Buch: Graham Masterton – Der Horror Spiegel


Drehbuchautor Martin Williams ist besessen vom einstigen Kinderstar Boolful, der vor Jahrzehnten von seiner Großmutter grausam zerstückelt wurde. Doch niemand will das Drehbuch für ein Musical über den talentierten Jungen umsetzen. Eines Tages bekommt Martin mehrere alte Möbel aus dem Haus Boolfuls angeboten, doch er kann sie sich nicht leisten. Ein Spiegel, der im Wohnzimmer des Getöteten hing und den Mord mitangesehen hat, lässt ihn jedoch nicht los und er plündert seine Ersparnisse, um das Monstrum zu erwerben und in seiner Wohnung aufzuhängen. Damit nimmt das Grauen unaufhaltsam seinen Lauf und Martin kommt Boolfuls und der Wahrheit über seinen Tod näher, als er es sich gewünscht hat…

Graham Masterton ist ein Meister der Horrorliteratur und hat auch mit dem „Horror Spiegel“ voll ins Schwarze getroffen. Gekonnt beschreibt er die Macht eines Idols über seinen Anhänger und wozu diese Leidenschaft führen kann. Vor allem aber baut Masterton Horror auf und man fragt sich recht schnell, was man sehen wird, wenn man in den nächsten Spiegel sieht. Ist es wirklich das eigene Gesicht oder taucht plötzlich etwas anderes auf? Man ertappt sich dabei, dass man selbst die kalte Fläche eines Spiegels berührt und die Gedanken Mastertons mit in den Alltag nimmt.

Warum ist das so faszinierend? Weil man sich als Erwachsener plötzlich an seine Kindheit erinnert fühlt. An die fantastischen Gedanken über eine Welt hinter dem Spiegel, eine andere Welt – oder vielleicht auch einfach nur die selbe Welt, die lediglich spiegelverkehrt ist? Masterton geht stark auf Alice hinter den Spiegeln ein und nimmt Motive aus Carrolls Werk und flechtet sie gekonnt in seine Geschichte ein. Vermischt mit zahlreichen Hinweisen auf biblische Texte, entdeckt man schnell, dass hinter dem Buch mehr steckt, als nur eine weitere Horrorgeschichte. Mit fundierten Kenntnissen beider Werke hat Masterton einen intelligenten Plot erschaffen, der dem Leser viel Stoff zum Nachdenken gibt. Wer sich in den Vorlagen nicht ganz auskennt, kann durchaus mal zur Parallellektüre greifen und nachlesen.

„Der Horror Spiegel“ ist ein gelungenes Stück Horror und ein wahres Lesevergnügen. Nicht ganz geeignet für schwache Nerven, aber eine Pflichtlektüre für Masterton-Fans und Leser, die auf intelligenten Horror und eine durchdachte Story stehen.

5/5


Graham Masterton – Der Horror Spiegel
Bastei Lübbe, 1992
410 Seiten
vergriffen, bisher keine Neuauflage

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