Knapp zwei Jahre ist es her, dass Brian Johnson und Angus Young im Olympiastadion in München über die Bühne gerockt sind. AC/DC live, in Farbe und unvergesslich. Für mich war das Konzert grandios, trotz des Regens, weil vor mir auf der Bühne eine Legende stand, auch wenn es natürlich nicht mehr die Originalbesetzung war. AC/DC, die haben die Musiklandschaft geprägt und jeder kennt sie, oder? Nun, wie so viele Legenden, wird man diese so nicht mehr live erleben können und für mich bleibt die Truppe eine tolle Erinnerung.
Barock stand auf dem Programm. Eine AC/DC-Tribute Band, der ein guter Ruf vorauseilt. Wie treue Leser wissen, war bereits vor zwei Jahren einer unserer Redakteure bei einem Barock-Konzert. Da sich nun die Gelegenheit ergab, die Formation einmal selbst zu erleben, habe ich nicht nein gesagt.
Pünktlich um Acht stehen auf der Bühne fünf Musiker, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nun rühmt man sich damit, auf Originalinstrumenten von „damals“ zu spielen und auch entsprechend das Bühnenoutfit gestaltet zu haben. Sänger und Gitarristen halten sich da auch dran, der beiden anderen nicht so. Von meinem Platz aus kann ich zuerst den Bassisten sehen, der sicherlich weder hässlich noch schlecht ist, aber der mit den großen Vorbildern absolut null gemeinsam hat. Dafür hat Baba Hail sichtlich Spaß am Spielen, am Publikum, das ihn ein bisschen anschmachtet und überhaupt: Er ist kein unangenehmer Zeitgenosse, der immer wieder in den Hintergrund der Bühne tritt und seinem Kollegen Platz macht, bei den Backgroundparts aber nach vorne ans Mikro geht.
Von Drummer Erwin Rieder bekomme ich nichts mit. Nun ja, das ist so ein Fluch der meisten Drummer, sie brauchen Platz, sind unbeweglich und sitzen im hinteren Teil der Bühne, schlecht oder gar nicht ausgeleuchtet und meist durch die Becken verdeckt. Rieder wird dafür umso besser gehört und das ist ja auch die Hauptsache – für die Zuschauer. Er bombt gekonnt seinen Rhythmus durch die Theaterfabrik und da klatscht das Publikum gerne mit.
Auch Nick Young bleibt ziemlich im Hintergrund. Es wird schnell klar, dass es weder um die Rhythmusgitarre noch um den Bass oder die Drums geht. Die sind alle da und notwendig, um den brachialen AC/DC-Sound in die Menge zu schleudern, aber um ganz ehrlich zu sein: Das könnte wohl auch alles vom Band kommen. Nicht, weil die Musiker schlecht sind, ganz und gar nicht. Sie machen ihre Sache wirklich sehr gut, aber sie sind nicht mehr als Statisten, die eben da sein müssen. Das ist ein wenig schade, da sie ebenfalls eine Menge drauf haben.
Die Show dreht sich um Brian Johnson-Double Grant Foster, der mit Mütze und Weste den Stil nachahmen will, und um Eugen Torscher, der nicht die schlechteste Angus Young-Kopie ist. Beide nehmen die Bühne für sich ein. Jeder hat seinen Part, gesanglich, die Show betreffend, an der Gitarre. Foster besticht durch eine gute Stimme und gute Laune. Gesanglich schafft er es, Brian Johnson würdig zu nachzuahmen, ohne billige Kopie sein zu wollen. Er bringt das Raue in der Stimme rüber, die gesanglichen Finessen und den Rock, der auf ewig mit dem Original verbunden sein wird. Seine Ansagen versucht er in gebrochenem Deutsch, was sehr sympathisch rüberkommt. Er kommt gut an beim Publikum, das im Schnitt Mitte vierzig ist. Außerdem kann er mitreißen und muss dafür auch gar nicht mal so viel mehr tun, als einfach die alten, bekannten AC/DC-Hits zu singen. Perfekt.
Torscher ist da schon schwieriger. Er möchte natürlich dem Vorbild nacheifern, macht das anfangs auch sehr gut, was Mimik und Gestik anbelangt. Natürlich gibt es diese Schuluniform und diese gnadenlose, leidenschaftliche Beziehung zu seiner Gibson SG. Klar, er zieht sich auch aus, zeigt einmal kurz den blanken Hintern, was bei den anwesenden Damen gut ankommt – genauso wie der junge, antrainierte (durchtrainiert mag ich mal nicht sagen) Oberkörper mit dem Nippelpiercing, das immer wieder im Scheinwerferlicht blinkt. Ganz klar, Torscher ist eine Rampensau, die dem Vorbild in wenig nachsteht. Er ist halt jünger, das war Angus auch mal. Die Bewegungen, die Einnahme der Bühnenbreite und am Ende auch noch der Weg zur kleinen Erhöhung an der Seitenhalle, das ist alles recht typisch, das ist nachgemacht und passt perfekt zur eingenommenen Rolle. Ja, doch, man kann wenig Negatives anbringen, aber einen Punkt muss ich dann noch erwähnen. Es war stellenweise einfach zu viel Torscher, zu viel Leadgitarre, zu viele, zu lange Soloparts.
Dem Publikum gefällt’s trotzdem. Nachdem es anfangs nur langsam warm wurde, geht es immer besser mit, tanzt, applaudiert, klatscht den Rhythmus – und natürlich wird jeder Song lautstark mitgesungen. Auffällig ist eine – für so ein Konzert – recht große Anzahl an Kindern und Jugendlichen in Begleitung der Eltern. Das ist wohl musikalische Erziehung, wenn man das Original schon nicht sehen kann. Mir fällt ein kleines rothaariges Mädchen auf, zwölf Jahre alt, wie ich später erfahre, das mit einem unbeschreiblichen Glanz in den Augen und einem fröhlichen Lachen auf den Lippen die Songs mitsingt, das komplette Konzert hindurch mitklatscht und zum Takt tanzt und springt. Hallo? Der Rock’n’Roll braucht Nachwuchs und die Kleine ist einfach perfekt!
Alles in allem war es ein gutes Konzert und empfiehlt sich für jeden, der das Original entweder nie sehen konnte oder der einfach auf die Musik abfährt und eine gute Tribute-Band erleben möchte.
4/5