US-Rockstar Dean Reed zog 1972 in die DDR und brachte dem Osten einen Hauch von Glamour und weiter Welt. Als er unter mysteriösen Umständen starb, gab sein Tod immer wieder Anlass zu wilden Spekulationen. An der spannenden Lebensgeschichte des „singenden Cowboys“ zwischen Pop und Propaganda hat sich Tom Hanks bereits die Filmrechte gesichert. (Quelle: Klappentext)
Dean Reed – Daheim in den USA zumeist unbekannt oder als unbedeutend erachtet, war er zeitlebens in Mittel- und Südamerika, sowie im fast kompletten Ostblock ein Superstar. Überzeugt von der sozialistischen Idee war ein willkommenes Aushängeschild des Ostens gegen die westliche Welt. Er war der Vorzeigepazifist, der gegen die Westmächte wetterte, sowie der Kämpfer für die Freiheit der unterdrückten Massen und Völker. Vietnam-Krieg, Atomwaffen, Militärregierungen … für einen öffentlichen Protest dagegen war Reed sehr schnell zu begeistern. Reed erkanntefrüh, dass er in den USA unter ferner Liefen rangierte, ihm aber in den mittel- und südamerikanischen Ländern die Menschen und Fans in Massen zu Füßen lagen. Als seine Freunde bezeichnete er Menschen wie Yassir Arafat, Salvador Allende oder Daniel Ortega, sowie viele hochrangige Oppositionspolitiker in der ganzen Welt. In der westlichen Ländern wurde sein Country-Folk-Gesinge so gut wie gar nicht wahrgenommen. Gleichzeitig wurde er der Vorzeige-Cowboy für die ostdeutsche DEFA Filmgesellschaft. Im Juni 1986 wurde die Leiche des Dean Reed im Zeuthener See bei Berlin aufgefunden. Ein Abschiedsbrief wurde zwar entdeckt, aber unter Verschluss gehalten, bis er auszugsweise den Medien zugespielt wurde. Bis heute ranken sich Gerüchte um den Tod des Sängers. Unzählige Verschwörungstheorien gibt es über Reed. Von Unfalltod über Selbstmord bis zu Mord im Auftrag der Staatssicherheit gehen die Meinungen. Bewiesen ist bis heute gar nichts.
Stefan Ernsting setzte mit seinem Buch Der rote Elvis dem Menschen Dean Reed ein kleines Denkmal. Er zeichnet in chronologischen aufgelisteten Episoden das Leben des Musikers nach. Allzu sorgfältig recherchiert hat Ernsting dabei aber nicht. So war 1971 Jimmy Carter keineswegs amerikanischer Präsident, sondern Richard M. Nixon, dem erst die Watergate-Affäre den Garaus machte. Man erfährt zwar sehr viel über die Plattenveröffentlichungen oder Filmwerke des Sängers, aber warum er als US-Amerikaner zum überzeugten Marxisten wurde eigentlich gar nicht. Vieles muss man sich selber zusammenreimen.
Trotz aller Kritik hat sich Ernsting aber sehr viel Mühe gemacht, einem vielerorts unbeachteten Menschen zu seinem verdienten Ansehen zu verhelfen, wenn auch erst nach seinem Tod. Man mag von Dean Reed halten, was man will, er war auf jeden Fall zu jeder Zeit überzeugt von seinem Handeln. Ernsting zeigt dies in seinem Buch sehr gut auf und so erfährt der interessierte Leser die Lebensgeschichte des einzigen Cowboys in der DDR. Die Taschenbuchausgabe beinhaltet übrigens zahlreiche Fotos, eine Filmografie und Diskografie.
4/5
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Dean Reed – Der rote Elvis oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR
Kiepenheuer Verlag, 2004
314 Seiten
Gebundene Ausgabe: ab 0,62 € (gebraucht)
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