Buch: Nicola Förg – Scheunenfest


ScheunenfestEs brennt! Was anfänglich nach einem normalen Silobrand aussieht, wird schnell zu einem Fall für die Kripo, denn in der Asche werden die Leichen von zwei jungen Frauen und einer Katze entdeckt. Die Identifizierung der Leichen ist schwerer als gedacht und plötzlich finden sich die beiden Ermittlerinnen Irmi und Kathi in einem familiären Intrigenspiel wieder.

Nach ihrem letzten Fall im „Platzhirsch“ braucht Irmi Mangold eine lange Auszeit. Leider erfährt der Leser diesen Zusammenhang aber kaum und hat auch ein wenig Probleme, alles auf die Reihe zu bekommen, was er an rudimentären Informationen bekommt. Wer den Vorgänger nicht gelesen hat, versteht überhaupt nicht, was so schlimm war, dass die abgebrühte Kommissarin plötzlich die Einsamkeit Norwegens sucht – und wer das Buch kennt, muss auch ein bisschen selbst die Geschichte erzählen, die sich zwischen beiden Bänden zuträgt. Das ist schade, denn so verliert man den Anschluss und wird sofort auf eine Schwäche des Buches aufmerksam gemacht. Natürlich ist es nicht üblich für Förg, das Seelenleben und die Phasen zwischen den einzelnen Fällen der Ermittler ausführlich zu beschreiben. Jedoch fehlt es hier einfach an Zusammenhang und an der Verbindung zwischen beiden Büchern, was sehr schade ist. Vielleicht muss Förg sich kurz halten, doch der ein oder andere fortführende Satz hätte dem Buch sehr gut getan.

Wie immer erfährt man viel Geschichtliches, dieses Mal nicht nur aus Oberbayern, sondern auch Norwegen und der Leser wird mitgenommen auf eine Reise in die Kälte und den Zweiten Weltkrieg. Ob diese Reise allerdings so stimmig ist, muss jeder für sich entscheiden. Manches geht in diesem Buch viel zu schnell und erscheint eher ein Zwang zu sein, ganz viel Wissen in ein kleines, unschuldiges Buch zu quetschen, auch wenn es gar nicht so richtig hineinpassen mag. So sind manche Ausflüge in die Historie in Dialoge eingebaut, die dadurch fast schon sinnlos erscheinen und Szenen unschön in die Länge ziehen.

Spannend ist der eigentliche Kriminalfall schon, auch wenn der zu ruckartig und ohne viel Liebe erzählt wird. Eher langweilig plätschert er dahin und wird zwischendurch mal wieder aufgegriffen, wenn Irmi Mangold gerade nicht durch die Welt reist oder etwas aus der Vergangenheit dieser Welt erzählt.

Nein, ganz trist kommt das Buch nicht daher und sicherlich ist „Scheunenfest“ auch ein netter, aber leider auch etwas seichter Lesespaß. Er eignet sich vielmehr dazu, einen kleinen geschichtlichen Teil zu erfahren, das Oberbayerische noch ein Stück näher kennenzulernen und schön verpackt in der Bauern-Idylle einen Mord aufgeklärt zu bekommen.

Ganz niedermachen möchte ich Förg aber nicht. Ihre Bücher haben einen gewissen Kultstatus und haben vor allem auch Charme, bringen das Ländliche gut rüber und sind literarischer Urlaub in Oberbayern. „Scheunenfest“ enthält zwar nur wenige bayerische Sätze und auch fehlen diese typischen Ausdrücke und Redewendungen, die dem Ganzen noch mehr Lokalkolorit verleihen würden.

Für Förg-Fans ein absolutes Muss, für Alpenkrimi-Leser ein deutliches Kann. Wer keine spannende Ermittlungsarbeit erwartet und gerne auf eher spielerische Weise Geschichte erfahren möchte, der hat  auf jeden Fall das richtige Buch in der Hand!

Nicola Förg wuchs in Oberstaufen und Kempten im Allgäu auf. Sie ist ein Naturfreund und bringt diese Liebe auch in ihre Bücher ein. Unter anderem von ihr erschienen: “Scheunenfest”, “Markttreiben”, “Funkensonntag”. Im Herbst geht sie mit dem neune Irmi-Mangold-Krimi “Scheunenfest” auf Lesereise.

3/5

Nicola Förg – Scheunenfest
Piper Verlag, 2014
352 Seiten
eBook: 12,99 €
Hardcover: 16,99 €
Amazon
Piper

 

 

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