Die Anfrage, ob wir mongolischen Metal kennen, kam etwas überraschend, aber wir haben gerne mal reingehört.
Tengger Cavalry sind schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Gegründet am 01.03.2010, hat das einstige Soloprojekt nächste Woche Geburtstag. Mittlerweile gibt es neben Gründer Nature Ganganbaiga, der den Gesang übernimmt, die Morin Khuur – eine mongolische Pferdekopfgeige – und die E-Gitarre, auch noch Alex Abayev am Bass seit 2015. Dieser hat Wang Wei abgelöst. Für das Schlagzeug und die Percussioneinlagen ist Yuri Liak verantwortlich, ebenfalls erst seit 2015 dabei und Ding Kai ersetzend. An der Igil, einer Langhalslaute, die auch Tuwinische Geige genannt wird, ist seit zwei Jahren Robert McLaughlin zu hören. Man sieht, vor zwei Jahren gab es einen großen Schnitt in der Besetzung.
Produktiv ist das Quartett auch. Seit 2010 wurden ganze acht (!) Studioalben veröffentlicht, das schaffen andere Bands nicht mal in zwanzig Jahren. Am neuen Longplayer wird bereits auf Hochtouren gearbeitet und Tengger Cavalry haben angekündigt, dass es zeitnah eine offizielle Info dazu geben wird. Man darf also gespannt sein.
2015 erschienen drei Singles und eine EP als digitaler Download, ebenso wie eine Split-Veröffentlichung mit Ego Fall und Nine Treasures. 2009 und 2015 (ein sehr produktives Jahr) kamen außerdem zwei Demotapes in kleiner Auflage raus.
Tengger Cavalry haben sich nach der alten mongolischen Gottheit Tengri benannt, die als Ursprung des Tengrismus steht. Kurz gesagt eine Religion, die auf den Sinn des Lebens und ein Leben im Einklang mit der Umwelt abzielt. (Für Interessierte: Das Weltbild ist ähnlich dem des Christentums. Der Mensch existiert in der Mitte zwischen dem Himmel und der Erde, die mit Vater und Mutter gleichzusetzen sind, und werden beherrscht vom Sohn. Eine Trinität, die dem christlichen Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist angeglichen ist.)
Ihre Texte sind in chinesischer und englischer Sprache verfasst. Die Melodien weisen sowohl ganz typische Metal-Elemente auf, beispielsweise starke Gitarrenriffs und dunkle Basslinien, aber auch traditionelle mongolische Werte, so kann man entsprechende Melodien auf den verschiedenen Geigen immer wieder heraushören. Das gibt dem ganzen Projekt eine besondere Note und lässt einen bei der Musik verweilen.
Die tiefe Stimme des Sängers passt sehr gut zum Metal, relativ emotionslos und ohne großartiges Growling oder Shouting – was auch nur in Teilbereiche des Metal fiele. Dafür sprechen die Melodien und der Einsatz der verschiedenen Instrumente umso mehr. Besonders auffällig und als Alleinstellungsmerkmal in diesem Genre zu sehen: Tengger Cavalry bringen mongolischen Obertongesang in ihren Songs (Beispiel: „War Horse“ oder „The Wolf Ritual“). Vor allem bekannt durch die Gruppe Huun Huur Tu, die diese jahrtausendealte Gesangsweise überhaupt in der westlichen Welt einem breiteren Publikum so richtig näher gebracht haben. Es lohnt sich also, genauer hinzuhören. Manche Songs haben deutliche Ähnlichkeit mit InExtremo, was den Stil angeht, weichen dann aber rasch wieder ab und gehen ihren eigenen Weg. Eine gute, durchdachte Mischung von Stilen, von Tradition und Neuem.
Manchen werden Tengger Cavalry durch ihre Cover von Motörheads „Fight“ oder Megadeaths „Symphony of Destruction“ bekannt sein.
Wir bleiben dran und warten gespannt auf den neuen Longplayer.
Weitere Infos über Tengger Cavalry findet ihr auf Facebook oder der Bandseite.