Summerbreeze Tag 1 – Dinkelsbühl – 17.08.2016


Obscure Infinity
Selbst wenn sich der geneigte Zuschauer nicht vorher informiert hat, ist am Backdrop (Bandbanner im Hintergrund) zu erahnen, was einen hier erwartet: Death Metal!
Die fünf Westerwälder von Obscure Infinity legen gleich richtig los und geben dem Publikum die Möglichkeit zu moschen. Leider nehmen um diese Uhrzeit nicht so viele die Gelegenheit zu rocken und noch weniger die, ihre Haare zu schleudern, wahr. Das stört die obscuren Gestalten auf der Bühne nicht und sie machen weiter mit ihrem Programm ohne dabei das Publikum unnötig oft anzusprechen oder gar Showeinlagen darzubieten.
Schnell wird klar, dass es nur wenige abweichende Töne gibt und das Death hier, wie so oft, auch den Tod der Melodienvielfalt bedeutet. Ansonsten wäre es ja Melodic Death Metal.
Etwas, dass nach einem Balladenbeginn klingt, wird ziemlich schnell wieder weggeknüppelt. Einflüsse von Black oder Thrash Metal sind vernehmbar, erliegen allerdings bald dem Death. Die vorhandenen instrumentalen Parts wirken fast wie Erholungspausen, sind aber zuweilen unglücklich eingebettet.
Kein Fehler der bemühten Musiker, bei diesem herrlichen Sonnenschein wird das Ein und Aus der Scheinwerfer kaum bemerkt und ist dementsprechend unnötig.
Die Band ist finite und man bekam, was erwartet werden konnte, nicht weniger, aber leider auch nicht viel mehr.

Bury Tomorrow

Das Zelt ist bei weitem nicht voll, aber es kommen noch einige, um zu sehen, was die fünf Engländer von Bury Tomorrow zu bieten haben.
Gleich von Anfang an geht ein kleiner Teil des Publikums auf die Mühen der modernen Hardcoremusiker ein und es fliegen Köpfe, oder Hände werden in verschiedener Form erhoben. Der Rest lässt sich nur schwer bewegen, den Aktivitäten beizuwohnen.
Dabei lädt die Musik auch genrefremde Metaler ein, indem sie nicht nur Härte zeigt, sondern immer wieder in sanftere Gefilde abwandert. Ebenso dafür geeignet, der Wechsel der Sänger. Während Jason Cameron vor sich hin singt, wird er immer wieder von Daniel Winter-Bates angegrowlt. Eine Mischung, die dem gesamten Auftritt eine frische Note gibt.
Der erste Stagediver des Abends sucht sich genau die Ansage aus, in der versucht wird, die Menge zu einer Wall of Death zu bewegen. Ohne Musik sieht es etwas ungewohnt aus, wenn ein Mensch den Mitarbeitern im Graben (auf deren Shirt Grabenschlampen steht) übergeben wird.
Nicht seinetwegen, eher wegen der Unlust des Rests kommt die Wall nicht über Gartenzaunniveau hinaus. Die gleich darauf geforderte Circle Pit funktioniert schon besser und die Stimmung auf und vor der Bühne steigt ein wenig.
Nichtsdestotrotz schaffen es die Briten nicht, das imaginäre Feuer im Zuschauerraum am Lodern zu halten und hätten sich vielleicht eine bessere Uhrzeit für ihren Auftritt gewünscht.

 

Aeverium

Das Sextett von Aeverium beginnt sogleich mit druckvoller Musik. Die melodiöse Stimme von Sängerin Aeva Maurelle setzt dazu einen Kontrapunkt, der den Wunsch nach mehr weckt. Das sehen nicht nur die schon stehenden Besucher so. Mehrere, die offensichtlich nur vorbeieilen wollten, bleiben und genießen mal kürzer, mal länger die Show.
Aeverium spielt Alternative Metal, wird aber auch gerne zum Gothic Metal gezählt. Hier auf dem Breeze geben sie zumeist Gas und glänzen trotzdem mit den ruhigeren Teilen ihrer Darbietung, wobei nicht nur die Musik wechselhaft ist. Sänger Marcel „Chubby“ Römer shoutet die Texte geübt in sein Mikro, während seine Kollegin ihre Stimme auch mal wortlos einsetzt. Leider scheint die Mischung diesmal nicht zu stimmen und Aeva kann teilweise nur schwer durchdringen. Ähnliches gilt für die selten zu vernehmenden Keyboardtöne.
Obwohl beide Gesangstalente unermüdlich auf der Bühne aktiv sind, begeistern sie für Marcels Geschmack anscheinend zu wenige Menschen und er will mit den üblichen Aufforderungen zum Mitklatschen und ähnlichem für mehr Stimmung sorgen. Dies wird von den Zuschauern anfangs nur zögerlich, dann immer besser angenommen.
Anscheinend haben viele auf den Hit der Band „What are you waiting for“ gewartet, der natürlich gespielt wird. Der Höhepunkt der Show scheint erreicht. Vor und auf der Bühne kommen Leute ins Schwitzen.
Die Band würde am liebsten morgen nochmals auftreten und ein Teil des Publikums begrüßt die Idee. Am Ende sind sie aber noch nicht, denn es folgt „Break out“ wodurch sich eine weitere Begeisterungswelle durch die Menge bewegt, nachdem sie sich auf Geheiß vor der Bühne hingekniet haben, um dann zu springen.
Es ist klar zu sehen, dass Aeverium auf dem Breeze und sicher auch mit größeren Zuschauermengen als an der kleinsten Stage zurechtkommen. Sie hätten sie verdient.

Lost Society

Oft sind Namen nur Schall und Rauch, aber die vier Finnen von Lost Society nutzen ihre Kunst tatsächlich, um Gesellschaftskritik zu üben. Wer sich davon überzeugen möchte, kann dies unter anderem durch das Lied „I Am The Antidote“, das von den Fans beim Auftritt mit Vorabjubel bedacht wurde.
Stilistisch spielen sie klassischen Thrash aus den Zeiten um 1990. Dies machen sie allerdings sehr chillig und ohne unnötige Hektik. Besonders deutlich wird das, wenn sie ihre Instrumente für sich sprechen lassen. Es zeigt sich, dass das Publikum diese Zeiten gerne zum Genießen und Moschen nutzt.
Ansonsten sind die Zuschauer durchaus mit Stimme und gestreckten Pommesgabeln dabei, insbesondere, wenn Sänger Samy Elbanna fast brav, aber natürlich lautstark bittet: „Can you please make some noise?“
Generell ist ihnen die Freude an der Musik und dem Auftritt anzumerken, was sich ohne weiteres auf den empfänglichen Teil des Publikums überträgt.
Der letzte Song wird von Drummer Ossi Paananen mit einem hörenswerten Solo eingeleitet und bildet den Abschluss einer gelungen thrashigen Vorstellung.

 

Fotos von Christian Leonhardt – Lostphotoart. Alle Recht liegen bei ihm, jegliche Verwendung von Dritten ist untersagt und bedarf einer außerordentlichen Genehmigung von Christian Leonhardt – Lostphotoart.

 

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