Barbara ist Bäckersfrau und führt ein friedliches Leben in dem kleinen Dorf, in dem sie vermeintlich jeder schätzt. Doch dann wird sie der Hexerei bezichtigt und muss einen gnadenlosen, unfairen Prozess über sich ergeben lassen. Jetztzeit: Die Freunde Dirk, Jan und Marcus kennen sich seit der Schulzeit und sind die besten Freunde. Doch plötzlich sind sie und ihre Familien in großer Gefahr. Was haben sie mit der Hexe Barbara zu tun, die angeblich auf dem Hügel verbrannt wurde?
Ian Cushing hat mit seinem dritten Roman ein neues Terrain betreten. Nach den ersten beiden stark philosophischen Werken, nimmt er seine Leser nun mit auf eine Reise in ein weiteres dunkleres Kapitel der Geschichte. Hexenverfolgungen, Prozesse und die Morde an ihnen werden lebendig. Wie dumm und abergläubisch man handelte, wie willkürlich man Frauen an den Pranger stellen konnte, das alles zeigt Cushing in seinem aktuellen Buch Die Träne der Zauberschen. Mit viel Wissen und Empathie reist er in das Jahr 1611, in dem die Hexenverbrennung in dem kleinen Ort Pfüeln stattgefunden hat. Hier angekommen werden Barbaras Leben und ihr Prozess genauer unter die Lupe genommen. Damalige Sprachansätze und Gepflogenheiten werden übernommen und dem Leser somit ein ziemlich gutes Bild vermittelt von dem Umfeld der vermeintlichen Hexe.
Immer wieder, in jedem geraden Kapitel, springt man in die Neuzeit und lernt die drei Freunde und ihre Familien kennen, deren Leben plötzlich auf den Kopf gestellt wird. Nach und nach verweben sich beide Geschichten, bis es zum großen Showdown kommt.
Mit dem aktuellen Buch ist Cushing ein sprachlich exzellentes Werk gelungen, das gekonnt mitten in das dreckige, düstere Zeitalter der Hexenverfolgungen führt, so dass sich der Leser um Jahrhunderte zurückversetzt fühlt. Ohne kitschig zu werden oder zu stolpern, gelingt immer wieder der Sprung in die moderne Welt. Ein bisschen Historie, ein bisschen Fantasy und ganz viel Literatur.
5/5
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Ian Cushing – Die Träne der Zauberschen
Independent, 2019
544 Seiten
Taschenbuch: 14,99 €