CD: A.R. & Machines – 71/17 Another green Journey


Einer der wohl charismatischsten Musiker Deutschlands ist unbestritten der Hamburger Achim Reichel. Ab 1961 mit den Rattles, unter anderem zusammen mit den Beatles und den Rolling Stones unterwegs, gründete er 1968 zusammen mit seinem Freund Frank Dostal die Gruppe Wonderland, mit denen er den Hit „Moscow“ verbuchen konnte. Anfang 1970 stöpselte Reichel seine Gitarre in sein Tonbandgerät Akai X 330-D ein und wollte Gitarrenspuren aufnehmen. Beim Abhören entdeckte er, dass sein Akai seine Gitarrenmelodie immer und immer wieder abspielte. Da sich das in seinen Ohren fantastisch anhörte, experimentierte Achim damit weiter und gründete sein Projekt Achim Reichel & Machines. 1971 nahm er damit das Album Die grüne Reise und anschließend weitere Mensch/Maschinen Platten auf. Ab 1975 wechselte Reichel zum deutschen Rock und Pop und sein Maschinenprojekt geriet in Vergessenheit. Fast 40 Jahre nach der grünen Reise fragten immer wieder Personen in Emails danach. Das gipfelte 2017 in einer opulenten 10-CD-Box The Art of German Psychedelic 1970-74 mit den fünf A.R. Alben und weiteren fünf CDs mit teilweise unveröffentlichten Stücken.

Durch Zufall traf er den Konzertveranstalter Carsten Jahnke, dem er sagte, dass er grad an jener Box arbeitete und der fragte ihn, ob er damit nicht auf die Bühne der Hamburger Elbphilharmonie wollte. So kam es 2017 zu dem denkwürdigen Abend in der Elbphilharmonie, an dem das Machines Material das erste Mal seit über 40 Jahren wieder live gespielt wurde. Aus diesem Konzert ist die vorliegende Doppel-CD oder 3-LP entstanden. Als Bonus gab es die Originalaufnahmen von 1971 mit dazu. Für das fantastische Artwork mit der Elbphilharmonie vor den grünen Polarlichtern ist Roland Demus verantwortlich. Als musikalische Mitstreiter hatte Achim Reichel nebst seinem alten Akai Gerät seinen langjährigen Kumpel Olaf Casalich mit dabei, der schon 1972/73 bei A.R. und Machines die Percussions beisteuerte. Yogi Jockusch bediente die zweite Percussionsbatterie. Am Bass war Achim Rafain zu finden und als Mastermind und Maschinen-Operator stand Nils Hoffmann auf der Bühne. Das gespielte Material stammt größtenteils von den unveröffentlichten Stücken der CD-Box, welche seinerzeit zwischen 70 und 74 entstanden ist.

Achim Reichel und seine Mannen nehmen den Zuhörer mit auf ihre grüne Reise. Eine Reise ins eigene Ich, in andere Welten. Licht aus, Augen zu und los geht’s. Die Echo-Maschine bestimmt den Rhythmus und alles andere ordnet sich diesem unter. Zurück in eine freie Zeit ohne Zwänge, in der der Summer of Love ein bestimmendes Thema war. Man sieht sich in seinen geistigen Augen am Lagerfeuer einer Hippiekommune sitzen und zu wilden Rhythmen tanzen. Alles ist farbig bunt und öffnet sich. Man ist fast ein wenig enttäuscht, wenn die Musik endet.

Für mich persönlich eine der besten Platten der letzten Jahre mit einem sensationellen Artwork auf dem Cover. Die fünf Musiker bilden auf der Bühne eine sehr homogene Einheit, was auf dem Bild auf der Rückseite der 3-LP Version sehr gut zu sehen ist.

Wer noch einen Plattenspieler sein eigen nennt, dem sei die Vinylversion empfohlen. Die beiden Platten vom Live-Konzert sind in klarem und blauem Vinyl gehalten, die Originalaufnahmen der grünen Reise stilecht in grün.

Ganz klare volle Punktzahl 5 / 5 von meiner Seite

A.R. & Machines – 71/17 Another green Journey
1-01 – Melodia Echolalia / Intro
1-02 – Swingin‘ Message / Schwungvolle Botschaft
1-03 – Perfect World with little Bugs / Heile Welt mit kleinen Fehlern
1-04 – Zhivago Shankar / Schiwago Shankar
1-05 – Lost in a Mirror Maze / Verloren im Spiegelkabinett
1-06 – Rockingchair on Cloud 7 / Schaukelstuhl auf Wolke 7
1-07 – Echo Boogie
1-08 – Here is your Wake Up Call / Hier ist dein Weckruf
1-09 – Mermaid in a Whiskey Tumbler / Meerjungfrau im Whiskeyglas
1-10 – Jay Guru Dev
1-11 – Another green Journey
1-12 – In the Labyrinth of the Mind / Im Irrgarten des Geistes
2-01 – Globus
2-02 – In the same Boat / Im selben Boot
2-03 – Beautiful Babylon / Schönes Babylon
2-04 – I’ll your Singer – You’ll be my Song / Ich bin dein Sänger – Du bist mein Lied
2-05 – Body
2-06 – A Book’s Blues
2-07 – As if I had seen all this before / Als hätte ich das alles schon ‚mal Gesehen
2-08 – Cosmic Vibration (An Afternoon Concert / Ein Nachmittags-Konzert)
2-09 – Come on, People
2-10 – Truth and Probability / Wahrheit und Wahrscheinlichkeit (A Lexicon of Self Knowledge / Ein Lexikon zur Selbsterkenntnis)

Achim Reichel – Vocals, Guitar, Effects, Echo-Machine
Nils Hoffmann – Guitar, Electronics, Machines Operator
Olaf Casalich – Percussion
Yogi Jockusch – Percussion
Achim Rafain – Bass

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