CD: V.E.R.S.U.S. – Doktrin – Mit Eiern, Herz, Wille und Verstand


Aus Frankfurt kommen Bands, die scheinbar mit viel Lokalkolorit arbeiten. Auch V.E.R.S.U.S. gehören dazu, die sich 2017 gründeten und seitdem ordentlich auf die Tube gedrückt haben. Das Quartett um Sänger Nils ist auf lokalen Radiosendern bereits seit November 2017 zu hören, vier Singles, Videodrehs und einen Plattenvertrag bei Boersma Records später gibt es 2018 das Debütalbum Nur vom Feinsten!. Damit kann die Formation Aufmerksamkeit erregen und geht auf eine 16-Termine starke Tour. Weitere Auftritte auf Festivals folgen. 2020 veröffentlichen die Frankfurter ihr zweites Studioalbum.

Das hört auf den stolzen Namen Doktrin – Mit Eiern, Herz, Wille und Verstand. Damit hebt es sich schon mal von vielen anderen Albumtiteln ab, die eher auf Kürze Wert legen.

„Vor Spiel“ erinnert sogleich an Rammstein, mit diabolischer Stimme wird „Nun liebe Kinder, gebt fein Acht“ intoniert, sehr stark an die großen Vorbilder erinnernd, die damit „Mein Herz brennt“ eingeleitet hatten. „V.E.R.S.U.S.“ lässt schnell an verschiedene deutsche Formationen denken, aber man sollte den Frankfurtern doch eine Chance geben, was Eigenes zu sein. Man kommt nicht umhin, sich nach den Böhsen Onkelz umzusehen, was man bisher vermieden hatte, auch wenn die umgedrehten „s“ im Bandnamen deutlich auf die Frankfurter Legenden hinweisen. Übrigens bekommt man bei „Angst“ selbige, denn der Refrain ist einfach nur ein buntes Gemisch aus Gesang, das die Lyrics vollkommen unkenntlich macht. „Kein Ende zu sehen“ ist die obligatorische Ballade, hier werden gesangliche Defizite deutlich, aber es geht ja auch nicht darum, den besten Sänger zu finden. Zum Mitgröhlen reicht es allemal und das dürfte den meisten auch reichen. „Stunde Null“, „W.I.R.“ und „Auf Nimmerwiedersehen“ gehören wieder der härteren Front an, zeigen schnell, dass hier eine neue Generation Fans angesprochen wird, sicherlich diejenigen, die sich nach den „alten“ Onkelz sehnen und mit deren neuer Reife weniger anfangen können. Dreckiger Rock, der nicht nach musikalischer Perfektion strebt, sondern einfach nur die Saiten malträtieren mag und mit den Texten Sehnsüchte und elende Emotionen erreichen will. Das Ende ist natürlich ein Spanischer Titel, „Esperanza“, instrumental und so gar nicht zum Rest der Scheibe passend. Kann man machen, muss man aber nicht.

Eigenständig? Meistens. Gut? Vielleicht. V.E.R.S.U.S. sind eigenwillig, das zeigen sie nicht zuletzt durch die Schreibweise. Sie scheinen gegen alles zu sein und passen sicherlich perfekt in die Frankfurter Hardrockschule, ein etwas zu sauberer Punkrock, dem der letzte Dreck und vor allem eine ganze Menge Lebenserfahrung fehlen. Dass die Formation ihre Fans und ihren Erfolg hat, ist durchaus berechtigt. Mit 16 hätte ich die Jungs vermutlich etwas mehr gefeiert, mit 36 finde ich sie nett, aber nur eine Band unter ganz vielen anderen.

Mit viel Tempo hauen sie dem Hörer starke Songs um die Ohren, ein bisschen kämpferisch, ein bisschen pathetisch, aber durchaus hörbar. Die Songs leben von oftmals satten Gitarrenriffs und einem fetten Rocksound. Die Texte hingegen sind sehr gemischt, aufpeitschend, antreibend, anklagend. Garantiert was für Besucher der G.O.N.D. und diejenigen, die wenig auf Musik und Texte achten, sondern einfach nur feiern wollen bei Bier, Trunkenheit und Headbangen. 

3/5

V.E.R.S.U.S. – Doktrin – Mit Eiern, Herz, Wille und Verstand
VÖ: 09.05.2020
Fanbox mit CD, Shirt, Sticker uvm.: 34,99 €

Tracklist:
Vor Spiel
V.E.R.S.U.S.
Eier, Herz & Verstand
Angst (ist nur ein Wort)
Kein Ende zu sehen
Stunde Null
W.I.R.
Auf Nimmerwiedersehen
Der Zeit zuvorgekommen
H.d.W.H.
Feuer
Neue Wege
Esperanza

 

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