I want the best, I got the best, the hottest Band in the World – KISS. Tja … wenn die maskierten wieder in die Stadt einfallen muss ich einfach dabei sein, bin ich doch Kiss-Fan seit 1978 und hab sie 1980 das erste Mal live gesehen, zusammen mit der englischen Newcomerband Iron Maiden als Vorgruppe. Noch größer, noch mehr Feuer, noch mehr Show wurde angekündigt. War es doch schließlich die letzte Tournee, die Kiss spielen wollten. The End of the Road also. Als Location der altehrwürdige Königsplatz in München erwählt, was mich schon im Voraus etwas skeptisch werden ließ. Weiß ich doch um die Sperenzchen, die die Stadt München in Sachen Lautstärke meistens veranstaltet. Und jetzt also mitten in der Stadt. Na gut, also hingepilgert und einmal rundherum um fast das ganze Gelände, weil der Einlass nur auf einer Seite war. Die ewig langen Schlangen vor den Kontrollstellen lösten sich wider Erwarten sehr schnell auf. Das funktionierte schon mal gut. Endlich drin im Gelände war dieses sehr gut gefüllt, ohne dass man sich auf den Füßen gestanden hätte. Wir hatten normale Karten, weil uns die Front-of-Stage Tickets viel zu teuer waren und ich das Gedränge der ersten Reihen nicht mehr brauche.
Als Vorgruppe waren The New Roses engagiert. Die Wiesbadener Jungs spielen einen sehr soliden Rock, der irgendwo zwischen den Black Crowes, John Cougar Mellencamp und Kid Rock angesiedelt ist und machten ihre Sache richtig gut. Der Sound kam bei vielen gut an und mit „Life ain’t easy (for a Boy with long Hair)“ kann man ja sogar einen Radioplayer vorweisen. Nach gut einer dreiviertel Stunde war aber Schluss mit lustig und ein schwarzer Vorhang verhüllte die Bühne. Links und rechts war auf den Lautsprechertürmen das Logo der Kiss-Army zu sehen. Endlich ist das unsägliche Thema mit dem Kiss Logo mit den Sig-Runen ad acta gelegt. Mittlerweile dürfte jedem bekannt sein, dass Kiss mit Nazi-Symbolik aber sowas von gar nichts am Hut haben. Sind doch mit Stanley Bert Eisen (alias Paul Stanley) und Chaim Witz (alias Gene Simmons) zwei jüdische Bandmitglieder an Bord. Die beiden „S“ im Kiss-Schriftzug sollten nie was anderes als Blitze darstellen.
Der Song „Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin bildete den Einstieg, ehe die berühmten Worte erklangen, die seit jeher jedes Kiss Set eröffnen. „You want the best, you got the best, the hottest Band in the World – KISS“. Und los geht’s … zum Intro von „Detroit Rock City“ schwebten die drei Saitenschwinger auf ausgefahrenen Podesten runter zum Bühnenboden. In den nächsten gut zwei Stunden brannte die Band ein Feuerwerk aus alten und neuen Songs ab mit allem, was jeder Kiss-Fan erwartete. Gene spuckt Feuer, Gene spuckt Blut und fliegt bei „God Of Thunder“ unter die Bühnendecke, die Gitarre vom Spaceman schießt Raketen ab. Wurde auch brav abgeliefert … aber: Das angekündigte Spektakel von noch größer und noch toller war nicht so viel größer und toller. Gene flog nicht an Seilen hoch, sondern fuhr nur auf einem Podest ein paar Meter hoch, das angekündigte Feuerspektakel war auf Hallenniveau beschränkt, wie man es schon kennt. Es war schlichtweg nichts anderes als man es auf früheren Shows schon erleben konnte. Eine Überraschung war der Sound – der war schlichtweg sehr gut, obwohl jetzt nicht die großen Dezibelzahlen aufgefahren wurden – wahrscheinlich gerade deswegen. Die Erwartungen eines jeden Kiss-Fans wurden wie üblich erfüllt, aber eben nur auf gewohntem Niveau.
Als Kiss-Fan will ich kein perfektes Songwriting, keine perfekt durchdachte Show mit perfekt nach Note gespielten Songs sehen und hören. Ich will ein Feuer-Raketen-Musik-Masken-Theaterspektakel sehen und hören und genau das hatte ich jedesmal bekommen und so auch heute. Den Abschluss bildete die Kiss-Hymne schlechthin. „Rock and Roll all Nite“ … (and Party every Day). Party – das war’s auch heute wieder und leider auch vermutlich das letzte Mal live auf unseren Bühnen hierzulande. Schade, dass es 39 Jahre nach meiner ersten Kiss-Show für mich wahrscheinlich das letzte Mal war, dass ich Kiss live sehen konnte, aber alles muss schließlich auch mal ein Ende haben. Schön war’s wieder.
Setlist:
00 – Led Zeppelin – Rock’n’Roll (Intro)
01 – Detroit Rock City
02 – Shout it out loud
03 – Deuce
04 – Say Yeah
05 – I love it loud
06 – Heaven’s on Fire
07 – War Machine
08 – Lick it up
09 – Calling Dr. Love
10 – 100.000 Years
11 – Cold Gin
12 – God of Thunder
13 – Psycho Circus
14 – Let me go Rock’n’Roll
15 – Love Gun
16 – I was made for lovin‘ you
17 – Black Diamond
18 – Beth
19 – Crazy, crazy Nights
20 – Rock and Roll all Nite
21 – God gave Rock and Roll to you (Outro vom Band)