In der schwäbischen Alb werden seltsame Wesen gesichtet. Was der Hundefutterverkäufer erst für sehr eigenbrötlerische Menschen hält, entpuppt sich nach und nach zu einem Alptraum, der in verfolgt und von dem er verschlungen wird.
Fred Ink ist bekannt für seine Liebe zu H.P. Lovecraft, einem Meister des Horrorgenres. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass immer wieder kleine Randbemerkungen auf das große Idol hinweisen. „Wurmstichig“ hat dann allerdings schon mehrere versteckte oder auch ganz offensichtliche Hinweise auf Lovecraft, was Ink allerdings auch in einem kurzen Vorwort anmerkt. Man muss dazu kein Lovecraft-Werk gelesen haben, „Wurmstichig“ ist eine eigenständige und in sich geschlossene Geschichte – die einen durchaus das Gruseln lehren kann.
Geschickt schafft es der Autor, Spannung aufzubauen, auch wenn man sich manchmal wünscht, er käme aus der Ich-Perspektive heraus und würde einem ein komplettes Bild der Ereignisse geben. Aber gerade diese Perspektive ermöglicht überhaupt erst einen Spannungsaufbau dieser Art und macht die Geschichte zu einem wahren Meisterwerk der Horrorliteratur. Auch wenn dem Leser schnell klar wird, um welche Wesen es sich handelt, so fiebert man doch immer wieder mit bei den Fragen, die sich der Erzähler und noch so einige andere stellen. Ja, ganz logisch ist es nicht, das stimmt schon, aber da muss man sich eben drauf einlassen, wenn man diese Art von Literatur verschlingt, es ist nicht alles terrestrisch, es ist nicht alles mit weltlicher Logik zu erklären – war es bei Lovecraft auch nicht. Die dunkle Atmosphäre greift schon nach wenigen Seiten auf den Leser über und hüllt ihn ein. Plötzlich schaut man sich in der Dunkelheit genauer um, schließt die Rollläden an den Fenstern und hofft, dass es bald wieder Tag werden wird – oder man das Buch zu Ende gelesen hat. Doch wer auf ein Happy End hofft, der kennt Ink schlecht. Nicht jedes Happy End ist für alle glücklich.
Leider kann man über die Geschichte nicht allzu viel erzählen, sonst würde man die Spannung nehmen und auch die kleinen, schönen Sequenzen töten, die immer wieder eingebaut sind. Nur so viel: Ink kann den Leser fesseln und mit Ängsten spielen und vor allem kann er eins: Lovecraft in seine Geschichten aufnehmen, ohne alles zu klauen und Lust auf den großen Meister und seine Werke machen.
Fred Ink wurde 1980 in Tübingen geboren und verschlingt geradezu alles an fantastischer Literatur, was er in die Finger bekommen kann. Erste Erfolge konnte er mit der Trilogie „Strange Days“ feiern.
5/5
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Fred Ink – Wurmstichig
Self published, 2013
152 Seiten
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