Das 2007 in Hamburg gegründete Soloprojekt Lord mutierte schnell zu einer Goth Rock Band mit dem Namen Lord of the Lost. Diese Änderung hatte vor allem rechtliche Gründe. Es folgten drei Studioalben, ein Live-Album, 1 EP, 5 Singles und noch einige Beiträge zu Sampler und Freundschaftsdienste für andere Künstler. Mittlerweile ist das Projekt weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt, hat zunächst Teile Europas erobert, Russland und im März 2014 auch den Sprung über den großen Teich gewagt und eine US-Tour durchgeführt. Man kann sagen, dass sich mit viel Mühe, harter Arbeit und Ausdauer aus einem kleinen Traum eine große Realität geworden ist – und es geht weiter.
Anfang des Jahres wurde zur allgemeinen Überraschung der Fans der Ausstieg des bisher zweiten Drummers – Disco – bekanntgegeben. Darauf folgten zahlreiche Trennungsgerüchte, die aber allesamt ausgeräumt wurden. Warum genau Disco die Band verlassen ,wurde bisher nicht einwandfrei geklärt, aber es gibt Dinge, die gehen auch niemanden etwas an. Wichtig ist: Mit Lord of the Lost geht es weiter, der Platz von Disco ist neubesetzt worden mit Talent Tobias Mertens, ein Drum-Virtuose, der zum weiteren Erfolg der Band seinen Teil beitragen wird. Im Mai erscheint das neue Album der Hamburger, zuvor aber gab es schon einen ersten Eindruck.
Mit der Single „Afterlife“ präsentieren Lord of the Lost erneut einen etwas anderen Stil, als man ihn gewohnt ist, aber das war schon immer die Spezialität der Band: Immer etwas Neues bringen, nie gleich bleiben und dadurch niemals langweilig werden.
Die Single beginnt mit „Afterlife“ und scheint mittendrin in einem Song zu beginnen, was doch zu einer kleinen Irritation führt. Der Start jedoch mach Spaß, eben weil er mal komplett anders ist. Es scheint eine gute Popnummer zu werden, dann wird der Sound aber ruhiger, Chris „The Lord“ Harms steht einmal mehr mit seiner Stimme im Mittelpunkt. Dafür singt er mal ruhig, kein Shouten, kein Growl. Den Refrain kann man rasch mitsingen, man wird mitgezogen durch einen einfachen Rhytmus und einfach gehaltene Gitarren. An den Drums sitzt noch Disco, ein kleiner Abschied an die Fans. Die Piano-Version ist dann einmal mehr das typisch Traurige. In der letzten Zeit legt die Band verstärkt Wert auf diese ruhigen Momente und Versionen, auf das kleine Tüpfelchen Melancholie. Eine schöne Version, die sich krass abhebt von der darauffolgenden. „Afterlife of Death“ ist ein Remix von der befreudeten Band Unzucht und lässt den Song schon mal schneller abspielen, als das Original. Hinzukommt das typisch Elektronische, das etwas Verzerrte, mechanisch Klingende. Eine netter Remix mit Power, der die Musik beider Band ziemlich gut miteinander vereint. „This War“ bringt wieder ziemlich Power auf die Scheibe, harte Gitarren, ein Chris Harms, der wieder mehr aus sich herauszugehen scheint. Der Song knüpft an vorangehende Stücke an, etwa „Dry the Rain“ oder „Prison“. Dürfte auf jeden Fall denen gefallen, die auf die früheren LotLs der „Fear“ oder „Antagony“ Platten stehen.
Die Ballade der Single ist eindeutig „Morsal“, der von Johanna Moresco unterstützt wird, die man von Crüxshadows kennt. Klavier im Hintergrund untermalt den sanften Gesang, die Streicher machen eine ziemliche traurige Stimmung, lassen an Klassik und Filmmusik denken. Hier scheinen die restlichen Bandmitglieder total zu fehlen, was ein bisschen schade ist, aber den Song nicht schlechter macht. Er passt zum Winter, zu ruhigen Nachmittag, ein bisschen auch zu Liebeskummer und natürlich Tod. Klischee pur für Gothicer, für alle anderen auf jeden Fall ein Reinhören Wert.
Alles in allem haben Lord of the Lost hier einen guten Auftakt zum neuen Album gegeben. Der Clip zu „Afterlife“ ist auch nicht zu verachten. Schwarzweiße Tragik vermischt mit Endzeitstimmung, Erotik und dem gewissen Etwas von Lord of the Lost.
Die Single ist auf 777 Exemplare limitiert.
Im April geht es auf Deutschlandtour. Termine gibt es unter http://www.lordofthelost.de, Karten unter anderem bei extratix.de . Aber Achtung: Leipzig ist bereits ausverkauft und auch für den Abschluss in Hamburg sind nur noch wenige Restkarten verfügbar.
5/5
—
Lord of the Lost – Afterlife
Out of Line, 2014
9,11 € Amazon
Tracklist:
Afterlife
Afterlife (Piano Version)
Afterlife (Remix by Unzucht)
This War
Morsal (feat. Johanna Moreso of the Crüxshadows)