Deine Lakaien – 21.01.2017 – Herkulessaal München


Deine Lakaien – Seit 1985 ist das Musikprojekt des Münchener Multiinstrumentalisten Ernst Horn und des gebürtigen Mazedoniers Alexander Veljanov aus der alternativen Gothicszene nicht mehr wegzudenken. Unter dem Motto „XXX – The 30 Years Retrospective“ geben sich die beiden Ausnahmemusiker mal wieder in ihrer Heimatstadt München die Ehre. Im altehrwürdigen Herkulessaal der Münchner Residenz, der schon sehr bald ausverkauft war, sollte das Ganze stattfinden. Das Publikum war eine bunte Mischung aus gesetzten Herrschaften und szenemäßig in Lack und Leder gekleideten Gothic-Anhängern. So ziemlich alle Altersschichten waren vertreten. Im Foyer wartete schon eine lange Schlage Menschen auf Einlass.
Pünktlich um 19:00 Uhr ging das Saallicht aus und die Band betrat die Bühne. Die ersten Takte von „Away“ erklangen und als ob ein Geist am Flügel sitzen würde, bewegten sich dessen Tasten von ganz alleine. Mit dem folgenden „Colour-Ize“ ging es weit zurück in die Anfangstage. Genauer gesagt zum ersten selbstbetitelten Album. Mit „Gone“ vom 2011er Album Indicator sprang man dann wieder in die Neuzeit, bevor es mit dem nächsten Song „Lonely“ zurückging bis zur 2nd Star betitelten EP. dl-06Den Begriff Retrospektive nehmen die beiden Protagonisten wörtlich, denn gleich darauf verabschiedete sich Veljanov von der Bühne und machte Platz für Sabine Lutzenberger. Somit stand jetzt auf einmal eine ganz andere Formation on Stage. Helium Vola, ein Projekt von Ernst Horn, das er nach seinem Ausstieg bei Qntal um die Jahrtausendwende gründete. „Mahnung“, „Dormi“ und „Selig“ lauteten die drei Songs, die durch den faszinierenden Gesang von Lutzenberger durch den Saal perlten. Ein erneuter fliegender Wechsel zwischen Lutzenberger und Veljanov wurde vollzogen, und mit „Over and Done“ und „Where you are“ wurden zwei neuzeitliche Klassiker aus dem Lakaienkatalog dargebracht.
Dann war Ernst Horn mit dem Abgang dran und verschwand seitlich hinter einer Säule. dl-08Einer meiner persönlichen Lieblingssongs erklang darauf aus den Lautsprechern. „The Man with the silver Gun“ von Alexanders erstem Soloalbum Secrets of the silver Tongue und „The sweet Life“, der Titeltrack des zweiten Veljanov-Albums. Mit einem der Tanzflächenfüller aus dem Lakaienprogramm, „Return“, und dem kleinen Szene-Geheimtipp „Fighting the Green“ vom Winter Fish Testosterone Album schloss der erste Block des Abends und verschaffte den etwa 1200 Gästen eine kleine Pause.
Gut 20 Minuten später gings weiter mit gleich zwei Tracks aus dem Forest Enter Exit Album. Das getragene „The Walk to the Moon“, welches überging in das peitschende „Contact“, das von Ivee Leons Geige furios eingeleitet wurde. Ganz in die neue Zeit ging es darauf mit dem ruhigen „Where the winds don’t blow“ vom letzten Album Crystal Palace.
Nun war Alexander wieder eine kleine Pause gegönnt und Sabine Lutzenberger kam für zwei weitere Helium Vola Stücke zurück auf die Bühne. „Begierlich in dem Hertze min“ vom selbstbetitelten HV Debüt, ein getragenes schwebendes Lied, das perfekt zur Stimme Lutzenbergers passt, machte den Anfang. Was dann folgte, kennt wohl jeder schwarze Clubbesucher. „Omni Mundi Creatura“ ist „der“ Tanzflächenhit der Formation. Elektronisch peitschende Rhythmen zu mittelalterlich gesungenen Chorälen. Für Lutzenberger war ihr Part für diesen Abend dann getan. dl-01
Genauso elektronisch weiter ging es dann mit „Cupid’s Disease“ aus dem Jahre 1996, zu dem Ernst Horn seinen Synthesizern wieder die bekannt vertrackten Töne entlockte.
Jetzt kam wieder Veljanovs Solozeit. „Seraphim“ von 2001 und „Mein Weg“ vom letzten Album Porta Macedonia, welches auch schon wieder neun Jahre auf dem Buckel hat.
Weit zurück in die Anfangstage zur zweiten LP Dark Star ging es mit den beiden letzten Nummern des regulären Sets: „Reincarnation“ und der erste Clubhit der Lakaien, „Dark Star“, waren diese. Frenetische Jubelstürme geleiteten die Musiker von dannen.

dl-09Tosender Applaus lockte Ernst Horn und Alexander Veljanov schon bald wieder auf die Bühne. Vom Indicator Album wurde „One Night“ in einer akustischen Version nur von den beiden Protagonisten dargebracht und gleich darauf das sensationelle „Mindmachine“ von 1993 wieder mit voller Bandunterstützung. Ein Song von der Kasmodiah LP leitete den Schluss des Konzertes ein … sollte eigentlich – aber das schon etwas ältere Equipment zeigte sich mal wieder von seiner analogen Seite. Es piepte und knisterte, so dass Ernst Horn den als „seit ca. 500 Jahren Tontechniker bei uns“ betitelten Ernesto auf die Bühne bitten musste. Da musste der sowieso sein, denn bei „Overpaid“ darf der dann an der Bassgitarre mitspielen. Gegen Ende des Songs schnappte sich Ernst Horn einen Drumstick und drosch damit auf den Flügel ein, hinter dessen Tastenmanual Igor Zotik Platz genommen hatte. Ein sensationelles Konzert ging zu Ende, welches in einem der größten Clubhits der Gothicszene gipfelte. „Love me to the End“ vom Dark Star Album.

Leider ließ der straffe Zeitplan der Residenz keine Verlängerung der Spielzeit zu, so dass sich Alexander mit seinen Ansagen sehr zurückgenommen hatte. Auch hätten die Musiker noch viel mehr Lieder aus der Bandgeschichte der Lakaien bringen können. Sie wären genauso bejubelt worden, wie das vorgetragene Material. Zu gut und einzigartig ist diese Mischung aus Gothic, Pop, Rock und Elektronik. Es war wieder einmal ein wunderbarer Abend mit Deine Lakaien.

5/5

Setlist:

01 – Away
02 – Colour-Ize
03 – Gone
04 – Lonely
05 – Mahnung   (HV)
06 – Dormi    (HV)
07 – Selig       (HV)
08 – Over and done
09 – Where you are
10 – The Man with the silver Gun  (AV)
11 – The sweet Life   (AV)
12 – Return
13 – Fighting the Green
— Pause —
14 – Walk to the Moon
15 – Contact
16 – Where the Winds don’t blow
17 – Begierlich in dem Hertze min  (HV)
18 – Omnis Mundi Creatura        (HV)
19 – Cupids Disease
20 – Seraphim    (AV)
21 – Mein Weg   (AV)
22 – Reincarnation
23 – Dark Star

24 – One Night
25 – Mindmaschine
26 – Overpaid
27 – Love me to the End

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