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Mussten die Fans bereits im März Abschied von einem ihrer Helden nehmen durch die Demaskierung von El Gentil, war bereits kurz danach klar: Der April wird nicht besser. Auch beim neuen Event Loser Leaves Town von Espiritu Pro Wrestling Dojo musste einer gehen – und man wollte weder Eros noch Hijo del Enigma verlieren. Beide gehören zum Dojo und haben eine große Fangemeinde. Aber es stand ja noch mehr auf dem Programm, so hatte EPW die Rückkehr von Chris Mendoza angekündigt, der ja unter der Maske von El Gentil gesteckt hatte – und es war jeder begeistert, diesen großartigen Techniker nicht verlieren zu müssen. Dass das beinahe anders ausgesehen hätte, konnte man übrigens im Mai bei La Vuelta Podcast hören. Dort gab der Mastermind des Dojos nämlich bekannt, dass WWC ihm verbieten wollte, im eigenen Dojo weiterhin aufzutreten. Ganz besonders war allerdings sein Gegner, Ruben. Der Autist lieferte ein sehenswertes Ringdebüt ab. Und noch ein Besonderer enterte den Ring, allerdings nur für eine Ankündigung: Olympia-Silbermedallist Jaime Espinal wird sich zukünftig dem Wrestling widmen und im Dojo antreten. Wow!
Begonnen hat der Abend aber mit der Rückkehr von Jayson Caesar, der gegen Felix Aldea antreten musste. Dass Caesar ins Dojo kommt, war schon ein Highlight, die Menge tobt und begrüßt ihn lautstark, als er sich das Mikro schnappt und klarstellt, dass er Schüler Mike Mendozas gewesen ist. Die beste Lektion sei gewesen: Wenn er ein richtiger Wrestler werden wolle, müsse er Puerto Rico verlassen. Das hat er getan und nun steht da einer im Ring, der sich schon seine Sporen verdient hat. Übrigens steht da noch einer in der Ringecke, der an diesem Abend aber nicht kämpft – und ich wette fast, irgendwann wird er das tun -, sondern den großen Announcer mimt. Das klappt recht gut, er hat sich schon einen Namen gemacht, nicht nur im Ring, sondern auch außerhalb. Wir kennen ihn als Cloudy Luis von Instagram bzw. Luis Medina und ich stehe immer noch dazu, dass ich dem damaligen Gesicht der Los Muchachos Wrestling Gruppierung im vergangenen Jahr sehr gerne deutlich die Meinung nach ihrem Verhalten bei No Actors, Wrestlers gesagt hätte. Auch wenn ich mit meinen kritischen Worten dazu zur Lachnummer von Los Muchachos Wrestling und Mike Mendoza geworden bin, was mir im Übrigen recht egal ist. Jedenfalls ist er recht bekannt und tut als best buddy von Mendoza einiges für und mit ihm. Als Ringansager macht er auch eine gute Figur, die Rolle der kleinen Rampensau steht ihm. Nun aber zurück zu Jayson Caesar und Felix Aldea. Beide haben ein klares Ziel vor Augen und dass Caesar mehr Erfahrung hat, sieht man ihm bald schon nicht mehr an. Aldea bettelt um Chops, schlägt schließlich zurück und muss sich dann doch via Side Slam auf den Ringboden befördern lassen. Bisher tasten sich die beiden noch ab, zeigen aber gleichzeitig, dass sie ein Ziel haben – und das ist der Sieg. Wieder wird Aldea fast gepinnt, so richtig geht er noch nicht aus sich raus. Oder ist Caesar doch eine Nummer zu groß für ihn? Auch Aldea würde eine Auslandserfahrung gut tun, er hat sich wahnsinnig entwickelt im vergangenen Jahr. Doch an diesem Abend scheint er nichts entgegenzusetzen zu haben. Aber auch Caesar scheint irgendwann recht ideenlos zu sein. Was er auch versucht, er kann seinen Gegner nicht drei Sekunden auf der Matte halten. Schließlich hauen sich die beiden ordentlich auf die Fresse, das könnte beide schwächen, aber es bringt nicht das Ende. Interessant ist die Kommunikation zwischen den beiden während des Kampfes – und dann geht es auch ganz schnell und Aldea gewinnt. Das kommt so abrupt und unerwartet, dass man gar nicht richtig versteht, was da überhaupt passiert ist. Wie wird es weitergehen mit Jayson Caesar im Dojo?
Xavier Millet tritt nun gegen Terror Nocturno an. Bei seinem Debut war letzterer noch unmaskiert und seinem Lehrer Mike Mendoza sehr dankbar. Mittlerweile gehört er fest zum Roster von EPW und ist jedes Mal dabei. Dabei scheut er sich auch nicht, gegen Wrestler anderen Kalibers anzutreten. Für Millet sollte er eher ein Spielball sein. Dieser bearbeitet ihn mit Chops und schmeißt ihn durch den Ring. Das müsste ein schnelles Ende sein und ein haushoher Sieg von Millet. Aber so schnell geht es dann doch nicht. Ein Pin misslingt, dafür knallt Millet seinen Gegner noch mal auf die Matte, probiert eine Swanton, die etwas daneben geht. Aber schön, sowas zu sehen. Nun ist Terror Nocturno an der Reihe, Millet scheint angeschlagen, sinkt schließlich in einer Ringecke zusammen und muss einen Canon Ball einstecken, aber pinnen lässt er sich doch nicht. Stattdessen rappelt sich Millet wieder auf, Choke Slam, das war’s, dem hat Terror Nocturno dann doch nichts entgegen zu setzen. Kurz und schmerzlos, auch wenn es zwischenzeitlich mal so aussah, als hätte Millet einen gefährlichen Gegner.
Jetzt kommen die Opfer, oh, sorry, Mr. Allzeit-Wütend Adam Riggs und Edrax stellen sich Fuerza Recia. Harry William und Baltazar Bruno sind quasi unschlagbar (ich warte immer noch auf Mike Mendoza & Mark Davidson gegen das Duo) und haben nun immerhin zwei erfahrene Kämpfer gegenüber, die auch sehr viel durch blinde Wut erreichen können. William und Edrax hatten ja eine tolle Fehde bei IWA Puerto Rico, sehenswert, wenn man mal auf YouTube nachsehen möchte. Aber hier sind wir im Dojo und das hat eigene Regeln. William und Riggs treffen aufeinander, dann Edrax und Bruno. Ich glaube, wenn der Hüne vor mir stehen und mich anbrüllen würde, ich würde sterben vor Angst. Der Mann ist furchteinflößend – aber auch sehr sympathisch, wie man jüngst beim Espiritu Podcast sehen konnte. Im Ring geht es auf jeden Fall hoch her. Das Match ist zwar nicht schnell, dafür auf eine schöne, unblutige Weise anspruchsvoll und brutal. Referee Jordy hat bald alle Hände voll zu tun, um wenigstens die Regeln einzuhalten. Aber was hat man Fuerza Recia schon entgegenzusetzen? Edrax recht viel, zumindest eine gewisse Sturheit, denn er lässt sich einfach nicht pinnen, egal was das Tag Team auch versucht. Während Edrax mehr als angeschlagen im Ring liegt, wirken Bruno und William total relaxt, das ist für die beiden scheinbar nicht mal ein Trainingskampf. Und dann rappelt er sich hoch, Edrax kann ein paar Kicks anbringen, dann bleiben beide liegen. Wie es dazu kommt, dass plötzlich Riggs und William im Ring stehen, ist mir nicht ganz klar, die Partie nimmt an Fahrt auf, die Ringglocke irritiert, denn die bimmelt mitten drin los, aber es geht weiter. Wir sehen noch ein paar schöne Moves, einen Suplex, der die kurze Übermacht von Edrax und Riggs unterbindet. Aber es reicht immer noch nicht, um das Match zu beenden. Edrax ist schließlich derjenige, der am meisten Kraft hat und nun auch William außer Gefecht setzt. Das war’s – nein. William bringt in letzter Sekunde seinen Fuß auf das Seil. Mittlerweile weiß man nicht mehr, wer warum eingewechselt ist, es ist wie ein blutloses Gemetzel, das geboten wird, die Übermacht von Furza Recia bröckelt. Es sieht so aus, als würde dieses Tag Team nun das Verlieren lernen, denn Bruno ist aus dem Ring gerollt, William ist nur noch eine Marionette für die Angriffe der beiden, doch dann wirft er sich zur Seite, Riggs kickt seinen eignen Teammate aus, der kurzzeitig zu Boden geht und dann von seiner Wut übermannt wird. Den Pin seines Kollegen unterbricht er selbst und geht dann auch noch auf Riggs los, ehe er den Ring verlässt. Riggs steht nun Furza Recia, die sich mittlerweile erholen konnten, alleine gegenüber. Fun Fact: Riggs wird gepinnt, die Ringglocke bleibt stumm, was auch beim Publikum für ein wenig Verwirrung sorgt. Riggs räkelt sich noch ein wenig im Ring, nun ja, man weiß, was beim nächsten Event kommen wird: Edrax vs. Riggs, ganz klar.
Unsere großartige Nathalya Perez hat Sabath im Schlepptau und tritt gegen die einzigartige Nahir Robles mit Niche an. Müsste ich wetten, ich hätte keine Ahnung, auf wen ich setzen sollte. Beide Tag Teams haben großartige Stärken. Es beginnen Nathalya Perez und Niche – das war auch das ursprünglich angekündigte Match – und die Frau hat ihren Gegner im Griff. Der verlässt den Ring und flüchtet an die Bar, um Perez zu entkommen. Na gut, dann eben ein Wechsel. Obwohl Robles mehr als einen Kopf kleiner ist, lässt sie Sabath ziemlich alt aussehen. Erstmal eine fette Ohrfeige und weil es so schön war, gleich noch eine. Was Mädchen halt so machen. Und auch sie spielt mit ihrem Gegner. Was ist diese Frau gut geworden in der kurzen Zeit! Irgendwo im Publikum schreit einer „Te amo!“, ach, schön, fehlen nur noch die roten Rosen, die ihr zugeworfen werden. Aber Sabath sieht das etwas anders und beginnt nun, sich zu wehren, dann der Wechsel. Die beiden Frauen gehen aufeinander los, noch sind sie nicht im Furienmodus, aber sie schenken sich trotzdem nichts. Schneller Wechsel, Niche und Sabath prallen buchstäblich aufeinander, aber es reicht nicht zum Pin. Um ehrlich zu sein, manchmal komme ich mit diesen Wechseln nicht recht klar, es scheint so, als hätte Puerto Rico (nicht nur EPW) seine eigenen Einwechselregeln. Grundlos stürmt Perez in den Ring, als Sabath angeschlagen in der Ecke liegt. Sie kann Niche nicht auf dem Boden halten, versucht sich an Robles, muss sich geschlagen geben, Sabath stürzt sich auf sie, Robles wehrt ab, Niche greift ein, rollt zusammen mit Sabath aus dem Ring, die beiden Frauen wollen das Ganze beenden, Nathalya schafft es schließlich auch. Komischerweise feiert Niche am Ringrand. Dann stürzt er sich auf Sabath, Perez geht dazwischen, die Mädels kreischen, die Jungs wollen sich prügeln, die Zuschauer feuern ordentlich an – ach kommt, das wollen wir sehen! Ohne Regeln, meine Freunde. Früher wäre hier todesmutig El Gentil in den Ring gestürmt, heute nicht. Ach ja, ich vermisse ihn. Großes Geschrei im Dojo, das war schon eine Vorstellung, wie sie gefällt.
Das nächste Match ist mein Highlight des Abends – und das liegt nicht an Chris Mendoza, sondern an seinem Gegner. Im Autism Awareness Month hat EPW aus verschiedenen, teilweise auch sehr persönlichen Gründen auf Autismus aufmerksam gemacht. Gekrönt wurde das Ganze durch das folgende Match und gleichzeitige Debut von Ruben, einem langjährigen Schüler des Dojos. Ursprünglich war diese Begegnung wohl eher nicht geplant, denn Mendoza sollte gegen andere antreten. Dass man dann aber die beiden zusammenwarf, war aus mehrerlei Hinsicht sehr gut. Mendoza fühlt sich wohl in seinem Haus, klar, erstmalig ohne Maske, da lässt es sich anders kämpfen – und er kämpft anders. Vielleicht versteht man das nur als Wrestlingfan, aber eine Maske verändert einen Kämpfer. Und Ruben? Der mutiert zur kleinen Rampensau, die die Show sichtlich genießt – und schon früh in dem Match deutlich macht: Die Vorurteile gegen Autisten existieren nur in den Köpfen der anderen. Mendoza stachelt das Publikum an, will ein bisschen Stimmung, aber die kommt automatisch. Zu Beginn sieht es so aus, als würde Mendoza dominieren, aber schnell zeigt Ruben, dass er ein Schüler des Dojos ist und sehr wohl etwas entgegenzusetzen hat. Mendoza ist ein fantastischer Techniker, aber er landet doch immer wieder auf der Matte. Das Publikum ruft „Ruben, Ruben“ und buht Mendoza aus, als er Ruben auf den Boden befördert. Die Sympathien sind sehr klar verteilt. Der erste Pinversuch geht schief, aber nun scheint Chris Blut geleckt zu haben. Das geht doch nicht, dass der Schüler in seinem Debut … doch, das geht. Denn Ruben kann sich immer wieder befreien, immer wieder aufstehen und er wehrt sich erfolgreich. Aufgeben ist was für die anderen. Headlock? Versuch es, ich komm da raus, scheint Ruben zu sagen und quittiert die Aktion mit ein paar gezielten Kicks. Die beiden kennen sich gut aus dem Training, der Kampf ist soweit gut choreografiert, wenn man genau hinsieht, erkennt man, wie gut Mendoza ist, denn als guter Wrestler verkauft man zum einen die Aktionen des Gegners gut, zum anderen ist man aber auch immer auf die Sicherheit des Gegners bedacht und darum, ihn auch nicht ganz dumm aussehen zu lassen. Zack, Ruben pinnt Mendoza. Das ist so unerwartet und doch so wahnsinnig wunderbar! Viele haben ja gedacht, das wird eine einfache Nummer und klar wird der frisch Demaskierte gewinnen, dass es anders ausgeht – zu recht! – ist daher umso schöner. Ruben reißt sich die Maske vom Kopf, geht aus dem Ring in die tobende Menge, die ihn feiert. Doch da ist der Trainer, der ihn zurückruft in den Ring und sagt: „Du hast heute Deinen Abschluss gemacht!“ Man merkt ein bisschen die Unsicherheit, dieses feine Andersartige, das viele an Autisten so abschreckt, als Mendoza ihn alleine im Ring zurücklässt und die Menge ihn feiert. Und doch: Dieser Kampf hat so viel Aussagekraft und ist ein so gutes, positives Beispiel für die Welt, Autisten nicht auszuschließen, sondern sie zu integrieren, auf besondere Bedürfnisse einzugehen und ihnen alles zu zutrauen. In einem Interview sagt Ruben später, dass er gerne mal gegen Mecha Wolf kämpfen würde – und wir würden ihn gerne mal mit einem Titel sehen. Es bleibt zu hoffen, dass Loser Leaves Town für Ruben ein Anfang war und wir ihn noch oft ihm Ring sehen werden, als sympathischen Wrestler und als Botschafter.
Wir haben vor dem Mainevent noch ein 4-Way-Match. Es geht darum, wer die Ehre des Dojos verteidigen wird gegen Mecha Wolf und den Titel zurückholen wird. El Atleta Manu, Androide787, JC Navarro und der Master himself, El Escorpion Mike Mendoza. Klar, letzterer wird es nicht sein, das ist leider offensichtlich. Es geht gut los, keiner lässt den anderen eine Verschnaufpause, Manu und Mike gehen aufeinander los, es scheint so, als hätte der Lehrer wenig Chancen – darf ich ihn einmal mehr kritisieren? Ach nein, wir sehen schöne Aktionen vom Skorpion, der aber einmal zu oft zu Boden geht und die Attacken der Gegner einstecken muss. Er hat in diesem Ring schon gegen die beiden ehemaligen Titelträger verloren, heute ein weiteres Mal? JC Navarro schnappt sich Androide787, während von Manu eine Zeitlang nichts zu sehen ist. Jordy ist Referee und hat erstmal nicht viel zu tun, denn die vier wollen sich vor allem schwächen und gar nicht in erster Linie pinnen. Natürlich springt der Hausherr aus dem Ring auf die drei Gegner, das muss sein und das wird vom Publikum gefeiert. Selbst seine Mutter grinst im Hintergrund. Was auffällig ist: Der Stützpfeiler kommt gar nicht mehr zum Einsatz. Schadet aber auch nicht. Die Partie ist schnell, es ist immer irgendjemand bereit, den anderen zu schlagen und einen Move anzubringen. Wen man pinnt, ist am Ende egal, aber nochmal: Hier geht es gar nicht darum, ein schnelles Ende zu finden. JC Navarro und Mike Mendoza bringen die Gegner in eine Boston Crab, sieht zwar nicht so aus, kann aber sehr schmerzhaft sein auf Dauer. Irgendwann stehen sie zusammen und kicken dem Nebenmann in die Fresse. Ach, das könnte man mit etwas mehr Zeit sehr gut ausspielen. Dieses Match hat Potential, das weiß auch EPW. Aber die Zeit drängt, man muss zum Ende kommen und das merkt man auch. Moves werden abgearbeitet, dann lässt sich Mendoza von Manu pinnen. Ach, warum? Warum geht es dann doch so schnell, warum ist es wieder Mendoza, der verliert? Weil es absehbar war, weil es aber schade ist. Manu macht mal wieder klar, dass er gewonnen hat und der uneingeschränkte Champ des Dojos ist. Das wird ihm echt gegönnt, weil er schrecklich gut ist, aber ich komme über das Mike Mendoza Problem nicht hinweg. Man will ihn einfach mal wieder in alter Form und Stärke sehen – und gewinnen, richtig gewinnen.
Last but not least: Loser Leaves Town. Ein Match, das wir alle gefürchtet haben, denn wir wollen weder Eros noch Hijo del Enigma verabschieden. Die Fehde zwischen den beiden dauert seit Monaten an, heute soll sie ein Ende finden. Schon beim Verlassen des improvisierten Backstagebereichs gehen beide aufeinander los, schlagen auf sich ein, durch das Publikum hindurch zum Ring. Es ist alles erlaubt und dass Benji Lopez zurück ist, nun als Referee, wird zur Randnotiz. Leitern werden bereitgelegt, Stühle geschmissen, Kendosticks treffen die Haut. Enigma wirkt angeschlagen, aber er macht weiter. Das Dojo ist alles für ihn, es ist seine Welt, seine Heimat, er hat das Logo auf seinen Oberschenkel tätowiert. Eros hingegen ist eine wütende Kampfmaschine, die blindlinks auf den Gegner eindrischt und schließlich sogar versucht, dessen Maske vom Kopf zu reißen. Es ist alles erlaubt, so wäre es auch diese Aktion. Doch dann bäumt sich Enigma auf, schlägt wild mit dem Kendostick auf den anderen ein, schleudert ihn durch den Ring. Eros flüchtet in die Ringecke, gut so, denkt Enigma und nimmt einen Stuhl zu Hilfe. Schließlich sind beide am Boden, aber das ist nicht das Ende, hier will keiner gehen, hier will sich keiner geschlagen geben. Wir sehen ein brutales Match, typisch puertoricanisch, wenngleich noch ohne Blut. Aber brutal, hart, kräftezehrend mit viel Wut und weniger Technik. Enigma bringt einen Go To Sleep an, das ist es, oder? Nein, Eros reißt im letzten Moment die Schulter hoch. Also dann, Leiter auf ihn geschmissen, Stuhl genommen und ihn damit gewürgt. Die Leiter immer noch auf dem Körper, liegt Eros ergeben im Ring, während Enigma auf das Ringseil klettert und mit einem Splash auf seinen Gegner springt. Nun aber … nein, immer noch kein Ende in Sicht. Eros gibt nicht auf, will sich nicht geschlagen geben und Hijo del Enigma braucht eine Idee. Was kann er tun? Er holt etwas unter dem Ring hervor, ein Säckchen und jeder weiß, was sich darin befindet. Reißzwecken. Schmerzhaft, aber Fans lieben das. Nun wird Blut fließen, wenigstens ein bisschen. Aber Eros hat sich erholt, gibt Kontra und will seinerseits Enigma in das Meer aus Reißzwecken werfen. Und er hat Erfolg. Sein Gegner ist geschwächt und Eros kann kurz darauf ohne große Anstrengung das Match für sich entscheiden. Im Dojo ist es kurze Zeit still. Nur die Musik von Eros ertönt, dann schreit das Publikum. Man ist fassungslos. Enigma verlangt nach dem Mikro. Dieser Wrestler kann das Dojo nicht verlassen! Er ist das Dojo! Das Dojo lehrt Loyalität und daher hält er Wort und das ist sein letztes Match. Hijo del Enigma nennt Eros Freund, er habe Eros zu Espiritu gebracht hat und entschuldigt sich bei ihm. Ja, doch, da fließt ein Tränchen – und das nicht, weil Enigma noch einen netten Schlag in die Eier bekommt, sondern weil dieser Wrestler einfach fehlen wird.
Mittlerweile ist bekannt, dass der Weg von Hijo del Enigma ihn nach Mexiko geführt hat. Er wird bei IWRG um die World Lucha Libre Championship kämpfen Anfang Juni. Sein Weg geht weiter, aber das Dojo ist irgendwann zu klein geworden für ihn. Man muss Puerto Rico verlassen und Erfahrungen in der Welt sammeln, auch das ist etwas, was man bei EPW lernt. Am 24.05.23 war der beliebte Kämpfer zu Gast beim Espiritu Podcast und hat erzählt von seinem neuem Weg und den Zielen.
Wie geht es weiter mit EPW? Das Espiritu Fitness Center wird langsam zu klein. Stuhlreihen sind bereits vor der Türe aufgebaut worden, manche Besucher müssen stehen. Was als Show für die Schüler begann, hat sich mittlerweile zu einer festen Größe in Puerto Rico entwickelt und zu Events, die man sehen will. EPW hat immer wieder Überraschungsgäste im Ärmel und wächst. Beim kommenden Event Wrestling Machina wird Jaime Espinal in den Ring steigen, zusammen mit seinem langjährigen Freund Mike Mendoza. Gegner der beiden werden El Atleta Manu und Chris Mendoza sein. Außerdem wurde Action Jackson für einen Kampf verpflichtet. Man weicht auf Nilmarie Santini aus, einer Location, die kaum geschichtsträchtiger sein könnte und früher regelmäßig Ringer- und Wrestlingveranstaltungen beherbergt hat. Mike Mendoza wurde in der Zwischenzeit für den Kampf des Jahres 2022 ausgezeichnet – der Combat Pit beim LAWE Summerfest. Unermüdlich arbeitet er daran, Puerto Rico wieder zu der Wrestlingnation zu machen, die sie einst gewesen ist, und er hat Erfolg. In seinem Dojo bildet er Nachwuchs heran, der das Potential hat, international erfolgreich zu werden und sich sogar bei WWE Backlash zeigen durfte. Ein kleiner Wehrmutstropfen blieb in seiner Rede und danach muss man sich die Frage stellen: Weiß Puerto Rico das Opfer zu schätzen, das Mike Mendoza für das Wrestling und sein Land bringt?
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