Wer von den Göttern überreich gesegnet wird, wussten schon die alten Griechen, dem droht vorzeitiges Ableben. Im Rock’n’Roll heißt das: »Live fast, love hard and die young!« Dieser tragischen Lebensregel folgten viele: etwa Brian Jones, Jim Morrison, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain und Amy Winehouse, die den berüchtigten ›Club 27‹ bilden, weil alle mit nur 27 Jahren starben. Andere wurden im mittleren Alter Opfer ihres Ruhms und des damit verbundenen Lebensstils: Michael Jackson (50), Prince (57), Elvis Presley (42) oder Freddie Mercury (45). Ernst Hofacker erzählt diese tragischen Geschichten, bekannte und auch ein paar weniger bekannte, etwa die der Rockband Badfinger oder des R’n’B-Sängers Johnny Ace. (Quelle: Klappentext, Reclam/Amazon)
Sicherlich kennen viele Leute den einen oder anderen Umstand über das Ableben einiger sehr bekannter Musiker. Meistens vergisst man viele Einzelheiten darüber sehr schnell, sobald einige Zeit darüber verflossen ist, egal wie groß und berühmt dieser Superstar war. Erinnert sich noch jemand an die Todesumstände vom King of Pop – Michael Jackson? Doch sehr wenige würde ich mutmaßen. Mit dem vorliegenden Taschenbuch entführt uns Ernst Hofacker auf 200 Seiten in eine Welt der persönlichen Tragödien aus gut 70 Jahren Pop und Rock. Angefangen im Januar 1953 mit Hank Williams bis zu Prince im April 2016. In kurzen Beiträgen rückt uns Hofacker Superstars wie Michael Jackson, Prince, Kurt Cobain oder Jimi Hendrix wieder ins Bewusstsein, aber wer kennt noch Johnny Ace, Gram Parsons, Sid Vicious und Nancy Spungen, Jeff Buckley oder Stevie Ray Vaughn? Doch nur Musikfans, die deren musikalische Ergüsse zu Hause im Plattenregal stehen haben. Dann kenn man vielleicht noch die Namen, aber meistens nicht mehr die Umstände des Ablebens derer.
Von Drogenüberdosen, Suiziden, Hubschrauber- oder Flugzeugabstürzen, Autounfällen erzählen diese Stories. 35 solcher Geschichten erzählt uns hier der 68jährige Münsteraner, der bereits mit 14 weiteren Büchern in Erscheinung getreten ist, von denen mehrere von der Fachpresse hochgelobt werden. Mit Titeln wie Von Edison bis Elvis – wie die Popmusik erfunden wurde (2012), 1967 – als Pop unsere Welt für immer veränderte (2016), Die 70er. Der Sound eines Jahrzehnts (2020), sowie mehre Bücher über die Rolling Stones und die Beatles.
Ernst Hofacker schwurbelt in seinen Büchern keine Verschwörungstheorien, sondern zählt sorgfältig recherchierte Fakten auf, die in einer leicht zu lesenden fließenden Art geschrieben sind. Für seine Sorgfalt wurde Hofacker 2013 als Fachjournalist des Jahres ausgezeichnet. Die Frankfurter Allgemeine Woche schieb über 1967 – als Pop unsere Welt für immer veränderte: „…seine Analyse ist ein Beispiel für den gründlichen traditionellen Musikjournalismus, den man in Zeiten sich selbst feiernder Popreporter und Diskurstheoretiker immer seltener findet.“ Die BILD erhob das Buch zu den „wirklich besten Büchern“ des Jahres und urteilte: „Eine Gesamtschau, die so bisher gefehlt hat.“
Oftmals sind seine Bücher so fließend zu lesen wie ein Roman. Da wird das Lesen zum Vergnügen und man saugt freudig Fakten auf. Es gäbe noch soviel mehr an Tragödien, die in diesem Buch aufgeführt hätten können. Sei es Steve Marriott von den Small Faces, der 1991 durch einen Schwelbrand seiner nicht gelöschten Zigarette im Bett verbrannte, oder Randy California, dem Frontmann von Spirit, der durch eine Strömung aufs offene Meer gezogen wurde und ertrank, nachdem er seinen Sohn aus eben dieser Strömung gerettet hatte. Hoffen wir, dass Hofacker irgendwann eine überarbeitete Auflage herausbringt, in der noch viele weitere Stars wieder ins Bewusstsein gerückt werden, die doch leider nur unglückliche Tragödien sind.
4,5 / 5
Ernst Hofacker – Live fast, love hard and die young
Reclam Verlag, 2019
199 Seiten
Taschenbuch, 18 €
