Der Einstieg ist wahnsinnig befremdlich, hauptsächlich Gesang und eine musikalische Untermalung, die nichts, aber auch gar nichts mit Metal gemeinsam hat. Wer hier schon wieder ausschaltet, ist selbst schuld und verpasst was. „The Arch“ brettert gehörig los. Ein kraftvolles Stück, bei dem richtig reingepowert wird. Schnelle Rhythmen blasen aus den Boxen, quietschende E-Gitarren werden von schwindelerregenden Drums gejagt. Nein, mit einem gekonnten Progressive-Sound, der einem den Gehörgang durchföhnt, hat man definitiv nicht gerechnet. Die fünf Singenden wechseln sich ab, mal ist es eine weibliche Stimme, die das Sagen hat, mal steht ein Mann im Vordergrund. Diese Abwechslung bringt Schnelligkeit in die Platte. Der Longplayer erwacht zum Leben und könnte genauso gut ein Progressive-Sampler sein. Wie Arkan selbst sagt, dauerte die Komposition der Stücke ziemlich lange und die Aufnahmen nahmen fast ein halbes Jahr in Anspruch. Dies ist ein bisschen dem Perfektionismus des Musikers geschuldet, sicherlich aber auch der Tatsache, dass es eben keine eingespielte und aufeinander abgestimmte Band ist, die immer miteinander probt. Die Musiker finden sich für die Aufnahmen zusammen und müssen passen, alles muss stimmig sein und gut klingen, das ist zuweilen nicht ganz einfach. Dafür kann sich das Ergebnis wirklich hören lasse. Die Vielfalt ist gigantisch. Sehr schön sind immer wieder auch die kleinen Feinheiten, wie das Klavierspiel in „Venom“ oder auch die Riffs in „T.H.O.R.N.S.“. Schnelle Parts werden hin und wieder eingeleitet durch langsame und leise Sequenzen, die wie ein Atemholen erscheinen, bevor es wieder wie Pistolenschüsse aus den Lautsprechern schallt. Mit einem zarten und traurigen Klavierspiel hätte man weniger gerechnet, aber „Garden of Exile“ beschreibt den Titel recht gut, gipfelt dann in einer Ballade mit entsprechendem Gesang und ist nur die Einleitung zum rasanten „Raven’s Curse“, das schnell über den Hörer hereinbricht. Positiv fällt auf, dass man alle Sänger sehr gut versteht. Der Titelsong ist dann die tragische Ballade des Albums, die natürlich nicht fehlen darf und vor allem die Gesangskünste der Mitwirkenden in den Mittelpunkt stellt. Hier läuft man zur Höchstform auf, und das ist auch der Melodic Teil, der aber bald wieder ganz in den Hintergrund rückt. Mit „Unreal“ findet die Platte einen guten und sanften Ausklang, der rasant beginnt, dann aber immer langsamer, verträumter, ruhiger wird und das Album zu einem guten Abschluss bringt. Wie man hineingeführt wird, so wird man auch verabschiedet.
Wer auf harten Progressive-Metal steht und ein Ohr für musikalische Feinheiten hat, findet in „Fantasmagoria“ seine neue Lieblingsplatte. Unbedingt reinhören, es lohnt sich!
Anspieltipp: The Arch
5/5
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Epysode – Fantasmagoria
AFM Records
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Tracklist:
01. File 4180-2
02. The Arch
03. Morning Rose
04. Venom
05. The black Parade
06. T.H.O.R.N.S.
07. Garden of Exile
08. Raven’s Curse
09. Living Fortress
10. Fantasmagoria
11. The Inheritance
12. Now and Forever
13. Forgotten Symphony
14. Unreal