Film: Unbekannter Anrufer


Jill Johnson, das typische High-School-Girl hat ihre Handyrechnung gewaltig überzogen und wird von den Eltern zum Babysitten verdonnert. Bei dem Ehepaar Mandrakis betritt sie eine Welt voller Reichtum und Pomp und stellt sich auf eine entspannte Nacht ein – die sie leider nicht ihren Freunden am jährlichen Feuer begehen kann. Doch dann klingelt das Telefon und sie hört nur heiseres Atmen …

Der Film ist aus dem Jahr 2006, also vor der Flatrate-Smartphone-Zeit und das mag manchmal ein bisschen schwierig sein. Jill ist ein recht unbedarftes Mädchen, hat Stress mit ihrem Freund, der sie mit der besten Freundin betrogen hat. Diese taucht schließlich für ein kleines Besäufnis in der Villa auf, wird jedoch von Jill schnell wieder weggeschickt. Sie ist alleine und alles könnte schön sein, wären da nicht ungewohnte Geräusche und eben ein Anrufer, der ihr den Abend zur Hölle macht. Man verrät nicht zu viel, wenn man die komplette Story erzählt. Der Anrufer ruft schließlich aus dem Haus heraus aus, befindet sich im Haus, jagt Jill und die Kids – die erstaunlich spät erst zum Auftritt kommen. Während Jill sich in der Villa mit eigenem Koi-Teich, einem Gartenhaus und diversem Schnickschnack umsieht, den Schmuck der Mutter anzieht und auch sonst nichts unbesehen lässt, schaut sie nicht einmal in das Zimmer der Kinder. Darauf macht sie erst der Anrufer aufmerksam. Übrigens hat man hier bereits den Code der Alarmanlage als Zuschauer auswendig gelernt und man fragt sich, ob es hier noch zu einem spannenden Spektakel kommt, aber nein. Der Film plätschert ziemlich schwach dahin und baut auf gewisse Horrorelemente wie Dunkelheit, seltsame Geräusche und natürlich Sturm, der um das Haus tobt. Man erfährt auch nicht, was der Unbekannte denn nun eigentlich will, schließlich wird zu Beginn des Films ein Tatort gezeigt, an dem grausam verstümmelte Leichen aufgefunden wurden. Der Unbekannte kommt immer nur als Stimme und Schatten vor, bliebt unbewaffnet, was auf einen kräftigen, von sich selbst überzeugten Charakter schließen lässt. Jill, die gespielt wird von Camilla Belle, ist aber auch nicht recht findig in der Waffensuche.

Was bliebt? Ein undurchsichtiger Film, der langweiliger nicht sein könnte. Das Beste ist tatsächlich das Ende und das nicht, weil dann die Qual der sinnlosen Langeweile und Inhaltsleere vorbei ist, sondern wegen einer einzigen Aufnahme. Der Unbekannte ist Sons of Anarchy Star Tommy Flanagan, der nicht nur durch einen krassen Glasgow Akzent auffällt, sondern auch durch sein Glasgow Grin, zwei Narben auf den Wangen, die ihm bei einem Überfall in den 1990er Jahren zugefügt wurden und äußerst charakteristisch sind. Die Aufnahme zeigt zum ersten und einzigen Mal deutlich den Schauspieler, also den Unbekannten. Er sitzt im Polizeiauto und wird abtransportiert, schaut dabei mit Wahnsinn in den Augen zu Jill und das Licht fällt auf sein Gesicht und beleuchtet die Narbe seiner Wange. Ein krasses, ausdrucksstarkes Bild, das gerne am Anfang eines spannenden Horrorfilms oder Psychothrillers stehen könnte. Mit diesem Take könnte man so viel machen und hätte bereits eine Figur und einen Teil einer Geschichte geschaffen. Nur leider – oder in diesem Fall zum Glück – ist die Aufnahme so ziemlich das Ende des Films und rutscht beim Zuschauer fast schon unten durch.

1/5 (den Punkt gibt’s nur für die Aufnahme von Flanagan)

Unbekannter Anrufer
Regie: Simon West
USA 2006
Darsteller: Camilla Belle, Tommy Flanagan, Katie Cassidy u.a.
FSK: 16 Jahre
Spielzeit: 87 Minuten

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