The Story behind … Fraction – Moon Blood


Es gibt sehr wenige Platten aus dem Bereichen Psychedelic, Hardrock, Garage, die einen dermaßen legendären Ruf haben wie die einzige Veröffentlichung der US-Band Fraction. Eine christliche (!) Band aus Los Angeles, über die so gut wie gar nichts bekannt ist. Der Sänger Jim Beach tat sich mit dem Gitarristen Don Swanson und dessen Bruder Curt Swanson zusammen, um eine Band aus der Taufe zu heben. Victor Hemme am Bass und Robert Meinel an der Rhythmusgitarre vervollständigten das Line-Up. Allesamt einfache, zerlumpte Leute aus der Arbeiterklasse von Los Angeles, die vorher in diversen anderen Bands ihre Erfahrungen sammeln konnten. Die fünf Jungs wollten Musik mit mehr Biss machen. Sie hatten ein kleines Studio in Nord-Hollywood, in dem sie jeden Tag um fünf Uhr früh probten. Unter Tags hatten sie keine Zeit dazu, mussten sie doch jeweils in ihren normalen Jobs Geld verdienen. Die Stimme von Jim Beach stach hervor durch ihre sehr starke Ähnlichkeit mit der Stimme des Lizard King, Jim Morrison von den Doors. Derselbe Stimmumfang, das gleiche Heulen und Jaulen. Die Gitarren von Swanson und Meinel tauchten ein in Abgründe von wahren Wah-Wah und Fuzz-Orgien. Als sie ein paar Songs aus eigener Feder parat hatten, gingen die fünf Anfang 1971 in Whitney’s Studio, welches in Glendale, nahe Burbank war. In diesem Studio nahmen Frank Zappa und Captain Beefheart einige ihrer legendären Platten auf. Die Bass- und Schlagzeugarbeit in Verbindungen mit den ausufernden Gitarren von Don Swanson und Meinel sorgten für einen Sound, der irgendwo zwischen den Doors, Iron Butterfly und Black Sabbath zuhause war. Die Vocals vom Beach sind eine Mischung aus Jim Morrison und Steve Morgen von der Band Morgen. Trotz der Ähnlichkeit zu den Doors führte Jim Beach an, dass seine favorisierte Lieblingsband aus Los Angeles eher die Band Love um ihren Mastermind Arthur Lee sei. Die Studioaufnahmen zu ihrem Album Moon Blood waren komplett old-school gehalten. Das bedeutete, dass die Band aufgrund ihrer monetären Verhältnisse gezwungen war, die Aufnahmen beschleunigt durchzuführen. Für die Recording Session hatten Fraction maximal drei Stunden Zeit zur Verfügung. Alle Songs wurden zusammen von der kompletten Band in einem Rutsch durchgespielt, ohne Soundeffekte, Overdubs oder zusätzliche Studiospielereien. Von jedem Song wurde der einzige aufgenommene first Take verwendet.

Beim ersten Song, „Sanc-Divided“ fühlt man sich unweigerlich an „Love Street“ von den Doors erinnert. Ähnliche psychedelische Harmonien mit der etwas heiseren Bariton-Stimme von Jim Beach. Erst nach gut zwei Minuten kommt die Leadgitarre von Swanson zum Tragen, ehe der Song wieder kurz ins Ruhige driftet. Diese Ruhe wird aber bald wieder durchbrochen, als der Song an Wucht aufnimmt. Track zwei ist betitelt als „Come out of here“, welcher mit einem langsamen Psych-Gitarrenriff beginnt. Schon nach einer knappen halben Minute schiebt sich die schreiende Leadgitarre in den Gehörgang. Der Song bleibt in ruhiger, aber gleichsam treibender Geschwindigkeit. Beach röhrt sich zwischendrin manchmal heiser die Seele aus dem Leib. Knapp neun Minuten lang ist Song Nummer drei, „Eye of the Hurricane“, welcher leise mit verspielten Gitarrenharmonien beginnt, aber nach einer guten Minute durch eine verzerrte Wah-Wah Gitarre wuchtig an Kraft gewinnt. Der Mittelteil des Songs ist leise verwobene Psychedelia bei der Beach’s Stimme nur leise im Hintergrund singt. Diese ruhige Erholungsphase dauert aber nicht allzu lange. Die letzten sechs Minuten des Liedes zeigen sich wieder in orgiastischer, progressiver Gitarrenarbeit. Jim Beach schreit das eine oder andere Mal mit der Fuzzgitarre um die Wette. Müsste man sich den folgenden Track „Sons come to Birth“ bildlich vorstellen, es wäre ein Berg. Zu verspielten Harmonien auf der Gitarre zittert sich die flehende Stimme durch die Strophen. Die Gitarre wird erstaunlich clean gespielt, welche aber nach gut zwei Minuten in einen verzerrten, härteren Mittelteil übergeht. Die letzte Minute ist dann wieder im ruhigen Stil des Anfangs gehalten. Der letzte Song des Albums, „This Bird (Sky high)“ beginnt mit leisen versponnenen Melodien, in welche die Stimme von Beach jäh hereinbricht. Ein unterschwelliges Auf und Ab, das durchzogen ist von den jaulenden Vocals. Nach etwa viereinhalb Minuten steigert sich der Song in einen harten Teil von gut dreieinhalb Minuten welcher die Platte zum Abschluss bringt.

Gepresst wurde dieses Kleinod in einer limitierten Auflage von nur 200 Exemplaren auf dem studioeigenen Hauslabel Angelus Records mit der Nummer WR 5005. Studio- und Labelbesitzer Lorin Whitney saß bei der Recording-Session auch am Mischpult. Eingetütet wurde die Platte in einem ausgeschnittenen Die-Cut Cover. Der ausgeschnittene Teil des Covers wurde von innen mit rotem Cellophan verkleidet.

Die im christlichen Kontext gehaltenen Lyrics von Jim Beach sind inspiriert von den Altrockern The Yardbirds und auch Bob Dylan. Beach hatte in seinem Schaffen eine klare Vision vor Augen. Das Konzept der Covergestaltung stammt auch aus seiner Hand. Integraler Bestandteil der Band Fraction ist für Beach der Leadgitarrist Don Swanson. Dessen Stil aus Wah-Wah und Fuzzriffs bildeten eine Vorlage für den Sound, der heutzutage als Acid-Punk oder Stoner-Rock bekannt ist. Swanson spielte eine abgeschrammelte, zerbrochene Fender Esquire, die seinen Verstärker an die Grenze des Machbaren gerückt hat. Laut Beach war Swanson die treibende Kraft des Sounds, der alles dafür tat, um das musikalische Level auf höchster Spitze zu halten. Die Rhythmussektion der Gruppe sollte aber nicht unterschätzt werden. Curt Swanson konnte seine Drums leise treiben lassen, um aber im richtigen Moment den Sound zum Kochen zu bringen. Victor Hemme liefert einen soliden Bassteppich, der die Grundlage für den homogen verwobenen Sound bildet. Die textliche Thematik der LP, insbesondere auf Seite Eins zeigt einen emotionsgeladenen Kern von dunklen, schweren Texten a la „Verlängere deine Daumen und brenne die Dunkelheit aus ihr heraus“.

Es wurde einmal beschrieben, dass diese LP genau die sei, welche die Doors gerne aufgenommen hätten. Ihre quasi religiöse Thematik aber wäre konträr zu Jim Morrisons Gedanken gewesen.

Die LP Moon Blood ist als amerikanisches Original heute kaum mehr zu bekommen. Für top erhaltene Exemplare werden Preise von teilweise über 4000 US-Dollars bezahlt. Mittlerweile gibt es allerdings diverse Nachpressungen, die manchmal sogar das originale Die-Cut Cover besitzen. Teilweise sogar mit einigen Bonustracks.

Fraction – Moon Blood
1971 – Angelus Records – WR-5005

Tracklisting:
A1 – Sanc-Divided
A2 – Come out of her
A3 – Eye of the Hurricane
B1 – Sons come to Birth
B2 – This Bird (Sky high)

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