CD: Mono Inc. – Terlingua


Mono Inc. haben mittlerweile ihr zehntes Album veröffentlicht. Terlingua kommt im Pseudo-Western-Style daher und verspricht vielleicht eine Neuausrichtung der Band. Man erwartet leichte Züge aus dem Country-Genre, Power, vielleicht hofft man auf den guten alten Gothic-Sound von damals, als die Band noch weniger erfolgreich war.

„Mondschein“ ist schon mal ein Song, der hoffentlich nicht stellvertretend für das gesamte Album steht. Irgendwo hört man das vertraute Gitarrengezupfe, das man von Mono Inc. kennt – und mittlerweile bei jedem Song langweilig gleich klingt. Im Hintergrund gibt es dann wieder diese weibliche Synthie-Stimme, die gerne auch Drummerin Katha Mia singen könnte, es würde keinen Unterschied machen, denn es klingt einfach schrill-dämlich. „Never-ending love song“ lässt ganz kurz Erinnerungen an alte und leider längst vergangene Alben aufkommen, die flehende Hoffnung, Mono Inc. möchten doch bitte zur Düsternis zurückfinden, die sie früher verkörperten. Doch auch dieser Song driftet schnell – zu schnell – in triviales La-La-La ab und ich warte auf die Synthie-Stimme. Irgendwas ist bei „Heiland“ mit den Monos durchgegangen oder sie haben zu viel ihren Kollegen gelauscht und vergehen grausam ideenlos im geklauten Nichts. Der Heiland möge die Hörer bitte bereits beim dritten Song retten. Wobei ich zugebe, dass es irgendwo einen Part gibt, der relativ gut klingt und zu dem ich auf einem Konzert mit dem Fuß wippen würde. Immerhin!

„It never rains“ könnte ebenso von einer etwas größeren Nummer im Showgeschäft geklaut sein. Irgendwo ist hier der Weg zurück zu den Wurzeln – aber nur, bis es zum Bla-Bla-Refrain kommt, der fast schon schlagermäßig vor sich hin vegetiert. Immerhin muss sich die Drummerin nicht sonderlich anstrengen. „Tag X“ klingt dann vollends wie Unheilig. Nichts gegen den Grafen, aber es gibt eben Dinge, die ihm schon manche nicht verziehen haben, die aber auch nur er sich erlauben durfte. Mono Inc. als Schlager-Gothic-Formation wirkt wie der billige Abklatsch des Grafen und der unstillbaren Geltungssucht einer Band, die gerne den Erfolg von Unheilig übernehmen möchte – jetzt, da Unheilig den Abschied angekündigt haben. Allerdings hätte Florian Silbereisen sicherlich auch mit den Monos seinen Spaß. „118“ ist dann  mal wieder ein englisches Liedchen. Warum sich immer wieder englische und deutsche Texte wild abwechseln, erschließt sich mit nicht so ganz, ich finde es sehr nervig und ein wenig auf Biegen und Brechen zusammengebastelt. Ach ja, wir waren ja bei der Ballade „118“ – wenn es hier ein bisschen düsterer wäre und Martin Engler seine alte dunkle Stimme herausgekramt hätte, hätte man hier kurzzeitig ein Lob aussprechen können, von wegen back to the roots und so. Hätte, hätte Fahrradkette…

Aber jetzt wird es hart: „Die Noten deines Lebens“, yeah! Endlich was zum Rocken, endlich geht es mal kraftvoller zu und vorbei ist der Weichei-Schlager! Das Lied ist für Mono Inc 2015-Verhältniss wirklich gut. Schließlich muss man ja endlich was Positives finden! Und mit „Still“ geht es gleich weiter, ja, jetzt kommen wir zu etwas schnelleren Songs, die dann doch an früher erinnern und  ja, es wird besser – es wird harter Schlager! Yeah! Kleiner Tipp, nach der ersten Minute einfach den Song skippen. „An klaren Tagen“ begegnen mir die unheiligen Helene Monos, die „alles gegeben“ haben und – kläglich scheitern.

„Emory Peak“ ist ein instrumentales Stück, das mit ein paar Takten „Spiel mir das Lied vom Tod“ irgendwas bezwecken will. Ich weiß nur nicht, was. „Love Lies“ beginnt mit irgendwas, das man in schnellerer Form von Scooter kennt. Ja, Scooter, der alte Haudegen aus der schwarzen … oder einer anderen Szene. Aber jetzt: Titeltrack „Terlingua“ muss ja endlich das bringen, was das Cover verspricht: Country-Schlager mit Elektromucke! Über „Study Butte“ red ich gar nicht mehr.

Früher waren Mono Inc. mal echt gut. Dann kam der Erfolg und auf dem Weg einige Stufen nach oben schmiss das Quartett alles übers Geländer, was die damals Fans liebten und schätzten und gerne hörten. Nun ist es verkommener Gothic-Schlager, eine Band, die ihre Wurzeln verraten hat und lieber von Anfang an zur Schlager-Möchtegern-Gruppe mutiert wäre. Es gab immer viel Kritik an Unheilig, aber sein Weg war irgendwo stringent und seine Beweggründe sowie die Musik waren ehrlich und authentisch. Bei Mono Inc. ist es fast schon eine Verarschung der Fans und es fehlte nur noch, dass die Hamburger ihre alten Songs verleugneten.

Das Album wäre besser im Studio geblieben.

0/5

Anspieltipp: Die Noten deines Lebens

Mono Inc. – Terlingua
Nocut, 2015
CD: 17,87 €
Amazon

Trackliste:
Mondschein
Never-ending love song
Heiland
It never rains
Tag X
118
Die Noten deines Lebens
Still
An klaren Tagen
Emory Peak
Love lies
Terlingua
Study butte

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