CD : Bon Jovi – Burning Bridges (2015)


Burning Bridges - Cover FrontBon Jovi – Schwiegermutters liebster Kuschel- und Schmuserocker hat wieder zugeschlagen. Der mittlerweile 15. Longplayer mit Namen Burning Bridges ist seit ein paar Tagen erhältlich und hat heute seine Hörprobe überstanden. Aller Anfang ist das Cover, aber beim Betrachten dessen denkt man sich unweigerlich: Wo isses denn? Ist das vielleicht nur ein Rohentwurf, eine Arbeitskopie, oder wird das richtige nachgeliefert? Ein einfaches braunes, pergamentähnliches Stück Papier mit daraufgekritzeltem Titel … das wars. Ansprechend ist das ja nicht gerade. Aber vielleicht ist der Inhalt bei weitem besser als die Verpackung.
Zehn Tracks sind auf dem Silberling zu finden. Silberling, genau – von Vinyl keine Spur, was in Anbetracht der wieder rasant steigenden Absätze der guten alten schwarzen Scheibe schon etwas verwundert. Aber Vinylscheiben sind anscheinend nur was für alte Leute, die eben den guten alten Krach hören. Von jenem guten alten Krach ist aber die neue CD so weit entfernt wie die Erde von der Sonne.

Song 1 – „A Teardrop to the Sea“ fängt schon mal damit an, dass der Track eingefaded wird. Es kommt keine Steigerung auf und plätschert so vor sich hin. Für einen Soundtrack eines x-beliebigen Endzeitfilms wäre der Song geeignet, als Opener einer CD bestimmt nicht. Weiter gehts mit „We don’t run“, das mit einem knackigem Intro beginnt und durch den Arme schwenkenden mitsingtauglichen Refrain absolut stadiontauglich ist. Geht ja anscheinend doch noch. Track 3, „Saturday Nigh gave me Sunday Morning“, driftet aber gleich drauf wieder ab ins belanglose La La La, kann aber wenigstens mit einer gefälligen Melodie aufwarten. Beim folgenden „We all fall down“ fehlen eigentlich nur noch das Geklingel des Schlittens, dann wäre es ein Weihnachtslied – aber im August? „Blind Love“ fängt sehr ruhig an, nur mit Piano und Geigenbegleitung ist das zwar ziemlich langweilig, aber wenigstens mal eine Abwechslung. Beim etwas düsteren Intro zu „Who would you die for“ denkt man unweigerlich an Peter Gabriel. Leider kommt der gute Jon bei weitem nicht an die stimmliche Klasse eines Gabriel heran. Es wartet mit einem schönen Gitarrenmittelteil auf und wäre wieder ein Song für einen Soundtrack. Mit einem Gitarrenintro auf der Akustischen beginnt der nächste Track „Fingerprints“. Nicht mal das kleine Gitarrenintermezzo in der Mitte trägt den Song in höhere Sphären. Er plätschert genauso langweilig dahin wie er begonnen hat. Das Intro zu „Life is beautiful“ fängt schon mal ganz nett an, aber das wars auch schon wieder. Eine gefällige Midtempo-Nummer … mehr ists nicht. Ohaaaa – eine E-Gitarre, mit der der vorletzte Song, „I’m your Man“ beginnt, lässt hoffen. Das ist wenigstens mal ein Track, bei dem man beschwingt mitwippen kann – mehr aber auch nicht. Zusammen mit Track 2 der beste Song auf dem Album. Den dreisten Abschluß bildet eine Coverversion, die gar keine ist. Ist der Band nix eigenes mehr eingefallen? Der Titeltrack „Burning Bridges“ ist nichts anderes als eine umgeschrieben Version von The Kinks Bruder Dave Davies Hit „Death of a Clown“. Zwar sind der Text und die größten Teile der Melodie anders, aber Phrasierung und so mancher Part ist schlichtweg geklaut. Wenn man die Stimme von Dave Davies über die Melodie legt, passt das absolut zusammen. Das ist frech und komplett unnötig.

Anscheinend ist Bon Jovi seit dem dritten Album Slippery when wet nichts Gutes mehr eingefallen. Nichts mehr zu hören vom guten alten Hardrock a la „Runaway“ oder „Living on a Prayer“. Nur noch dahinplätscherndes gefälliges Gedudel. Radiotauglich ja, die kleinen Girlies werden den alten Jon wieder anhimmeln und mitschmachten, aber gut ist da nichts mehr. Dieser Silberling ist schlichtweg überflüssig.

1/5

Anspieltipps: We don’t run ; I’m your Man

Bon Jovi – Burning Bridges
Universal ; 2015
CD: 19,98 €
mp3: 9,79 €
Amazon

Tracklist:

01 – A Teardrop to the Sea
02 – We don’t run
03 – Saturday Night gave me Sunday Morning
04 – We all fall down
05 – Blind Love
06 – Who would you die for
07 – Fingerprints
08 – Life is beautiful
09 – I’m your Man
10 – Burning Bridges

2 Kommentare

  1. Na eben…über Geschmack lässt sich eben nicht streiten 😉
    Ich finde halt dass der Druck der auf den alten Sachen drauf war komplett weg ist. Die haben mal als Rockband angefangen….wo aber ist jetzt der Rock? … zumindest meistens … nur noch Balladen und Schwofernummern. Aerosmith sind da ziemlich ähnlich.

  2. naja ob der tonträger überflüssig ist oder nicht, ist natürlich geschmacksache. finde die platte ganz ok. und lustigerweise geht mir vor allem der eine anspieltipp von dir, we don’r run, dass extrem nach chris martin band klingt, auf den geist. die ruhigen nummern mag ich dann sehr. aber eben, geschmacksache 🙂

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