Sie beschreiben sich selbst als Industrial Metal Music und kommen aus dem schönen Oldenburg. Dass aus Deutschland sehr gute Industrialklänge kommen, ist ja nichts Neues mehr. Eigentlich schade, dass diese Musik so wenig Plattformen geboten bekommen. Doch darum soll es hier nicht gehen, sondern um Devil-M. Die Oldenburger machen bereits seit 2009 Musik und haben in diesem Jahr ihr sechstes Album auf den Markt geschmissen. Nach Titeln wie Willst Du sterben?, Kannst Du sterben oder Revenge of the Antichrist ist Hollow Earth schon mal in allerbester Gesellschaft.
Was ruhig beginnt, mit einem lauernden, bedrohlichen Intro, das einen dann doch recht schnell in den Abgrund der Höllen führt, wird bald zu einer absoluten Industrialhärte. Gitarrengeschrabbel, nach einigen Sekunden eine tiefe, kratzige Stimme, die an das Vorbild der Band, Marilyn Manson, erinnert. Dann geht der Song so richtig in die Vollen und bringt diesen wahren Elektronik-Touch, bei dem viele ihre Füße oder gleich den ganzen Körper nicht mehr stillhalten können. Ganz kurz noch ein paar Worte zum Text: Nichts für suizidgefährdete Menschen. Zwar versteht man beim ersten Reinhören nicht jedes einzelne Wort, aber das ändert sich schnell. Kernaussage: „I hope you slit your fucking throat“ – na dann…
Nun, nehmen wir es vorweg: Das Album bringt kein Friede-Freude-Eierkuchen-Industrial ins Wohnzimmer. Es ist ein düsteres Album, man kann sich sehr gut den Club mit schummrigem Licht vorstellen, in dem man zu der Musik tanzt. Denn tanzbar ist Scheibe auf jeden Fall. Auch der zweite Song, „Savior self“ [sic!], birgt die ruhige, tiefe Stimme von Sänger Max Meyer, der sich hier gegen gesellschaftliche Zwänge und eingebrannte Normen auflehnt. Rette Dich selbst, ist sein Schrei aus den Boxen – zu einem eher langsamen Takt.
Wieder ein starkes Riff, das Song Nummer drei, „Incited Volition“, bestimmt. Hier sind wieder starke Anlehnungen an einen alten Marilyn Manson zu finden, eine verzerrte und gequälte Stimme, ein Elektrosound, der direkt vom Meister selbst stammen könnte. Wer also Manson vermisst, wie er mal war, hat in Devil-M einen ganz passablem Ersatz gefunden. Hier muss wieder mal ein Zitat aus den Lyrics herhalten, aber es passt gerade wie die Faust auf’s Veillchen: „We can’t be free when we’re said we’d be free. Intoleration, our gloryfied nation. The only way to be free like a bird is to look through your third eye to see a different world.“ Wow, das haut doch auch textlich mal rein, oder?
Mit dem deutschen Titel „Zeitgeist“ geht kein deutscher Text einher. Aber es ist bei einem tanzbar langsamen Tempo ein Song, der mal wieder seinen Finger in die Wunden Gesellschaft legt. Überhaupt ist Gesellschaftskritik ein Hauptthema von Devil-M, die dann doch einiges mehr zu sagen haben, als man ihnen vielleicht zugetraut hätte.
Der nächste Song erinnert eher an Chris Harms (Lord of the Lost) und bringt eine sehr gequälte Melodie, die zwischen Feuer, Hölle und tanzbarem Abgrund schwebt. Gut hörbar und durchaus clubtauglich.
Das „Rad des Gesetzes des Christentums“ zeigt einmal mehr, wie wenig Devil-M von Christentum und Religion halten. Ein dunkler Bass hält ganz gut das musikalische Thema und malt auch hier eine düstere, sterbende Stimmung. Als sei die Musik der Widersacher persönlich.
Mit einem Herzschlagrhythmus geht es in „Outside the Hollow“ weiter. Ein Effekt, der an große Reden aus dem Lautsprecher erinnert, mit Echo, einsetzender Gitarre … es ist ein bisschen beklemmend, null tanzbar, aber dafür wäre es ein gutes Intro, vermischt mit anderen Songs. Aufgepasst, ihr DJs da draußen!
Mit „Rothschild“ wird es politischer als zuvor. Es ist eigentlich gar kein richtiger Song. Vielmehr ein Industriallied, das man gut auf Schrott nachspielen könnte – richtig Industrial-like eben. Auf der Homepage von Devil-M findet sich ein Text über Blut und Tod, der möglicherweise auf die legendäre Familie Rothschild und ihre Geschichte anspielt. Er endet mit „You scream for Holocaust, we’re praying „Nazis Raus“.“ Der Song ist wenig greifbar und hier würde vielleicht eine tiefe, raue, Ben Becker-lastige Stimme fehlen, die den Text zum Sound ins Mikro rotzt. Für mich textlich gut, musikalisch okay, zusammengefasst wenig greifbar.
„Rothschild Pt2“ ist dann lauter, schneller, härter. Wieder der Herzschlag, dann folgen Elektroklänge und ein gutes, hartes Riff. Midtempo, das man so lassen kann, ein bisschen aus dieser vorherigen Industrialschiene herausfällt. Hier ist der Text, der vorher bereits erwähnt wurde, von Max gesungen, was jetzt nicht schlecht ist, was aber – nun, ich könnte mir da andere Interpretationen vorstellen.
Es geht zurück. „Inside the Hollow“, ein langsamer, hellklingender Abstieg, der sich in dunkle Töne wandelt.
Titeltrack „Hollow Earth“ ist ruhig und hat nur einen Ausreißer gegen Ende. Ansonsten wird die Scheibe nun wirklich ruhig, langsam, nicht unbedingt langweilig, aber weniger tanzbar – zumindest für mich. Der Song ist nicht schlecht und wie er endet, so beginnt dann auch „Evalslave“, der letzte Track auf der Platte. Man hat diesen startende-Kettensäge-Sound, der nun ein bisschen lauernder ist und dann auf eine wirklich harte, gute Nummer hinausläuft. Hier laufen Devil-M wieder zur Hochform auf und liefern noch einmal ein wirklich gutes Stück ab.
„Beneath the Hollow“ ist dann noch mal ein Abschluss, den es meiner Meinung nach gar nicht gebraucht hätte, der wohl aber das Gesamtkonzept der Scheibe ganz gut abrundet.
Alles in allem eine gute Industrial-Platte, perfekt für Fans von Marilyn Manson, tanzbar und für Clubs sehr gut geeignet. Man sollte sich die Mühe machen, die Texte einmal mitzulesen und auf sich wirken zu lassen, denn da steckt eine ganze Menge drinnen.
4/5
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Devil-M – Hollow Earth
Darktunes Music Group (Soulfood), 2017
CD: 17,99 €
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Homepage Devil-M
Tracklist:
Human being
Savior self
Incited volition
Zeitgeist
Federal emergency mass assassination
Dharmachakra of Christianity
Outside the hollow
Rothschild Part I
Rothschild Part II
Inside the hollow
Evalslave
Beneath the hollow