Buch: Billy O’Callaghan – Die Liebenden von Coney Island


Michael und Caitlin sind ein Liebespaar, seit 25 Jahren schon, verheiratet jedoch mit anderen Partnern, die sie einmal pro Monat auf Coney Island betrügen.

Liebesgeschichten können gerne dramatisch sein und es dürfen auch mal Gefühle verletzt werden. Aber diese Verherrlichung einer 25 Jahre andauernden Feigheit der Protagonisten, die ihren Ehebruch zelebrieren, als wäre das überhaupt das Allerbeste, was man tun kann, ist an Langeweile und moralischer Verwerflichkeit kaum zu überbieten. Das auf dem Klappentext angekündigte Drama ist die Erkrankung von Barb, Michaels Ehefrau, die Gott sei Dank endlich so schwer erkrankt ist, dass sie vielleicht abnippelt und dem Liebespaar freie Bahn lässt oder eben doch nicht. Ist halt doof, dass sie da ist und dass Michael, der sich nach dem Tod des Sohnes in Arbeit stürzt, feige und egoistisch ist – und auch Caitlin ist weder mutiger noch besser. Der klägliche Versuch, eine spannende, tragische Geschichte zweier Liebender aufs Papier zu bringen, ist auf dermaßen ganzer Linie gescheitert, dass es einem um das Papier leid tut. Da ist nichts Liebevolles, nichts Schönes. Stattdessen eine abgedroschene Sprache, die versucht, besonders zu sein und eine wildromantische Schönheit einzufangen, die schlichtweg nicht da ist. Großes Kompliment an den Verfasser des Klappentextes, der damit so hohe Erwartungen weckt und Vorfreude auf eine Geschichte macht, die einfach nicht da ist. Es gibt nicht mal einen Grund – außer eben Feigheit -, dass sich die Paare nicht trennen. Der frühe Tod des Sohnes ist tragisch, wird aber bald zur absoluten Mitleidsnummer des Protagonisten, was den Leser wütend macht. Es geht gar nicht um den Sohn und den Verlust, den das Ehepaar gemeinsam überstehen musste – und nicht hat -, sondern nur um Michael hier und Michael da, der daraus eine Art Freibrief zum Betrug zieht, zum Arbeiten, zum Traurigsein, zum Bemitleidet werden.

Die schwulstige Sprache macht es nicht besser, die Geschichte ist nicht mal stringent, der Autor verzettelt sich, faselt dümmlich Zusammenhangloses, als müsse er Seiten gefüllt bekommen. Da war sicherlich der Wunsch nach einer tollen Liebesgeschichte, einer alternden Affäre, die über all die Zeiten Bestand hatte, was jetzt weniger schwer ist als die Aufrechterhaltung leerer Hüllen der beiden Ehen. Im Grunde haben die beiden Protagonisten ihre Leben an andere Menschen gehängt und deren und ihr eigenes vergeudetet mit Lügen und Feigheit, einem Pseudopflichtgefühl geschuldet, das der Leser nicht mal nachvollziehen kann. Sehr schade und absolut keine Leseempfehlung.

0/5

Billy O’Callaghan – Die Liebenden von Coney Island
btb Verlag, 2019
288 Seiten
Gebunden: 20,00 €

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