CD: Lord of the Lost – Swan Songs


Lord-Of-The-Lost-Swan-SongsLord of the Lost sind für harte Klänge bekannt, nun schlagen sie aber sehr sanfte Töne an und präsentieren ihr neues Album. Einige deutsche Gothrockbands haben seit einiger Zeit die Ruhe für sich entdeckt. Man kann sich vor Akustiktouren nicht mehr retten und jeder meint plötzlich, dass Schluss mit dem „Krach“ sein muss. Also werden altbekannte Stücke umgeschrieben und aus harten Nummern werden ruhige, geradezu liebliche Lieder. Ob das gut ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Fans mögen es, zeichnen sich aber zunehmend nicht gerade durch objektive Kommentare aus, die darauf schließen lassen, dass ihnen die Versionen wirklich gefallen. Viel mehr stolpert man immer wieder über Aussagen, dass sowieso alles gut ist, was Band XY rausbringt, also auch ein Akustikalbum und eine Akustiktour und und und. Aber dazu gibt es die eingefleischten Fans ja.

Ist „Swan Songs“ deshalb ein schlechtes Album? Wir werden sehen.

„Six feet underground“ war bisher ein stimmiger Song mit harten Gitarren und schnellen Rhythmen, ein bisschen Gegrowle und jeder Menge Power. Selbst „Dry the Rain“, ein Song, den man mittlerweile nicht mehr hören kann, weil er auf jedem Konzert gespielt wird, weil es gefühlte zehn B-Seiten und elf Versionen davon gibt, auch er hat es wieder mal auf einen Longplayer geschafft. Zwar bereits in der Originalversion mit ruhigen Parts versehen, wird es nun gänzlich zu einem geradezu lieblichen Liedchen. Dass man die Schnulze „Beyond Beautiful“ oder das tragische „See you soon“ mit aufgenommen hat, werten böse Zungen als Einfallslosigkeit. Mitnichten! Gerade diese Songs gehören auf ein Akustikalbum, das Lord of the Lost von einer anderen Seite zeigt. Auch „October 29“, „Sober“ oder „Till Death us do part“ haben genau hier ihren Platz. Es ist keine Einfallslosigkeit, sondern die Abrundung eines Albums, das für die Vielfalt einer Band steht. Man kennt die zaghaften Anfänge, man weiß und kann auch als Neuling mit jedem Album sehen, wie die Band gewachsen ist, wie stark sie sich weiterentwickelt hat und vor allem: Das niemals ein Album den anderen gleicht.

Neben den 13 bekannten Songs, gibt es aber auch 8 neue Stücke auf der Doppel-CD.

„Porcelaine“ ist genauso zerbrechlich, wie es klingt, ruhig und dominiert von Chris Harms‘ Stimme – wie übrigens die meisten Lieder auf dem Album. Ein bisschen munterer ist dafür „Lost in a Heartbeat“, das mich sofort an „Der Hobbit“ erinnert, ohne dass ich wirklich sagen könnte, weshalb. Vielleicht liegt es ein bisschen an der instrumentalen Begleitung, die eben nicht nur aus einem Piano besteht. Auch zeigt Harms hier mehr seines gesanglichen Können, wie mir scheint. „Annabel Lee“, „So good it hurts“ und „This life devided“ sind nicht anders. Man könnte nun jeden einzelnen Song zerlegen, aber das macht nicht viel Sinn. Sie sind sich alle sehr ähnlich, lassen jedoch keine Langeweile aufkommen. Dies liegt vor allem am unterschiedlichen Einsatz von Instrumenten, am Tempowechsel und an der Art, wie Harms die Texte umsetzt.

Das Album ist anders und könnte für manchen langweilig sein. Dafür sprechen Lord of the Lost mit „Swan Songs“ sicherlich auch Hörer an, die bisher weder mit der Band selbst noch mit deren Musik etwas anfangen konnten. Freunde der ruhigeren Klänge oder gar klassischer Musik sollten unbedingt reinhören und die Töne auf sich wirken lassen. Es gibt viel zu entdecken in den einzelnen Songs, das man zuvor vielleicht gar nicht vermutet hätte.

Ein Must-have ist das Album nicht, dafür aber eines der besten Akustikalben, die aus der derzeitigen Inflation dieser Art hervorgekommen sind. Das liegt nicht zuletzt am Einsatz guter und dafür passender Musiker und an Chris Harms – der hier immer wieder genannt werden muss und ganz klar heraus sticht. Auch wenn man damit Gared Dirge ein bisschen zu sehr unter den Tisch fallen lässt und die restlichen Bandmitglieder leider gar nicht erwähnt.

5/5

Anspieltipp: If Johnny Cash was here

Lord of the Lost – Swan Songs
Out of Line, 2015
2 CD: 18,99 €
Amazon

Tracklist:
Six feet underground
Dry the rain
Bevond Beautifuk
See you soon
Go to Hell
Antagony
Love in a time of war
October 29
Prison
Till Death us do part
Afterlife
Sober
Credo
Porcelain
Lost in a Heartbeat
Annabel Lee
So good it hurts
This life devided
The sands od time
If Johnny Cash was here
Somewhere

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