company“, in dem sich etwas wehmütige Strophen mit härteren Refrains abwechseln. In den ruhigen Parts sticht das Zusammenspiel von Klavier und Sologitarre heraus. Je länger der Song dauert, desto treibender wird er. Bluesig langsam wirds bei „The Way I choose“, in welchem die prägnante Stimme Rodgers‚ mit einer perlender Gitarre um die Wette glänzt. Das folgende „Movin‘ on“ treibt wieder schneller voran. Wieder im einfachen 4/4 Takt gehalten, ist der Song ein guter Rocksong, der zwar nicht heraussticht, aber auch nicht nervt. Von der Machart und der Riffarbeit könnte er bestens auf einem Album der Rolling Stones in dieser Zeit sein. Akustisch wird’s bei der letzten Nummer des Albums. „Seagull“ wird nur instrumentiert von akustischer Gitarre und Bass. Als Rhythmusinstrument kommt ausschließlich ein Tambourin zum Einsatz, und das auch erst gut nach der Hälfte des Songs. Bei „Seagull“ werden alle Instrumente von Paul Rodgers gespielt. Macht man die Augen zu, kann man sich sehr gut Möwen am Strand dazu vorstellen, fehlt nur noch das Brandungsrauschen.

Was eigentlich erst in der Nachbetrachtung auffällt, ist das unaufdringliche Spiel von Bass und Schlagzeug, die sich auf ganzer Linie komplett zurücknehmen. Simon Kirke und Boz Burrell bilden aber den perfekten Boden, auf dem die Gitarre von Mick Ralphs ihre teils filigranen Kapriolen schlagen kann. Die prägnante Stimme von Paul Rodgers thront eh über allem. Für einen Erstling ein starkes Album, wobei man aber nicht vergessen darf, dass hier lauter alte Hasen am Start sind. Herausstechend sind sicherlich die Rocker „Can’t get enough“ und „Rock Steady“ sowie das titelgebende Stück „Bad Company“, aber bei mehrmaligem Hören kommen auch viele filigrane Feinheiten der anderen Songs zum Vorschein. Bad Company, eine mega starke Nachfolgeband von Free mit einem tollem Debut.

Bad Company – Bad Co
A1 – Can’t get enough
A2 – Rock Steady
A3 – Ready for Love
A4 – Don’t let me down
B1 – Bad Company
B2 – The Way i choose
B3 – Movin‘ on
B4 – Seagull

Paul Rodgers – Vocals, Piano, Guitar
Mick Ralphs – Guitar, Keyboards
Boz Burrell – Bass
Simon Kirke – Drums
Mel Collins – Saxofone

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