CD: Böhse Onkelz – Live in Dortmund II


20 Jahre nach dem legendären Hinspiel Live in Dortmund geht es zurück in den Ruhrpott. Das Rückspiel fand nach vielen Höhen und Tiefen des Teams am 24. und 25. November 2016 wiederum in Dortmund statt. Es scheint, als sei es das ewige Duell, Dortmund gegen Frankfurt. Im DFB-Pokal konnten die Gäste mit der zweiten Mannschaft, der SGE, leider nicht punkten, mal sehen, ob sie es beim Battle Live in Dortmund II können.

Die Fans jedenfalls sind in Stimmung und sorgen mit Sprechchören für einen gelungen Empfang der Frankfurter. Aber reicht das aus, um an diesem Abend erneut den Sieg nach Dortmund zu holen? Nach dem Anpfiff geht es langsam los. Ein gegenseitiges Abtasten mit „Gott hat ein Problem“. Der noch neue Song vom letzten Album Memento ist aber bei den Dortmundern bereits angekommen und sie können kontern durch lautstarkes Mitsingen. Da müssen die Frankfurter ein bisschen an Bass und Härte zulegen. „10 Jahre“, der Gassenhauer, der mittlerweile um ein paar Jahrzehnte überholt ist, ist der Angriff auf die Dortmunder, der abgewehrt wird. Der Abwehrchor funktioniert, die Frankfurter sehen etwas blass aus. Nicht etwa, was die Schnelligkeit betrifft, aber der Gesang ist nicht ganz rund. Hier müssen sie aufpassen, dass sie nicht schnell in Rückstand geraten. Als Weidner die Diskussion beginnt, schreit die Menge, die Halle tobt und die Onkelz gleich mit. „Finde die Wahrheit“, das kennen wir schon vom Hinspiel. Ein guter Spielzug mit einem Kevin, der stimmlich eine absolute Wucht ist! Was hatte der zu kämpfen, verletzungsbedingte Pausen und Rückschläge einzustecken, aber jetzt ist er wieder da. Diese Saison kann er wieder voll durchstarten und steht in Bestform auf dem Platz. Die Stimme ist tiefer geworden, kräftiger und man wird sehen, ob Kevin durchhält oder sich doch etwas zu viel zumutet. Wieder ein Fehlpass von Stephan Weidner. So ganz klappt das Zusammenspiel mit Kevin Russell noch nicht. Weidner wirkt ein bisschen blass, gesanglich hat er sich verändert, das Training der letzten Jahre hat seine Spuren hinterlassen – und wie er es in München gesagt hat, haben auch Zigaretten und Alkohol ihren Anteil daran gehabt. Hat man beim Hinspiel 1997 noch eine perfekte Harmonie zwischen Kevin und Stephan gehört, passen die beiden Stimmen mittlerweile nicht mehr hundertprozentig zusammen. Ob sich das negativ auswirken wird, wird man am Ende des Spiels sehen. Aber nein, wieder ein Foul! „Irgendwas für nichts“ hat zwar einen sehr schönen Spielzug von Kevin zu Stephan, von ihm auf Gonzo, der schließlich an Pe abgibt. Aber dann das Foul, gesanglich könnte es hier die Gelbe Karte geben, aber der Schiedsrichter zeigt noch einmal Erbarmen und lässt die Karte stecken. Es klingt ein bisschen nach Kumpels, die in einer Bierlaune und entsprechend angetrunken zusammen zu singen versuchen. „Nie wieder“ nimmt die Schnelligkeit aus dem Spiel. Ein bisschen ruhiges Rumgekicke, aber ausruhen und nachlassen dürfen sie nicht. Da muss einfach noch mehr geboten werden und die Onkelz müssten in Führung gehen. Das versuchen sie auch aus einer Standardsituation heraus: „Gehasst, verdammt, vergöttert“. Gonzo ganz stark hier mit einem Alleingang, das ist die Führung für Frankfurt! Das ist das 0:1! Und Stephan Weidner will kurz darauf nachlegen, aber wir haben diese Dankesrede schon schöner gehört, beispielsweise in München. Dortmund kontert und das ist der schnelle Ausgleich! Das hätte nicht sein müssen, eine Nachlässigkeit, die vermeidbar gewesen wäre. „Auf die Freundschaft“ zeigt, dass es sich hier um Gegner auf Augenhöhe handelt. Hier patzt Kevin einmal, oh, das hätte böse ins Auge gehen können. Bisher eine durchgehend solide Leistung von Pe, der an den Drums einfach mal das tut, was er am besten kann: Brillieren! So muss das sein, Pe als der Fels in der Brandung, der Mann im Hintergrund, der auch immer wieder Ruhe ins Spiel bringt und dann doch seine Mannschaft antreibt, wenn sie zu nachlässig wird. „Der Schutzgeist der Scheiße“ ist wieder ein Standard. Hier passieren gerne Fehler, weil man sich zu sicher fühlt. Und da wird Kevin auch schon gefordert, oh, da muss er runter und sich lang machen, aber er hält! Die „Stimme aus der Gosse“ hält und ist kräftiger als je zuvor! Dreckig, ranzig, rotzig, wie man ihn nie gehört hat. Er braucht nicht mehr die Rettungsversuche seiner Mannschaftskameraden. Ein tolles Comeback! Für „Lieber stehend sterben“ wendet sich Weidner erneut an die Fans und bittet um Unterstützung. Bei Auswärtsspielen braucht man die Fans hinter sich, braucht ihre Hände und Stimmen, den Zuspruch, den das Publikum gerade bei diesem Song gerne gibt. Wieder merkt man aber, dass das Duo Weidner/Russell schwächelt. Liegt es wirklich an den Jahren, liegt es am Vereinswechsel zu Der W, liegt es am Einzeltraining, das Weidner verstärkt absolviert hat? Man weiß es nicht. Dafür flankt er jetzt auf Gonzo, der wieder die Führung holen möchte, aber zu kurz die Saiten zupft. Manchmal hat man das Gefühl, Stephan ist entweder einen halben Takt zu schnell oder zu langsam. So ganz passt das Timing nicht, und das nicht nur in diesen Minuten, sondern öfter. 1997 gab es mehr Jubel der Fans, mehr Ruhe im Spiel. Das ist vorbei, das ist auch gut so. Man muss die Mannschaft auch loben, wenn sie es verdient. Lange Sprechchöre bei unterbrochenem Spiel sind Vergangenheit. Den Bass hört man zwanzig Jahre später auch viel kräftiger und deutlicher, was sehr gut ankommt. „Nur die Besten sterben jung“ ist der sichere Elfmeter, den keiner vergeben darf. Das wäre schlimmer als der verpatzte Elfer von Uli Hoeneß im EM-Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei. Aber der Ball ist drin! Ganz locker ins linke obere Eck, unhaltbar die Fans, die den Gassenhauer mitsingen und am Ende, nach der erfolgreichen Verwandlung des Strafstoßes ihre Mannschaft feiern. Jetzt wird der Ball ein bisschen hin- und hergeschubst, Dortmund hält sich zurück, den Schock über die Führung der Frankfurter müssen sie erst verdauen. Im Hintergrund meint man Gonzo zu vernehmen. Ratlosigkeit breitet sich aus. Es klingt, als würde er ungeplant singen und rumkicken, ohne den Ball zu haben. Als würde Kevins Mikro seine Stimme zufällig einfangen. Böses Foul und das gibt dieses Mal auch verdient die Gelbe Karte. Das kann Gonzo durch eine Soloaktion zwar spielerisch ausmerzen, aber die Gelbe Karte bleibt natürlich trotzdem und erschüttert die Bilanz in diesem bisher fairen Spiel. Im Übrigen sind wir uns nicht sicher, ob es wirklich Gonzo ist oder doch Stephan der Übeltäter war, der dieses Foul begangen hat. Dann hätte die Verwarnung natürlich auf sein Konto gehen müssen. Er ist angezählt und er liefert bei „Dunkler Ort“ gleich wieder eine unschöne Gesangsaktion. Vielleicht ist es unfair, Weidner die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn der Rasen nicht die beste Qualität hat, aber so ist das nun mal im Fußball und auf Livealben. Da rückt Pe endlich mal wieder in den Mittelpunkt und schnappt sich den Ball, eine schöne Ballannahme nach dem Pass von Kevin, aber er behält ihn nicht lange, zieht ab und gibt das Leder an Gonzo weiter. Weidner trabt aufmerksam mit. Jetzt muss der Halbzeitpfiff bald kommen. Es sind nur noch vier Minuten der regulären Spielzeit auf der Uhr. Und es wird noch einmal spannend. Kevin verliert den Ball an die Dortmunder, die nach vorne preschen, aber es gelingt dem Sänger in einer gemeinsamen Aktion mit Stephan, sich den Ball zurückzuerobern – leider verlieren sie ihn dann bald wieder nach einem groben Gesangsfehler, da passt die Tonlage einfach nicht. Und Dortmund kontert, schnell und präzise. Wird das der Ausgleich vor der Halbzeitpause? Es scheint fast so. Da hilft auch kein Stephan Weiler, der zum ersten Mal ganz deutlich in Erscheinung tritt. Die Rettungsversuche der Mannschaft laufen ins Leere, Dortmund gleicht aus bei „Wieder mal nen Tag verschenkt“, hier leistet sich Gonzo ein weiteres grobes Foul. Für dieses unsportliche Verhalten, das unstimmige Hintergrundgegröhle, hätte es die Gelbrote geben müssen! Und da ist der Halbzeitpfiff.

Die zweite Halbzeit steht kurz vor dem Anpfiff. Die Dortmunder sind auf ihrem Platz, die Frankfurter lassen sich noch Zeit. Nach dem überraschenden 2:2 gibt es in der Kabine wohl noch mal deutliche Worte. Da sind sie, Stephan schwört sein Team noch mal ein und los geht’s! Oh, ein guter Start von Frankfurt. „52 Wochen“ ist etwas, dem Dortmund nichts entgegenzusetzen hat, da macht es auch nichts, dass die Frankfurter sehr unsauber singen. Hui, da habt ihr Glück, dass Dortmund nicht aufpasst, denn jetzt fehlt der Biss, jetzt müsste man zu alten Kräften kommen, müsste den Text richtig reinrotzen. Zugegeben, Stephans Performance ist gut, der Bass klingt und ist deutlich herauszuhören. Aber so wird das nichts mit der Führung. „Danke für Nichts“, ein kurzer Konter der Dortmunder wird sofort niedergebügelt von den Onkelz, das gleicht einem Rugbyspiel, die lassen den Gegner nicht stehen, die nieten ihn um! Stimmlich bleibt Stephan leider wieder zurück und jetzt muss ich es deutlich sagen: Der Mikrorasen ist scheiße! Verglichen mit dem Hinspiel 1997 sticht aber vor allem Kevin positiv heraus. Und jetzt lässt Stephan zu, dass Dortmund das dritte Tor macht. „Bomberpilot“ wird zum wuchtigen Konter, der aber kein Tor erzielt. Schöner Spielzug von Gonzo, ach, er ist schon ein Virtuose, das macht richtig Spaß, ihm zuzuhören! Es gibt eine kurze Spielunterbrechung, initiiert von Stephan Weidner – der in seiner Rolle als Coach deutlich macht, dass man dankbar ist, wieder hier sein können und wie geil es ist, ein Rückspiel in dieser Form stattfinden lassen zu können – mit einem Kevin Russell in Bestform! Entsprechend geht es weiter, mit kleinen Tränchen in den Augen: „Wo auch immer wir stehen“. Ach, hier kann man nicht meckern, das ist emotional, das ist der faire Kick ins Seitenaus der gegnerischen Mannschaft, wenn deren Spieler verletzt auf dem Feld liegt. Das sind schöne, emotionale Momente, die den Fußball – und so ein Konzert – unvergesslich machen und das Team als Team zusammenstehen lassen. Das Spiel geht weiter, „Mach’s Dir selbst“ ist der nächste Angriff auf das Dortmunder Tor. Es muss jetzt auch was geschehen! Es sind die letzten Minuten der regulären Spielzeit, da muss von den Frankfurtern noch etwas kommen, sonst war’s das. Aber so sehr sich die Hessen bemühen, sie schaffen es nicht, den Ball reinzubekommen. Die letzten acht Minuten der regulären Spielzeit. Frankfurt lässt sich Zeit, was tasten die denn jetzt den Gegner ab? Gonzo im Alleingang vor dem Tor, das sieht gut aus, aber nein, er trifft nur den Pfosten, der Ball prallt ab, Gonzo erwischt ihn und versucht es erneut. Abstoß. Doch der Ball geht nicht weit genug in die Hälfte der Frankfurter und die schnappen sich sofort wieder das Leder- Foul! Oder nur eine Schwalbe? Wir sind uns nicht sicher, ob das ein klassischer Verspieler war oder Absicht, auch wenn sich der „Fehler“ wiederholt und damit wohl Absicht ist – er klingt wie ein bitteres musikalisches Foul. Und da macht Stephan Weidner ganz allein vor dem Tor der Dortmunder stehend den Ausgleich! 3:3 bei dieser Partie, die emotionsgeladener und spannender kaum sein könnte! Jetzt nur keinen Fehler machen, es ist nur noch knapp eine Minute reguläre Spielzeit übrig, aber es gab Unterbrechungen, das könnte eine Nachspielzeit geben. Und Dortmund will es noch einmal wissen und greift an, die Frankfurter scheinen gar nicht mehr da zu sein und das wird das 4:3 für die Gastgeber! Jetzt müssen wir sehen, wie lange die Nachspielzeit ist, ob es reicht, damit Frankfurt hier nicht mit einer Niederlage vom Platz geht. Sie tasten sich langsam vor, aber Dortmund lässt ihnen nicht viel Raum. Sollte es den Ausgleich geben, muss Frankfurt jede Chance nutzen und eine Lücke in der jetzt beinharten Abwehr von Dortmund finden. Und Dortmund mauert, die wollen hier mit einem Sieg nach Hause gehen. Aber auch die Onkelz geben sich noch nicht geschlagen. Da versucht es Gonzo noch mal im Alleingang, sehr schön, doch leider nur die Latte. Jetzt greifen die Dortmunder wieder an. Ob sie noch ein Tor machen? Das wäre die zweite Niederlage im Mai 2017 für Frankfurt gegen Dortmund! „Kirche“, ein gutes Zusammenspiel von Kevin und Stephan, da passt alles, das ist die alte Größe, das ist es, was die Fans hier sehen wollen. Es wurde, das schieben wir hier kurz dazwischen, angezeigt, dass es zwanzig Minuten Nachspielzeit gibt! Und da greift Dortmund auch schon wieder an, aber sie verlieren schnell den Ball an einen Gonzo, der hier wieder einmal sein Können unter Beweis stellt und den Ball mit einem Hackentrick an sich bringen kann. Und sie rücken auf, lassen ihren Gitarristen nicht alleine gegen die Dortmunder laufen. Jetzt dreht Dortmund auf, das könnte das 5:3 werden, aber Stephan kann auf der Linie klären! Jetzt nicht nachlassen, Frankfurt ist in Ballbesitz und prescht nach „Mexico“. Doch da verlieren sie den Ball auch schon wieder, Kevin und Stephan duellieren sich mit dem Ruhrpott, es geht hin und her im Mittelfeld. Es geht vor das Tor der Dortmunder, aber Frankfurt verliert den Ball, es geht zurück in die Hälfte der Frankfurter, aber Abseits! Sollte es ein weiteres Zusammentreffen der beiden Teams geben, wird es unter dem Motto „Demento“ stehen. Das könnte eine spannende Partie werden, bei der nicht zwingend Dortmund gewinnen muss. Das müssten jetzt die letzten Minuten sein und Frankfurt muss noch einmal richtig aufdrehen, damit es hier zumindest ein Unentschieden gibt. Jetzt werden „Erinnerungen“ wach an das Hinspiel vor zwanzig Jahren. Die vier Frankfurter zusammen mit Stephan Weiler drehen noch einmal richtig auf und lassen die Dortmunder stehen. Die letzten Sekunden laufen, die Onkelz starten einen letzten Angriff und das sieht gut aus, sie holen noch einmal alles aus sich heraus, Gonzo wundervoll im Alleingang, Pe zieht im Hintergrund die Fäden und läuft immer mit, um da zu sein, wenn man ihn braucht, Kevin und Stephan spielen sich die Bälle zu und da ist es! Der Ausgleich, das 4:4 in den letzten Sekunden! Das war’s, Abpfiff!

Das Konzert war nicht weniger spannend als das Pokalfinale Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt. Während die Dortmunder den Pokal nach Hause tragen durften, gibt es bei Live in Dortmund II ein faires Unentschieden zwischen den Onkelz, die sich hier in Bestform präsentieren konnten, und den Dortmunder Fans, die – wie in allen anderen Städten auch – die Onkelz an die Wand gefeiert haben. Das Fazit ist gemischt, im Allgemeinen aber sehr gut. Kevin hat in meinen Augen seine Bestform erreicht. Stimmlich ist er wohl auf dem Gipfel seiner Karriere, sie ist kraftvoll, rotzig, rau und er hält durch und muss nicht von Stephan aufgefangen werden. Im Vergleich dazu ist er 1997 ein ziemliches Wrack – sorry, dass ich das so sagen muss, war die Live in Dortmund doch das Album, durch das ich zu den Onkelz kam und das monatelang rauf- und runterlief. Pe ist die sichere Bank im Hintergrund. Manchmal ist es schade, dass Drummer immer so unter den Tisch fallen, auch hat Pe im Gegensatz zu – leider wenigen – anderen Drummern keinen Solopart. Gonzo ist ein Gitarrenvirtuose. Es mag technisch bessere Saitenzupfer geben, aber scheiß drauf. Gonzo spielt mit Herzblut und Seele, das hört man und man spürt es geradezu, wenn man die Soloparts hört, in denen er seine Finger tanzen lässt – und in der Musik kommt es alleine darauf an! Bleibt noch Stephan, der bei mir beim ersten Hören der Scheibe ganz schlecht abgeschnitten hat. Mittlerweile habe ich das Album auf drei verschiedenen Playern gehört und muss meine Meinung ein bisschen revidieren. Der Bass ist sehr gut zu hören, kein dumpfer Soundbrei, was positiv ist. Was fehlt? Die leidenschaftlichen Ansagen, die spärlich geworden sind. Der Gesang, der anders ist. Vermutlich ist die Solokarriere daran schuld, zusammen mit dem Alter, Zigaretten- und Alkoholkonsum. Die Stimmen der Vier haben sich leicht verändert – nicht hässlich, ganz im Gegenteil, aber zu rund, zu sauber, sieht man von „Wieder mal nen Tag verschenkt“ ab – aber eben das führt dazu, dass Stephan und Kevin nicht mehr dauerhaft so gut harmonieren, wie sie das 1997 noch taten. Das heißt nicht, dass der Weidner schlecht ist, es ist nur ungewohnt und manchmal unschön. Einen Abzug gibt es allerdings dennoch. Zum einen weil das Livealbum recht trivial ist und nicht sonderlich heraussticht. Es ist die Antwort auf bettelnde Fans, die schon am Abend der Konzerte nach dem Livealbum brüllten. Lieblos ist es aber, weil die Ansagen fehlen, die kleinen Versinger und Verspieler, es ist zu glatt für ein Livealbum, trotz des zweiten, nun folgenden Punkts. Zum anderen klingt der Gesang von Stephan und Gonzo teilweise einfach scheiße, das muss man so sagen. Sei es, dass die Mikros nicht richtig eingestellt und dadurch zu leise sind, sei es, dass im Eifer des Konzertgefechts im falschen Winkel hineingesungen wird. Teilweise klingt es, wie oben schon angedeutet, als hätten die beiden an diesen Stellen gar nicht singen sollen, täten es trotzdem und zwar so laut, dass man ihre Stimmen als nervigen Hintergrund durch Kevins Mikro auffängt. Und dennoch: Der Bass ist lauter, die Lieder langsamer, der Gesang stärker und die Konzerte sind länger – und es ist schön, dass die Böhsen Onkelz nicht mehr Geschichte sind.

4/5

Böhse Onkelz – Live in Dortmund II
Matapaloz, 2017
CD: 16,49 €

Tracklisting
01 – Intro
02 – Gott hat ein Problem
03 – 10 Jahre
04 – Finde die Wahrheit
05 – Irgendwas für Nichts
06 – Nie wieder
07 – Gehasst, verdammt, vergöttert
08 – Auf die Freundschaft
09 – Schutzgeist der Scheiße
10 – Lieber stehend sterben
11 – Nur die Besten sterben jung
12 – Jeder kriegt, was er verdient
13 – Dunkler Ort
14 – Wieder mal nen Tag verschenkt
15 – 52 Wochen
16 – Danke für Nichts
17 – Bomberpilot
18 – Wo auch immer wir stehen
19 – Mach’s dir selbst
20 – Auf gute Freunde
21 – Wir ham noch lange nicht genug
22 – Kirche
23 – Mexico
24 – Erinnerungen

 

 

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