Hamburg Blues Band in Garching an der Alz – 08.01.2016


IMG_9959Pünktlich und kraftvoll legen sie los. Man merkt sofort den Spaß an Musik und Spiel und mit dem ersten Takt ist das Publikum dabei. Die dunkle Stimme von Bandleader Gert Lange hallt durch den kleinen Raum und rockt richtig los.
Auffällig – oder eben gerade nicht -, ist die Lightshow. Die Farben ändern sich langsam und dezent, die Lichter müssen nicht von einer möglichen mittelmäßigen Leistung ablenken oder narzisstische Musiker in den Vordergrund leuchten. Das hat solch eine Band nicht nötig und macht es angenehm deutlich.
Auch schön: Die Hamburg Blues Band wird nicht langweilig, egal wie oft man sie sieht. Sie spielen abwechslungsreich und erfrischend, haben immer Power im Gepäck und viel Freude an dem, was sie tun. Da steht nicht ein kommerzieller Spieldruck an erster Stelle, der auf das Publikum übertragen wird. Auch wenn die Band natürlich ihr Geld verdienen möchte  – und auch jeden Cent redlich verdient hat.
Mit dem neuen Gitarrist Krissy Matthews ist frisches und vor allem junges Blut zur Band dazugestoßen. Dem jungen Mann eilt ein gewaltiger Ruf voraus, gerne wird auch gesagt, er sei wohl als Kind in den Zaubertrank gefallen. Ein begnadeter Könner, der Miller Anderson abgelöst hat, der gesundheitsbedingt leider nicht mehr dabei sein kann. IMG_9940
Seit 34 Jahren auf der Strasse, hat die Band ihr Schaffen begonnen, als der 23 jährige Krissy noch nicht mal geboren war. Aber man merkt weder den alten Bandmitgliedern die verstrichenen Dekaden an, noch dem Neuen seine Jugend in Form eines unzureichenden Gitarrenspiels.
Nach langen Soloparts, die eine gute Einführung sind, darf Krissy auch mit eigenen Stücken brillieren. Er tut das nicht nur mit gut geführten Riffs, leicht, sprunghaft und mitreißend, sondern auch mit einer guten Stimme, der man gerne zuhört und die einen stellenweise auch an alte Rock’n’Roller erinnert.
 Bei seiner zweiten Nummer haut er ein ziemliches Brett rein, das dem Publikum die Luft wegbleibt. Auffällig: Viele Parts werden ohne Plektrum gespielt,  was bei der harten und kraftvollen Gitarre eine starke Leistung ist. Der Jungspund versteht sein Handwerk außerordentlich gut und so schnell kann ihm keiner mehr was vormachen. Stellenweise wird auch kräftig geheadbangt, was zeigt, dass Matthews universal einsetzbar ist.  Stimmlich passt sein Auftritt auch. Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Leute auf ihn aufmerksam werden. Das einzige, was ihm noch fehlt, ist ein bisschen mehr Seele beim Spiel, aber das wird er auch noch bekommen. Er ist ja noch jung.
Zum achten Mal in Garching hat die Band viel Spaß,  ein bisschen fehlt mir aber das Publikum. Der Raum ist zwar voll, aber es fehlt eindeutig an Stimmung. Es könnte mehr mitgeklascht und gejubelt werden. Auf die Unterstützung des Publikums braucht man heute Abend leider nicht setzen.
Den Hamburgern ist das zum Glück egal und sie schmettern ihr Set in die Gesichter der immerhin mitwippenden Anwesenden. Ein starker Bass – der Fender allein ist ein Prachtstück, was Michael „Bexi“ Becker ihm entlockt ist eine krönende Zugabe  – unterstreicht die Songs und die meist führenden Gitarren. Immer wieder erweist sichder Bassist auch als guter Backgroundsänger und zweite Stimme und nutzt das Mikrofon vor sich sehr gekonnt.
Was man bei der HBB immer wieder feststellen kann, ist gegenseitiger Respekt unter den Bandmitgliedern. Alle haben ihre musikalisch namhafte Vergangenheit und es nicht nötig, ein viel zu großes Ego in den Vordergrund zu drängen. Jeder nimmt Rücksicht auf den anderen, hört auf ihn und sein Spiel. So kann jeder zeigen, was er kann und hat seine eigenen Parts, in denen er im Mittelpunkt steht. Das ist auch als Zuhörer sehr angenehm,  weil man so keine Spannungen spürt und einfach ein gutes Konzert genießen kann.
Schlagzeuger Hans Wallbaum, (Ex-Curly Curve und Interzone) kann mal laut, mal leise,mal sanft, mal richtig feste reindonnernd. Er gibt einen guten Takt vor und trommelt die Rhythmen mitreißend auf den Fellen und Becken. Vom Krautrock zum Blues mag für viele eine langer und seltsamer Weg sein, für Hans ist es genau der richtige Pfad. Für einen Schlagzeuger selten, sitzt er zwar auch im Hintergrund, aber nicht im Dunkeln. Auch eine Form des gegenseitigen Respekts.
Man fragt sich, welche Hämmer noch kommen werden und sieht recht verblüfft, wie schnell die Zeit mit den unterschiedlichen und gut gemischten Songs vergeht.
IMG_9987Nach einer halbstündigen Pause geht es weiter. Die ersten Takte rufen auch noch die letzten Raucher in den Saal zurück. Dann wird eine wahre Rockröhre angekündigt. Maggie Bell betritt die kleine Bühne, winkt kurz in die Runde und beginnt mit dem alten Free Song „Wishing well“ ihren Auftritt. Bell gehört zu den besten Bluessängerinnen der Rockgeschichte und nimmt das Publikum durch ihre sympathische Art schnell mit. Laute und leise Töne stimmt die Ex Stone the Crows-Sängerin an, rockt  mit ihrer leicht rauhen Stimme durch die Songs und Texte. Dabei sieht man einmal mehr, wie gut die HBB-Mitglieder harmonieren. Keiner übertönt den anderen, keiner findet sich besser oder spielt sich in den Vordergrund. Gekonnt wird miteinander musiziert. Als Maggie einen Part pfeift, setzt Jubel ein. Sie trifft die Töne und schwächelt bei keinem einzigen Pfiff. Es ist eine Freude, der Lady zuzusehen, wie sich lacht, singt, die Hüften zur Musik schwingt und bejubelt wird. Maggie vermittelt etwas sehr Herzliches und Erfrischendes. Dabei ist sie eine ganz natürliche Person, die mit ihrer Stimme begeistert und nicht durch auffälliges Make-up und Klamotten von musikalischen Defiziten ablenken muss. Solche Sängerinnen gibt es eigentlich gar nicht mehr.
Auch das Jodeln hat sie gelernt und gibt eine kurze Kostprobe ihres Könnens. Dann geht es aber auch schon wieder gewohnt rockig weiter .
Nach der Zugabe mit allen, geht’s noch als Trio weiter. Bexi, Hans und Krissy legen noch einen drauf und rocken den Saal. Auch zu dritt geben sie eine gute Figur ab und sorgen für mächtig Stimmung. Ganz zum Schluss steht auch noch mal Gert oben und gibt eine letzte Zugabe.
Der Abend war ein Volltreffer und entschädigt einen für die lange Fahrt nach Garching/Alz. Eine Band, die niemals langweilig wird, wahre Größen bereits im Gepäck hatte und immer wieder Jung und Alt mit fantastischen Musikern und Songs fasziniert.
5/5

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