Harald kommt zu sich und weiß nichts mehr: Wo ist er, wie ist er hierher gekommen und was um ihn herum geschieht. Insgesamt geht es sechs Menschen so, die in einem Laborkomplex zu sich kommen und schnell feststellen: Sie sind nicht mehr auf der Erde und es drohen mehrere Gefahren, gegen die sich wehren müssen …
Harald ist ein alter Mann, dem die Knochen wehtun und der schon einiges erlebt hat. Doch das hier ist selbst für ihn zu viel: Zwei Sonnen, seltsame Gewächse an den Mauern und ein riesengroßes Etwas, das aussieht wie ein Krebs und ihn gerne verspeisen würde. Tom hingehen hält alles für einen ziemlich seltsamen Trip, aber das ist ja nicht der erste, den er durchmacht. Birgit und Kati sind Mutter und eine geistig behinderte Tochter, die schnell einem „Hundi“ nachläuft, der sich bald als gefährlicher, tötender Affenmutant entpuppt. Der Jäger folgt seinen Instinkten und Tabea ist die Chefin der Firma, zu der dieser Laborkomplex gehört – nur hat sie leider keine Ahnung, wie sie hierher kommt.
Diese sechs Menschen machen im Laufe der Geschichte einen teilweise sehr krassen Wandel durch und zeigen auch bald ihr wahres Gesicht. Der Kampf ums Überleben wird unerbittlich und bald schon ist jeder bereits, über Leichen zu gehen. Fred Ink hat hier sechs sehr unterschiedliche Charaktere zusammengewürfelt, die allesamt unterschiedlicher nicht sein könnten. Dabei bedient er gerne kleine Klischees und führt natürlich auch wieder einen Kiffer an, dies scheint fast ein Markenzeichen des Autors zu sein, denkt man etwa an Strange Days, wo der Protagonist ebenfalls gerne mal einen Joint raucht.
Fred Ink füttert seine Leser immer wieder mit kleinen Happen an Informationen, die die Spannung aufrecht erhalten und den Leser bei Laune halten. Man fragt sich unweigerlich, was passiert ist, wie die Leute dorthin gekommen sind und wo sie sich überhaupt befinden. Ist es ein fremder Planet, hat sich die Erde oder vielleicht gleich das gesamte Sonnensystem derart verändert, dass zwei Sonnen und fremdartige Geschöpfe entstanden sind? Nicht nur weil Ink es selbst in seinem Buch erwähnt, drängt sich einem schnell mal der Gedanke an Pitch Black, einen Film mit Vin Diesel, auf, denn auch dort gibt es mehrere Sonnen und seltsame Wesen. Nur langsam klärt sich manches auf und Crossover entpuppt sich als spannendes Sci-Fi-Abenteuer, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Immer wieder ändert sich die Perspektive, wird ein Cut gemacht, wenn es zum Höhepunkt einer Szene zu kommen scheint. Das schürt natürlich die Neugier des Lesers.
Ich bin wahrlich kein Sci-Fi-Fan und kann damit im Allgemeinen eher wenig anfangen, auch wenn es einige gute Bücher dieses Genres gibt, die selbst ich verschlungen habe. Crossover macht wahnsinnig Spaß und reißt mit. Gekonnt wird Spannung aufgebaut und gehalten. Eingefleischte Genre-Fans können hier und da einige Parallelen zu anderen Geschichten finden. Durch die Verschiedenartigkeit der Charakter ist es leicht, sich mit einigen der Figuren zu solidarisieren, auch wenn man diese Entscheidungen zwischendurch immer wieder neu hinterfragen muss – schließlich ist manches nicht so, wie es scheint und die Erinnerung der Menschen an ihr Leben kommt nur sehr langsam zurück. Einziger Minuspunkt für mich: Die Geschichte von Birgit und Kati bleibt etwas undurchsichtig. Hier fehlt es meiner Meinung nach an der Begründung – ohne zu viel vorwegzunehmen. Aber selbst das schmälert das Lesevergnügen nicht.
5/5
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