Otterfing und Metalfestival – so richtig passt das eigentlich nicht zusammen, aber zwei junge Burschen, die beide in der Band Skullwinx spielen, wollten den Münchner Süden, speziell das bayerische Oberland, mit Leben erfüllen und den weißen Fleck auf der Metal-Landkarte ausfüllen. Nicht bloß ein Konzert – nein – gleich ein ganzes Festival musste es sein und wurde auch auf die Beine gestellt. Über einen Kartenpreis von 20,00 € im VVK und 25,00 Euronen an der Abendkasse konnte man wirklich nicht meckern … waren doch gleich neun Bands am Start. Als Headliner war die britische NWOBHM Legende Demon gesignt worden, welche mich dem Event freudig entgegenblicken ließ, hatte ich Demon doch bereits 1989 auf der One Helluva Night-Tour live gesehen. Co-Headliner waren Trance, deren „Break the Chains“ in nahezu jeder Rockdiskothek seit den 80s auf der Playlist steht. Nebst dem Unterstützerbonus für die örtliche Szene also zwei gewichtige Gründe, um dort aufzuschlagen.
Bereits im Vorfeld sind mir drei Umstände ziemlich negativ aufgefallen. Erstens ließ die örtliche Bekanntmachung im Umkreis äußerst zu wünschen übrig … keinerlei Werbung zum Beispiel in den umliegenden Gemeinden Holzkirchen, Sauerlach, Hofolding u.ä. Zweitens – Eine Akkreditierungsanfrage per Email sollte als Veranstalterneuling schon beantwortet werden – egal ob positiv oder negativ. Gar keine Antwort ist, gelinde gesagt, sch*****. Anscheinend haben es die Veranstalter nicht nötig. Des Weiteren sollte die eigene Homepage regelmäßig aktualisiert und auf Facebook nicht bloß immer wieder der gleiche Text rezitiert werden. Das ist zu wenig.
Arbeitstechnisch verhindert konnten wir die ersten Bands (headstone , Blackslash , Forensick , Skullwinx und Space Chaser) leider nicht sehen, und kamen erst gegen 19:20 Uhr an der Halle des Otterfinger Hofs an. Viele kuttengewandete Gestalten waren zu sehen und metallischer Krach kam aus den Öffnungen des Gebäudes. Oje… war der erste Eindruck. Pfeifende Rückkopplungen und Soundmatsch waren zu vernehmen – wie würde es erst drinnen klingen? Die Ausschilderung war äußerst dürftig gehandhabt … zwei Din A4 Blätter, auf denen mit Filzstift geschrieben „Ausgang / Eingang“ stand, waren alles. In der Halle schauten wir uns erst mal etwas um. Längsseitig waren die Merchandiseabteilungen der ganzen Bands angesiedelt, an der Rückseite konnten man seinen Geldbeutel entleeren und an zwei großen Platten- und CD-Ständen die heimische Soundbibliothek auffüllen. Das Angebot wurde dankbar angenommen. An der anderen Längsseite war die Bar angesiedelt. Vier bis sechs Leute dahinter wuselten ziemlich herum und brachten Getränke an den Mann. Ein weiterer Minuspunkt war, dass es am verschiedenen antialkoholischen Angebot etwas mangelte – Spezi war um 19:00 Uhr bereits aus und es gab nur noch Wasser … Fünf Stunden vor Konzertschluss. Das sollte beim nächsten Mal um einiges besser gehandhabt werden – sollte doch der Abend eigentlich bis 3:00 Uhr morgens gehen. Laut Auskunft eines Besuchers war auch das Speiseangebot nicht gerade reichlich.
Der Sound in der Halle war im Gegensatz zu außen richtig gut.
Auf der Bühne waren gerade Attic zugange, die eigentlich laut Running Order schon längst fertig sein müssten. Also eine gute Stunde Zeitverzug … oha … dann würden Demon also bis gegen 01:15 Uhr spielen. Der Abend würde also lang werden.
Attic, eine deutsche Band aus Gelsenkirchen, die sich Occult Heavy Metal auf die Fahnen geschrieben hatte, kamen bei den Metalheads nicht schlecht an. Sound gut – Darbietung gut – der Anfang war gemacht.
Nach ca. 30 Minuten Umbaupause kamen dann die schwedischen NWOTHM-Pioniere von Steelwing auf die Stage. Obwohl die Schweden ebenfalls gut angenommen wurden, war der Sound bei weitem nicht so gut wie bei den Jungs aus dem Ruhrpott. Für die Band war es ein legendärer Abend, denn es war einer der letzten Auftritte überhaupt.
Kurz vor 22:00 Uhr kamen dann endlich die alten Männer von Trance auf die Bühne, die ja zu den Mitvätern des deutschen Heavy Metal gezählt werden. Begeistert wurden die Songs mitgesungen und Songwünsche a la „Loser“ und „Break the Chains“ wurden in Richtung Bühne gebrüllt. Ein Best of Trance Abend sollte es dann werden, aber leider stellte sich heraus, dass es bei Trance immer noch so war, wie die Band seit ihren Anfangstagen wahrgenommen wurde. Eine etwas belanglose Band mit ein paar wahren Rock-Krachern im Programm – nicht mehr und nicht weniger, aber ganz gut.
Endlich kamen die Metalhelden von Demon auf die Bühne. Ohne vorher groß den Sound gecheckt zu haben, legten die Jungs los. Sänger Dave Hill war sichtlich gut gelaunt und man fing mit „Night of the Demon“ als … Instrumentalversion an. So schien es zumindest. Ich wusste bis dato gar nicht, dass es eine instrumentale Version davon gab. Gibt es auch nicht – es funktionierte bloß kein Mikro auf der Bühne. Der Mixer brachte es nicht fertig, den Gesang in die PA einzuschleifen. In der Monitoranlage war anscheinend alles in Ordnung. Nach Kabelwechsel kam dann die Stimme Dave Hills auch beim Publikum an und es folgte Kracher auf Kracher. Auf die Ankündigung Hills ihrer ersten veröffentlichten Single „Liar“ aus dem Jahr 1980 folgte der Einwand seines Drummers, dass momentan nichts gehen würde, da der Ständer seiner Snaredrum schlichtweg gebrochen sei. Dave Hill meinte lapidar, dass Plan A nun nichts werden würde und sie nun Plan B anwenden müssten. Ich rief einfach meinen Lieblingssong „Life on the Wire“ in Richtung Stage und während die Roadies fieberhaft nach einem Snareständer-Ersatz suchten, erklangen aus Keyboard und Gitarre tatsächlich die Klänge des Intros von eben meinem Lieblings-Demon-Song. Das Intro wuchs sich zu einem wahren Gitarrensolo aus, aber nach ca. sieben bis acht Minuten brach Dave Hill unter vielen Entschuldigungen den Song ab mit der Bitte, doch hier zu bleiben. Nach dem Ständerwechsel würde das Konzert weitergehen. Er lobte die Veranstalter, die ihr erstes Event auf die Beine gestellt hatten, und dass diese hierfür nichts konnten. Nach ein paar Minuten gings dann weiter mit „Life on the Wire“, welches begeistert von der Menge mitgesungen wurde. Die Zeiger auf der Uhr gingen langsam auf die 1:30 Uhr zu, als als letzte Nummern „Liar“, „Don’t break the Circle“ und nochmals „Night of the Demon“, diesmal in der Vocalversion erklangen und das Konzert schließlich gegen 1:40 Uhr beendet wurde.
Sehr positiv und somit auch vorbildlicher als der große Bruder Rockavaria ist uns auch aufgefallen, dass schon eine Ankündigung für die Neuauflage im kommenden Jahr als Poster in der Halle hing und auch schon ein Teil der Bands bekannt sind.
Tja … was bleibt nun als Fazit?
Negativ: Getränke zu schnell aus, miserable Ausschilderung, zu wenig örtliche Werbung, schlechte Medieneinbindung, teilweise überforderte und teilnahmslose Ordner … Alles Sachen, die beim nächsten Mal sehr leicht behoben oder von Anfang an besser gehandelt werden können. Das Ordnungspersonal fiel einem teilweise durch Teilnahmslosigkeit auf. Ein Bündel Jacken, die in einem Durchgangsbereich am Boden lagen und leicht zur Stolperfalle werden konnten, ließ einen Ordner völlig kalt … er stieg mehrfach drüber hinweg, anstatt sie mit einem Handgriff einen Meter weiter unter einen Tisch zu schieben. Wiederum sehr gut handelte die Security, als draußen eine Alkoholleiche seinen Rausch ausschlafen wollte und sich sofort um ihn gekümmert wurde. Das waren aber teilweise Kinderkrankheiten, die einem bei einer ersten solchen Veranstaltung allzu leicht passieren können, aber beim nächsten Mal nicht mehr vorkommen dürfen!
Alles in allem ein gutes erstes Festival im Münchner Süden, das auf jeden Fall seinen Platz im Liveangebot finden und hoffentlich noch oft stattfinden wird. Support your local Musicscene!
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