Musik: Monster Wolf – Proelium


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Monster Wolf haben ihr Studioalbum veröffentlicht und natürlich müssen wir da reinhören. Bereits im Sommer 2022 gab es mit Monster Massacre die Live-EP, aufgenommen in Austin, Texas (USA), die beeindruckt hat. Vorschusslorbeeren auf das Album gab es genügend, aber kann Proelium halten, was die Band verspricht?

Zunächst einmal ist der Titel schon recht vielversprechend. Eine Hardcoreformation, die ihr Album Proelium (lat. Schlacht) nennt, hat wohl sehr deutliche Ziele. Monster Wolf sind normalerweise sehr brachial, brennen die Clubs nieder, in denen sie spielen und garantieren Nackenschmerzen. Die Werwolf-Dämonen-Mitternachtsstimmung wird nicht zuletzt durch die Bandmitglieder deutlich transportiert. Live konnte man sie in Deutschland leider noch nicht erleben, aber das soll sich 2023 endlich ändern, denn Monster Wolf battlen um einen Platz beim legendären Wacken Festival im August. Gehören sie dahin? Nun, lasst uns reinhören.

Mit dem „Intro (back to the beginning)“ startet das Album. Düster wabernde Hintergrundmusik, durchsetzt mit Wolfgeheul und der tiefen Stimme des Bandleaders macht den Anfang. Leider versteht man nur undeutlich, was gesprochen wird, aber es reicht, dass man versteht, dass es ums Walhalla geht. Also behalten wir mal das Schlacht-Thema im Hinterkopf. Der erste richtige Song ist ein alter Bekannter: „Lupin Skin Killer“. Der war auch schon auf der Live-EP zu hören und brettert richtig drauf los. Es ist schnell, hart, mit dem richtigen Rhythmus, um schon mal ordentlich zu headbangen. Wenn man Sänger John Yurnet ein bisschen kennt, sei es als Musiker oder als Pro-Wrestler, muss man eigentlich nur noch die Augen schließen und findet sich sofort in der ersten Reihe eines kleines Clubs wieder, düstere Atmosphäre, die Luft ein bisschen stickig, es ist eng, die Location ausverkauft und sobald Monster Wolf loslegen und Yurnet mit tiefer Stimme das Mikro entert, geht das wilde Headbanging los, man schubst sich gegenseitig, hält sich fest, bildet einen kleinen Moshpit und eine mini Wall of Death. Etwas ruhiger beginnt „1791“. Wir rekapitulieren kurz: Am 04. November 1791 feiern die Indianer ihren größten Sieg gegen die US-Armee in der Schlacht am Wabash River. Das würde eigentlich schon reichen, wir haben den Albumtitel, wir haben den Songtitel, wir haben das Kampfthema. Aber schnell merkt man, dass es da doch um etwas anderes geht, nämlich um wandelnde Tote, um die Auferstehung eben jener und wir bekommen einen wundervollen Mitsingpart: „Rise, rise – it’s alive!“ Da kann das Publikum super abgehen, das Bier und die Pommesgabeln Richtung Bühne recken und sich allgemein mit dem Rhythmus vereinend im leichten Delirium schaukeln. Gegen Ende gibt es noch ein schönes Gitarrensolo, hell, fast klirrend, das zum Luftgitarrespielen einlädt. Der Song endet mit dem legendären Filmzitat: „It’s alive, it’s alive Oh, in the name of God! Now I know what it feels like to be God!“ aus Frankenstein von 1931. Wir bleiben bei Zitaten und gehen zur Anime-Serie Berserk, aus der der Beginn von „The Branded“ stammt. In einer Stimme, die sehr an das Intro von Iron Maidens „Number of the Beast“ erinnert, aber aus der Originalserie stammt, donnert es bedrohlich los: „Let us begin the chant of offering, stray from the path will not be granted the black wings that will carry you to the heavens. Fate has set you free from human reason and by providence embrace your inner evil, now stand and face your future.“ Wenn man die Serie nicht kennt und nicht unbedingt auf Mangas steht, lohnt es sich aber, den Wikipediaartikel dazu mal durchzulesen. Schnell wird man feststellen, dass das Berserklogo dem von Monster Wolf, v.a. dem Wrestlingcharakter von Yumet stark ähnelt. Zurück zum Song, der nach diesem Intro gleich in die Vollen geht. Satter Gitarrensound ballert aus den Boxen, das Schlagzeug hat alle Hände voll zu tun, ein gewaltiges Stück Musik, das Hardcorefans definitiv nicht kalt lassen wird. In Bezug auf Berserk hat man diese unerbittlichen Kampfszenen vor sich, ein blutgewaltiges, bewegtes Bild voller Raserei, tanzenden Schwertern, berstenden Rüstungen und den Aufzug einer Armee der Gebranntmarkten. Die Zäsur im Lied wirkt wie eine Pause in der Kampfszene, wenn es still wird, man nur noch das Gemetzel um sich herum wahrnimmt, einen Ausweg sucht, den letzten Zug zum Sieg, dann bricht scheinbar noch einmal alles heraus, wenn sich der Held auf den gegnerischen Anführer stürzt… Ehrlich, „The Branded“ erzählt eine Geschichte, egal ob man den Text versteht oder nicht, die Musik allein zeichnet die Bilder vor dem inneren Auge. Vorbei ist es noch lang nicht, die Party hat erst begonnen, es kommt ein anderer Eindruck aus der Hölle. „Lamia“ beginnt wieder mit einem Zitat, scheinbar ebenfalls aus der Serie Berserk. Lamia entstammt aber auch der griechischen Mythologie, sie war eine Geliebte Zeus‘, das gemeinsame Kind wurde von Hera umgebracht, Lamia wird zur Rachegöttin und kriegt einen Schlangenkopf, ähnlich wie Medusa, und bringt gerne Kinder um. Lamia hat aber auch eine Fähigkeit, sie kann nämlich ihre Augen herausnehmen. Reicht schon für den nächsten Horrorstreifen, oder? Was singen Monster Wolf dazu? Ein bisschen Gewitter, E-Gitarre, boom. Solide Nummer, die könnte von vielen großen Bands stammen, hier machen Monster Wolf alles richtig, gutes Tempo, schönes Gitarrensolo in der Mitte, tiefer Gesang, den man trotzdem noch versteht, und ein Refrain, der schnell ins Ohr geht. Man kann dazu tanzen und die Nummer super in jedem Metalschuppen auflegen. Mehr davon und eure Longplayer gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Übrigens der Anspieltipp der Scheibe, nicht skippen, anhören ist Pflicht. „Proelium (fight)“ kennen wir auch schon von der Live-Platte. Damals als schöner Vorgeschmack auf das Album, ist es nun der vorletzte Song, der sofort in die Vollen geht. Schnell, hart, wieder so eine krasse Wall of Death Nummer. Den Abschluss eines viel zu kurzen Albums bildet „Samhain“. Gute Nummer, kurz und knackig, schnell, laut, brachial, hier wird noch einmal alles rausgeholt.

Könnte Monster Wolf auf Wacken bestehen? Aber klar doch! Sie würden sich perfekt im Line Up machen, nicht als Headliner, klar, aber doch als gute Starter, die dem Publikum ordentlich einheizen, den Bierkonsum steigern und schon für die ersten Walls of Death sorgen. Mit Proelium zeigen die Mexikaner, dass sie die lauten, brachialen Töne sehr gut beherrschen, aber auch wissen, wie man etwas leiser ist und mit Gitarrensoli punktet. Die Bühnenshow – soviel sei verraten – rundet das Bild perfekt ab. An sich dürfte kein Hardcore- und Metal-Fan an Monster Wolf vorbeischlittern, sondern mindestens einmal in das Album reinhören. Perfekt ist es nicht, zugegeben, aber genau das ist das Besondere. Man merkt, dass Danzig ein Vorbild ist, das Einfluss auf die Rhythmen und Gitarrenarbeit hat, ansonsten aber außenvor bleibt. In ihrer Wolfsdarstellung ähneln sie Powerwolf – und genau hier möchte ich nochmal einsetzen. Wenn man die biblischen Themen und den ausgebildeten klassischen Gesang von Powerwolf herausnimmt, den Rest ein bisschen dreckiger, schneller und brutaler macht, hat man hier ein sehr gutes Pendant. Für Monster Wolf ist das freilich noch ein weiter Weg und vermutlich nicht ganz der, den sie beschreiten möchten, aber ganz dagegen wehren kann man sich nicht. Korrekter wäre der Vergleich mit Behemoth und Dimmu Borgir – auf Speed. Reden wir es nicht tot: Monster Wolf sind ein kleiner, feiner mexikanischer Geheimtipp, der einen Push braucht und auf Wacken definitiv bestehen könnte. Wir drücken die Daumen für den W:O:A Metal Battle 2023 in Mexiko und hoffen, Monster Wolf im Sommer in Deutschland feiern zu dürfen.

4/5

Monster Wolf – Proelium
2023
Nur digital erhältlich

Tracklist:
Intro (back to the beginning)
Lupin Skin Killer
1791
The Branded
Lamia
Proelium (fight)
Samhain

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