CD: Fliptop Box – Catch22


Die Geschichte von Fliptop Box beginnt bereits im Jahre 2003. Ein bisschen erstaunt ist man also, dass man 14 Jahre lang nichts von den Griechen gehört hat. Das Album Catch22, das zufällig in den Player geflattert ist, sorgte sofort für mehrfaches Betätigen der Replay-Taste. Aber bevor wir uns den Krachern zuwenden, noch ein paar Worte zur Band. Fliptop Box gründeten sich also 2003, drei Jahre später kam ein erstes Demotape in Umlauf, das nicht ganz unbeachtet blieb – jedoch gab es keinen Durchbruch. Das wiederum verwundert ein bisschen. Die Band selbst gibt als Vorbilder Größen wie Danzig, Alice in Chains oder Volbeat an und bietet einen guten Stilmix aus Hardrock mit Grungeelementen, der den Soundgarden oder Nirvana Hörern mehr als gefallen müsste.

Catch22 ist das zweite Album des Quintetts und erschien bereits im Herbst 2016. Nur acht Songs befinden sich auf dem Longplayer, aber die zeigen ganz gut, was die Band zu bieten hat. Beginnend mit harten Riffs, die sofort ins Ohr gehen und eine starke Gitarrenfront präsentieren, ist „Blast“ ein herzzerreißender Lovesong, der sich ganz gut in das Genre einfügt. Der Songs birgt wenig Überraschungen, dafür drischt das folgende „Borderline“ stärker in die Saiten. Eigentlich ganz schön, dass die Gitarren so absolut deutlich im Vordergrund stehen. Textlich wieder ein sehr sehnsüchtiger Song, wie man das aus dem Grunge kennt. Alleingänge der Gitarre gehen gerne mal in der instrumentalen Masse unter, das ist ein wenig schade. In meinen Augen müsste der Solopart viel stärker und lauter im Vordergrund stehen. „Class of underdogs“ sagt schon im Titel recht deutlich aus, um was es geht. Diese triste Verzweiflung gesellschaftlichen Lebens wird in Lyrics gepackt und traurig aus den Boxen geschleudert. Gesanglich ist nicht so viel rauszuholen. Sänger John P ist mir zu wenig abwechslungsreich, was schade ist. Es fällt schwer, Feinheiten herauszuhören. Cptain Frikis ist ebenfalls für den Gesang zuständig, das hört man aber erst mal gar nicht und wird nur dann deutlich, wenn man sich sehr genau auf den Gesang konzentriert. Warum das nicht gefällt? Nun ja, das ist natürlich eine Frage des Geschmacks, ich persönlich fände es gelungener, wenn die Stimmen differenter wären und dadurch ein breiteres Spektrum abdecken würden. „Sirens“ zeigt dafür, dass es möglich ist, gesanglich aus sich raus zu gehen. Hier gibt es im schönen Metalstil sogar ein wenig Growling. Ansonsten ist es eine Midtemponummer, die nicht mal sonderlich durch die Gitarren auffällt. „Desert“ wieder ganz anders, mit harten Gitarren, die eine düstere Stimmung aufbauen. An sich ganz spannend, man wartet nur irgendwann auf eine Abwechslung, die hier ziemlich sanft ausfällt, aber trotzdem gut hörbar ist. Der Song ist lang, irgendwann zu lang, weil er textlich nichts mehr bietet und zu wenig Abwechslung hat. Die Nummer ermüdet mit den Sekunden, die verrinnen. Schade eigentlich. „Promises to stay“, wieder so eine depressive Nummer, wieder das Enttäuschte, das Dunkle. Ich würde die Nummer nicht als gute Grungenummer bezeichnen, dazu fehlt es ihr musikalisch ein bisschen, aber ein softer Hardrocktouch ist drin. Vielleicht muss man wirklich bei jedem Song ganz genau differenzieren: Ist es der Text, der im Mittelpunkt steht oder ist es die Melodie. Es gibt immer das eine Riff, das einen aufhorchen lässt, das haben alle acht Stücke. Aber es gibt eben die Parts, die mich als Gitarrenliebhaberin absolut mitreißen und die ich immer wieder hören könnte – und es gibt die Parts, die mir zu langweilig sind, bei denen nur noch der Text etwas retten kann. Vielleicht könnte man „Staring eyes“ auf die politische Situation und die finanziellen Schwierigkeiten Griechenlands beziehen. Vielleicht meint Fliptop Box auch etwas anderes. Der Interpretation ist ja nie eine Grenze gesetzt. Mit „Unbeliever“ findet die Scheibe ihr schnelles Ende. Es wird noch mal etwas schneller, um schließlich im gediegenen Midtempo zu enden.

Fliptop Box könnte eine Grunge-Entdeckung sein, wenn sie diesen Stil wirklich komplett durchziehen würden. Leider gibt es immer wieder Songs, die nicht in das Genre passen, sie sind zu brav und glatt, ihnen fehlt der dreckige Sound und die hingerotzten Gefühle. Dennoch ist Catch22 ein Album, an dem man nicht vorbeilaufen sollte, weil es doch Spaß macht, der Band ein Ohr zu leihen. Unbedingt beachten sollte man die Lyrics, weil die noch einmal unterstreichen, was Fliptop Box eigentlich ausmacht.

4/5

Fliptop Box – Catch 22
Independent, 2016
CD: 9,99 €

Tracklisting:

  1. Blast
  2. Borderline
  3. Class of Underdogs
  4. Sirens
  5. Desert
  6. Promises to Stay
  7. Staring Eyes
  8. Unbeliever

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