AC/DC – Live im Olympiastadion München . 19.05.2015


Hey Oida … schbui amoi Äiissseee“ – Wo oft hab ich diesen Satz in all den Jahren meiner Diskjockeytätigkeit zu hören bekommen. Die Australier waren immer schon ganz weit oben im Rock-Olymp der Hörergunst angesiedelt. Und nun war es wieder mal an der Zeit, zu den Sterblichen hinabzusteigen.  AC/DC – die australischen Hardrock-Götter geben sich die Ehre in München und da Kyra im Gegensatz zu mir Angus & Co. noch nie live gesehen hat, ist das natürlich ein Pflichttermin für uns. Das Schlechte an dem Tag ist eigentlich nur das Wetter … soll heißen, es regnet in Strömen. Das verspricht also für einen Großteil der ca. 60.000 Fans eine nasse Angelegenheit zu werden. Die Anhänger strömen von allen Seiten ins weite Rund des altehrwürdigen Olympiastadions. Durch den Andrang sind wir etwas zu spät dran und verpassen den ersten Opener komplett. Programmgemäß wäre ja die Berliner DJane Kate Kaputto angesagt gewesen, um den Münchner Headbangern zum Aufwärmen etwas einzuheizen. Laut unbestätigten Gerüchten muss sie aber anscheinend in Nürnberg durch ihr Sektkelch schwingendes Gehabe sowas von durchgefallen sein, dass die Veranstalter als Ersatz die Bayern-3 Band geholt haben. Tja … hätte die gute Hauptstadtgöre lieber mit ner Flasche 1328’er gewunken … bei den AC/DC-Fans wär das sicher besser angekommen.

Vintage TroubleRechtzeitig zum zweiten Support sind wir in der Arena und erleben eine Wiedergeburt von altem Soul und Rhythm & Blues. Vintage Trouble, eine Band aus Los Angeles, legt los und so mancher glaubt, eine Reinkarnation von James Brown oben auf der Bühne stehen zu sehen. Leadsänger Ty Taylor, edel gewandet im blauen Jacket, röhrt sich die Stimmbänder aus der Kehle und windet sich im durchdringenden Beat seiner Band, bestehend aus Nalle Colt an der Gitarre, Rick Barrio Dill am Bass und Richard Danielson an den Drums. Die Jungs sind saugut, aber im strömenden Regen lassen sich die Rockfans davon nicht so begeistern, obwohl Taylor immer wieder anfeuernde Rufe zu AC/DC rausschreit. Gegründet wurden Vintage Trouble erst 2010, aber sie können durchaus schon auf eine beachtliche Karriere als Support der Rolling Stones, The Who, Thin Lizzy, Brian May oder Bon Jovi vorweisen. Von den Jungs wird man mit Sicherheit noch einiges hören.

Dunkel wirds mittlerweile, als dann alle Lichter ausgehen und ein Science-Fiction-Clip auf den Videowänden eingespielt wird. Die Amerikaner erobern den Mond und was müssen sie sehen – die australische Flagge weht neben einem glühenden, in Stein gemeißelten Logo von AC/DC. Das Logo löst sich, steuert als Meteor auf die Erde zu und explodiert auf unserem Heimatplaneten. Mit einem Schlag ist alles hell und das Eingangsriff zu „Rock or Bust“, das gleichzeitig der Titeltrack der neuen Scheibe ist, ertönt. 20150519_205021Da Rhythmusgitarrist Malcolm Young ja aufgrund seines Schlaganfalls mit drauffolgender Demenz nicht mehr dabei sein kann, ist sein Neffe Steve Young, der ihn 1988 schon mal auf der Blow Up your Video Tour vertrat, als Ersatz und neues festes Bandmitglied dabei. Steve macht seine Sache mehr als gut. Den Unterschied zu Malcolm merkt man meistens nicht. Satte 35 Jahre zurück gehts mit dem zweiten Song, „Shoot to Thrill“ vom Back in Black-Album. Angus watschelt mit seinem berühmten Duckwalk kreuz und quer über die Bühne, Sänger Brian Johnson schreit sich die Seele aus dem Leib, während Steve Young und Bassist Cliff Williams stoisch in zweiter Reihe ihren Dienst verrichten. Williams ist seit 1977 bei den Australiern, und genau aus diesem Jahr ist der nächste Song, „Hell ain’t a bad Place to be“ vom Let there be Rock-Album, einem Meilenstein der Bon Scott-Ära. Zurück ins Jahr 1980 und zum schwarzen Album führt uns der folgende Track. 20150519_214418Titeltrack „Back in Black“ lässt die Massen jubilieren und den Regen komplett vergessen. Die Tour ist ja dem neuen Album geschuldet und so kommt mit „Play Ball“ erneut ein Track aus der 14’er Scheibe zu Gehör. Ganz weit in der Vergangenheit ist der nächste Song anzusiedeln. „Dirty Deeds done dirt cheap“ von 1976 knallt aus den Boxen, bevor die Videowände von Blitzen erleuchtet aufglühen. Donnergrollen ist die Folge, als eines der berühmtesten Gitarrenlicks zu hören ist. Vom 90’er Razors Edge-Album ertönt „Thunderstruck“ – passend zum Unwetter. Die Menge tobt und Angus & Co. lassen mit „High Voltage“ vom 75’er Erstling T.N.T. das Stadion erbeben. „Rock ’n‘ Roll Train“ von 2008 ist der einzige Track, mit dem das Black Ice-Album bedient wird und dann kommen sie. 20150519_213359Die vermutlich bekanntesten Glockenschläge der Welt. Direkt aus des Satans Heim läuten mit „Hells Bells“ die Höllenglocken für die 60.000 Rockfans. Mit circa 50.000.000 Einheiten ist Back in Black eines meistverkauftesten Albums aller Zeiten, und das zu recht. Ob der Neuling Rock or Bust, von dem der folgende Song „Baptism by Fire“ stammt, das jemals erreichen wird, ist zu bezweifeln. Aber zurück zum großen Wurf des australischen Fünfers: Die Rockparty-Hymne schlechthin war jetzt angesagt. „You shook me all Night long“ donnerte durch’s Olympiarund und alles grölte begeistert mit; scheiß drauf, was Petrus da mit seinen Wetterkapriolen veranstaltete. Der Regen war übrigens schuld daran, dass der Sound teilweise etwas dumpf und leise rüberkam. Steve Youngs Gitarre war teilweise kaum zu hören. Der Regen schluckte einiges weg.
20150519_22020720150519_22025820150519_220253
Jetzt waren wieder die Siebziger angesagt. „Sin City“ von Powerage und „Shot down in Flames“ vom 79’er Highway to Hell-Album, bei dem die Bühne vor lauter Feuer glühte und brannte, sorgen erwartungsgemäß für ausgelassene Stimmung … „Have a Drink on me“ wieder von Back in Black ebenso. „Hoi – Hoi – Hoi – Hoi“ … So gut wie jeder kann dieses Intro mitgrölen, -singen und was weiß ich noch. Der 75’er Erstling war wieder dran. „TNT“ vom gleichnamigen Debutalbum wurde gefolgt von „Whole lotta Rosie“, bei dem die unverwüstliche Rosie als aufblasbare Plastikpuppe mit XXXXXXXXXL-Dekolleté im Hintergrund der Bühne zu sehen war. Bisher hatte Angus nur seine normale Show abgezogen, keinen nackten Hintern von der Bühne gestreckt und kein ausuferndes Solo. Das sollte sich mit dem letzten Song der regulären Setlist ändern. 20150519_223506Der 77’er Titeltrack „Let there be Rock“ sollte den vorläufigen Abschluss bilden. Seine Jungs überließen ihm die Bühne und Angus watschelte im Regen den Steg entlang, mitten ins Publikum. Auf einer kleinen Bühne, die mittels Scherenhydraulik hochgehoben wurde, spielte er sich teilweise auf dem Rücken liegend die Finger wund, immer mit dem Publikum interagierend, das jede Geste seinerseits dankbar aufnahm. Komplett durchnässt zog sich Angus im Hintergrund der Stage auf die obere Ebene über den Marshalltürmen zurück und spielte seinen Solopart zu Ende, als die Band wiederkam und für ein furioses Finale gemeinsam durchstartete. Aus war der reguläre Teil, aber bereits nach kurzer Pause kam das weltbekannte Intro, bekannt von jeder Rockparty, aus jeder Diskothek, die Rock im Programm hat, und Übungsstück eines jeden angehenden Rockgitarristen aufs Tablett. Die Mitsinghymne „Highway to Hell“ ließ das Stadion erbeben. Alles feierte und die meisten wussten, was jetzt noch kommen musste. Und gleich drauf kamen sie auch schon nach vorne gerollt. 20150519_223615Die sechs mächtigen Kanonen, die das Finale einläuteten. Die Gitarre stimmte das weltbekannte Intro an und aus dem Jahr 1981 ertönte „For those about to Rock (We salute you)“ aus den Speakern. Die üblichen Salutsalven bildeten das Finale Furioso und entließen 60.000 glückliche, zumeist patschnasse Fans in die Münchner Nacht.

Den Tag drauf haben die Jungs einen Day-Off in München bevor Tags drauf das Ganze wiederholt wird. Der ebenfalls fast ausverkaufte Zusatztermin steht auf der Agenda der fünf Australier. Vielleicht haben die Fans da ja Glück mit dem Wettergott.

Wieder mal waren AC/DC ein Garant für einen Rockhammer, der Generationen vereint und Alt und Jung mit einem glücklichen Lächeln nach Hause begleitet.

5/5

Setlist:

01 – Rock or Bust
02 – Shoot to Thrill
03 – Hell ain’t a bad Place to be
04 – Back in Black
05 – Play Ball
06 – Dirty Deeds done dirt cheap
07 – Thunderstruck
08 – Hogh Voltage
09 – Rock‘ n‘ Roll Train
10 – Hells Bells
11 – Baptism by Fire
12 – You shook me all Night long
13 – Sin City
14 – Shot down in Flames
15 – Have a Drink on me
16 – T.N.T.
17 – Whole lotta Rosie
18 – Let there be Rock
19 – Highway to Hell
20 – For those about to Rock  (We salute you)

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s