Film: Alfred Hitchcock – alter Hut oder zeitlose Klassiker?


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Wie kaum einem Zweiten gelang es Alfred Hitchcock, dem Großmeister der Filmkunst, mit den Ängsten und Emotionen der Zuschauer zu spielen. Schon in frühen Jahren war der 1899 in der Nähe von London geborenen Cineast Hitchcock voller Visionen. Und trotz zahlreicher Werke blieb ihm mit dem Oscar die größte Auszeichnung im Filmgeschäft Zeit seines Lebens verwehrt. Nach einigen ersten Gehversuchen und wenig bis mäßigen Erfolg fand er mit dem Thriller das Genre, welches ihm am meisten lag und für welches er bis heute von Fans frenetisch gefeiert wird.
Doch nicht gleich zu seinen Anfängen galt er als Meister der Spannung. Mit „Über den Dächern von Nizza“ aus dem Jahr 1955 versuchte er sich zuvor noch an etwas gänzlich anderem. Die Szenerie spielt an der französischen Riviera. Hier versucht der ehemalige berüchtigte Juwelendieb Robbie seine Unschuld zu beweisen, indem er einem Versicherungsagenten dabei hilft, den wahren Dieb zu finden, der seine Methoden für die Raubzüge kopiert. Eine der Schlüsselszenen findet im örtlichen Casino statt, wo Robbie den vermeintlichen Juwelendieb ganz nahekommt. Warum gerade diese Szene? Hitchcock hatte ein Faible für die Casino-Szenerie, was sich u.a. an seinem Interesse für die frühen Bond Filme als auch in einigen seiner frühen Werke wie „Man from the south“ zeigt. Als begeisterter Casino-Enthusiast ist natürlich klar, dass sich diese Szene mit Grant und Kelly in eine Liste der populärsten Szenen aus der Casinowelt der Filmgeschichte nahtlos einreiht. Aber auch abgesehen von dieser einzigartigen Kulisse weiß der Film noch heutzutage zu überzeugen. Nicht nur für waschechte Hitchcock-Fans eine gute Empfehlung.
Die wohl größte Phase seines künstlerischen Schaffens erreichte Hitchcock zwischen den Jahren 1950 und 1960. In diesem Zeitraum schuf er einige seiner größten Klassiker für die große Leinwand und arbeitete mit Stars wie Carry Grant, Sean Connery und der Männerphantasie der 50er und 60er Jahre Grace Kelly zusammen. Filme wie „Das Fenster zum Hof“, „Über den Dächern von Nizza“, „Vertigo“ und wohl auch sein bis heute weltweit berühmtesten Werk „Psycho“ wurden in dieser Periode geschaffen. Doch was macht die Faszination von Hitchcocks Filmen aus und auch heute noch zu echten Highlights der Filmgeschichte? Hitch verstand es wie kaum ein anderer Filmregisseur seiner Zeit durch den gekonnten Aufbau von Dramaturgie und Spannungsbögen die Zuschauer zu fesseln. Gerade zu meisterhaft inszeniert, ziehen sich vor allem die menschliche Angst und die tiefen Abgründe der Psyche durch seine Filme. Um diese immer zu wiederkehrenden Themen einmal näher zu beleuchten, werfen wir einen Blick in einige seiner Filme.
„Das Fenster zum Hof“ mit James Stewart und Grace Kelly aus dem Jahr 1954 ist der Titel, mit dem der Aufstieg und die künstlerische Hochphase von Hitchcock begann. Der Regisseur war seit Beginn des Tonfilms ein absoluter Fan von Musik und speziellen Sound-Effekten, die mit allerhand kuriosen Gegenständen entstanden und mit denen er die Dramaturgie der Szenerie gekonnt untermalte, so geschehen auch im Film „Das Fenster zum Hof“ und die sich im Laufe des Films entwickelnde Komposition des Klavierspielers. Doch neben der Musik war es vor allem die beklemmte Atmosphäre, die er mit diesem Film schuf. „Das Fenster zum Hof“ ist ein an Voyeurismus kaum zu übertreffendes Meisterwerk, so spielt es doch einzig und allein in der kleinen Wohnung des Hauptprotagonisten Jeff, gespielt von James Stewart. Dieser ist aufgrund eines Unfalls an seine Wohnung geradezu gefesselt und so bleiben ihm als Ablenkung bloß der Blick aus dem Fenster in den Hinterhof seines Apartments. Sein Blick zieht ihn immer wieder in die Wohnung der Thorwalds, wo er glaubt direkter Augenzeuge des Mordes des Mannes an seiner Frau zu werden.
„Die Vögel“ aus dem Jahr 1963 mit Rod Taylor und Jessica Tandy ist zweifelsohne ein weiteres Beispiel für die Schaffung einer wirklich beklemmenden Atmosphäre. Doch dieses Mal führt uns der Meister in die Küstenstadt Bodega Bay, in der Massen von Vögeln es auf die Bewohner abgesehen haben und beginnen, diese zu attackieren. Doch kaum ein Film reiht sich mehr in diese Liste ein als „Psycho“ aus dem Jahr 1960, in der ein altes Anwesen zum tragischen Schauplatz von Norman Bates pathologisch gespaltener Persönlichkeit wird. Spannendste und bis heute wohl am meisten in den Köpfen der Zuschauer verankerte Filmszene, dürfte wohl ohne Zweifel die anhand von Musik und der unnachahmlichen Kameraarbeit sowie den schnellen Schnitten perfekt inszenierte Duschszene sein.

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Auch wenn der Meister der Spannung längst das Zeitliche segnete, so scheinen seine Filme den Test der Zeit zu bestehen und weniger alter Hut als vielmehr zeitlose Klassiker zu sein. Auch heute noch laufen seine Filme im Spätprogramm zahlreicher TV-Sender, neu bearbeitet auf Blu-Ray oder es finden sich spezielle Themenabende über Alfred Hitchcock und seinem ganz speziellen Steckenpferd in den Programmkinos.

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