Film: Parasite


Kim Ki-woo lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester in ärmlichen Verhältnissen. Ein Freund schlägt ihn einer reichen Familie als Nachhilfelehrer für Englisch  vor. Ki-woos Schwester stellt ihm falsche Zeugnisse aus, woraufhin er die Stelle bekommt. Nach und sorgt Ki-woo dafür, dass die Angestellten entlassen werden und dafür seine Familie von den Parks eingestellt wird. Doch bald darauf kommt die ehemalige Haushälterin hinter das Geheimnis…

Dass ein ausländischer Film den Oscar in der Hauptkategorie Bester Film erhält, grenzt an ein Wunder. Dem Südkoreanischen Film Parasite gelang damit eine Premiere. Gleichzeitig wurde er auch zum besten Film international gekürt – und das sind nur zwei von insgesamt mehr als 200 Auszeichnungen und zusätzlich über 180 Nominierungen. Die Darstellung der krassen Gegensätze Arm und Reich hat überzeugt. Während den reichen Parks die Welt offen steht, die Kinder sämtliche Förderung bekommen, die sie wünschen, das Haus jeglichen Luxus bietet und das Familienleben wie aus dem Bilderbuch erscheint, stehen demgegenüber die Kims, deren Wohnung bei Regen unter Wasser steht und die kaum wissen, wie sie Essen bezahlen sollen. Dennoch wird das Bild einer weitgehend glücklichen Familie gezeichnet, die sich ihr Leben nach ihren Möglichkeiten schön macht. Das WLAN-Signal wird aufgefangen, so dass sie mit den Handys ins Internet können, die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen und etwas Spaß ist trotzdem immer mit dabei. Geduldig ertragen sie es, Abschaum zu sein, als minderwertig angesehen und behandelt zu werden. Klar, da sind auch Träume, gerade Ki-woo und Ki-jung wollen sich mit ihrem Schicksal nicht abgeben, sind sie doch noch jung und sehen Gleichaltrige ihre Sehnsüchte verwirklichen.

Der Film dümpelt so vor sich hin. Nach und nach bekommt die Familie eine Anstellung bei den reichen Parks und der Zuschauer bemerkt gar nicht so richtig, was da eigentlich vor sich geht. Dass die Familie vorgibt, sich nur entfernt zu kennen, scheint verständlich und obwohl der Zuschauer um die Verbindung weiß, fühlt er sich ähnlich ahnungslos wie die Parks und weiß nicht so richtig, auf wessen Seite er sich schlagen soll. Das große Finale kommt überraschend und ist für manche nicht auf den ersten Blick verständlich.

Der Unterschied zwischen Arm und Reich wird immer wieder durch den Geruch deutlich, fühlt sich der wohlhabende Park vom Gestank der Armut, der an der Unterschicht haftet, abgeschreckt und ekelt sich regelmäßig. Aber wenn dieser Gestank nicht wäre, gäbe es dann einen Unterschied zwischen Proletariat, Mittel- und Oberschicht? Die Antwort überlasst der Film dem Zuschauer.

Parasite ist eine gelungene Gesellschaftskritik, die gerade davon lebt, dass sie mal nicht aus Hollywood stammt und keine übersättigten Schauspieler die einzelnen Rollen verkörpern. Möglicherweise regt er ein bisschen zum Nachdenken an, im Allgemeinen fließt er aber vorbei, man fühlt sich nicht angesprochen und nicht zugehörig, scheint der Filmtitel Parasite doch bereits die Sympathie klar verteilt zu haben. Anschauen? Ja, auf jeden Fall. 200 Auszeichnungen? Nein – oder will man damit sein schlechtes Gewissen beruhigen?

3/5

Parasite (OT: Gisaengchung)
Südkorea, 2019
Dauer: 132 Minuten
FSK 16
Regie: Bong Joon-ho
Darsteller: Song Khang-ho, Lee Sun-kyun, Park So-dam, Choi Woo-shik u.a.

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