Die Griechen wecken bei den meisten die gleichen Assoziationen: Sommer, Sonne und Sirtaki – neben Oliven und Feta. Doch das reduziert das Volk auf einen kleinen Teil. INK sind eine griechische Band, die in diesen Tagen ihr 18jähriges Bestehen feiern konnte. Nicht mehr ganz neu ist das Album Loom, aber uns wurde die Scheibe trotzdem zugespielt. Vorab sei gesagt, dass man INK recht schwer online findet und wir leider nur sehr spärliche Infos von der Band selbst erhalten haben. Wenn ihr also auf Discogs, Amazon und Co suchen solltet, gebt am besten INK in Verbindung mit dem Albumtitel Loom ein, dann kriegt ihr die Ergebnisse. Auf Facebook gestaltet es sich nicht weniger schwierig, hier muss man nach INKbandgr suchen. Aber nun zum Album.
Loom beginnt mit dem Song „Desert Son“, einer ruhigen Nummer, die mich an eine Mischung aus U2, Depeche Mode und Alice in Chains erinnert. „Sell me“ schlägt in ganz genau dieselbe Kerbe. Wenn man sich nicht drauf konzentriert, könnte man beides für einen zusammenhängenden Song halten, der in sich leichte Abwandlungen birgt. Aber in der zweiten Hälfte des Titels geht es etwas härter durch eine satte Gitarre zu. Hierzu sei gesagt, dass die Saiten von Kostas Apostolopoulos gezupft werden, der als einziger laut Internet noch in anderen Bands spielt, nämlich Hocus und Crossover. Das sechsminütige „Sell me“ endet mit Streichern, ein ganz netter Schachzug. „Rain“ hat einen gewissen Ohrwurmcharakter, ein nettes Gitarrensolo, was soll ich sagen? Brauchbar, absolut, mir persönlich eine Spur zu brav und langsam, da fehlt der letzte musikalische Ausbruch, aber das ist eine so persönliche Einschätzung, dass sie nicht in die Bewertung einfließen wird. Übrigens, das zeigt sich auch im nächsten Song „Persephone“, ist INK mit dem Album Loom absolut clubtauglich. Kann man gut auflegen, ist tanzbar und hat etwas, das vielen gefallen dürfte. „Days of Storm“ ist noch recht langsam und ein eher zartes Stück, „Violent Dope“ hat eine härtere, wenngleich nicht schnellere Gangart. Je mehr man hört, je länger das Album aus den Boxen schallt, desto besser gefällt die Scheibe und desto stärker spürt man das Potential darin. Eignet sich bestens für die Clubs und ist tanzbar. „Violent Dope“ hat sogar kurze Sequenzen, die man headbangen könnte. Wieder ruhiger wird es bei „Sirens“. Die harte, gitarren- und basslastige Gangart hält immer nur sporadisch Einzug auf diesem Album. Das ist etwas für die Depeche Mode-Fans. Im Übrigen schreiben sich INK selbst dem Alternative Metal und Psychedelic-Genre zu, was ganz passend ist. Für mich als Gitarren- und Bassfreak ist „Questions“ ein toller Song. Gleich zu Beginn ein schwerer Einstieg, der etwas ruhiger wird, wenn die Strophe gesungen wird. Der Gesang erinnert ein bisschen an Wolfsheim, das Duo Witt/Heppner und wer deren Musik mochte, könnte auch an diesem Album seine Freude haben. „Little Story“ und „Ophelia“ bieten dann den ruhigen Abschluss des Albums.
Loom ist eine Scheibe, die zwischen ruhigen und fast schon zärtlichen Nummern und den Midtempokrachern abwechselt. Kein Song ist per se langweilig, überall findet man kleine Highlights, viel Abwechslung und Anlehnungen an bekannte Bands. Es ist kein billiger Abklatsch, was man im ersten Moment vielleicht hätte vermuten können. INK schaffen es, trotz der Nähe zu DM und anderen ihr eigenes Ding zu machen und gehören in meinen Augen auf die Plattenteller der DJs. Fast wundert es, dass INK bisher kaum bekannt sind bei uns.
5/5
—
INK – Loom
Label: Independent, 2016
Bandcamp DIgital: 7 €
Bandcamp CD: 10 €
https://inkmusic5.bandcamp.com/album/loom
Tracklisting:
Desert Son
Sell me
Rain
Persephone
Days of Storm
Violent Dope
Sirens
Question
Legend
Little Story
Ophelia