CD: Agrezzior – Berserker


Zugegeben, EBM ist so ein Genre, das mag man, oder man mag es nicht. Ein Dazwischen scheint es nicht zu geben. Aber so ist das mit Kunst, zu der auch die Musik dazugehört: Kunst ist Geschmackssache und über Geschmack lässt sich bekanntlich wenig streiten. Ein EBM Projekt, das in meinen Augen großes Potential hat und noch etwas zu verkannt und ignoriert ist, ist Agrezzior. Die Jungs kommen aus Schweden und haben stampfenden Rhythmus im Blut. 2008 gegründet, hat die Formation 2010 ihren ersten Longplayer Domination veröffentlicht, der gute Kritiken bekam. Fünf Jahre dauerte es, bis endlich das zweite Album das Licht der Welt erblickte. Mit Berserker schaffen es die Schweden aber, an das erste Werk nahtlos anzuknüpfen.

Mit „Dead red beat“ wird gleich mal gezeigt, in welche Richtung das Ganze gehen wird. Kein Schmuse-EBM (böse, böse, manche Projekte so zu bezeichnen), sondern hart gedroschene Elektroklänge. Dazu passt ganz gut der etwas raue Gesang. „Men of mayhem“ und auch die anderen Songs haben alle ein kurzes Intro, das in das Kommende einführt. „Snatch your Body“ zeigt schön, das oftmals im Intro ein Thema vorgegeben wird, das sich durch das ganze Lied zieht, manchmal in leicht abgewandelter Form, aber durchaus deutlich erkennbar. Schön ist auch – wenn man bei EBM darauf Wert legt -, dass man die Texte versteht. Nun bin ich sonst immer der Textfan, der die Lyrics gerne auch nachliest, bei EBM stehen diese aber für mich nicht im Vordergrund. Da muss der Rhythmus stimmen, es muss stampfen, damit man gut dazu tanzen kann. Und das kann man. Zu „Saint Reaper“ wird es etwas schneller und es fehlt nur noch der Platz, so richtig aus sich rauszugehen. Die großen Agonoize sind meist einen kleinen Takt schneller, ansonsten kann man hier aber ein recht guten Vergleich ziehen. Das zeigt sich auch in „Psychic Driving“. Auch Eisenfunk wäre ein Name, den man mit Agrezzior in Verbindung bringen kann. Man sieht also, in welche Richtung die Schweden zielen. Daher muss man sich schon fragen, warum Agrezzior noch kein Name ist, dessen Songs „Sick of lies“ – hier mit einer deutlichen Botschaft -, „Fast as a bullet“ – eine schnellere Nummer, super tanzbar – oder auch „Was machst du?“ – der einzige deutsche Titel des Albums – in aller Munde sind. Zumindest ist er mir in der EBM-Szene bisher kaum untergekommen. „Swallow“ hat einen sehr eingängigen Beat, um ehrlich zu sein, für mich wäre er perfekt für’s Joggen. „Devil’s whore“ beginnt ein bisschen verspielt, wandelt sich dann zu einer ganz soliden EBM Nummer, langsam zwar, aber abwechslungsreich. Der vorletzte Song „Run“ ist mir eine Spur zu langsam. Hier hätte ich etwas Schnelleres erwartet, vielleicht einfach geblendet durch den Titel. „Fight with me“ klingt erstmal nach Fortsetzung von „Run“. Sehr ähnlich ist das musikalische Thema, wobei der letzte Song dann noch mal gesanglich einiges raushaut, aber ich mag einfach solche angerauten Stimmen.

Alles in allem ein gutes EBM Album. Agrezzior sollte man mal im Auge behalten und sie machen richtig Lust auf mehr – und endlose durchtanzte EBM-Nächte!

5/5

Agrezzior – Berserker
Infacted Recordings, 2015
CD: 19,71 €
Amazon

Tracklisting:
Dead red beat
Men of mayhem
Snatch your body
Saint reaper
Psychic driving
Sick of lies
Fast as a bullet
Was machst du?
Swallow
Devil’s whore
Run
Fight with me

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