The Bloodtypes – Pferd des Gaertners – Alter Egon! – Kafe Kult – 06.01.2017


Bei manchen Reviews tut man sich einfach schwer und überlegt, ob man sie schreiben soll. Eigentlich hätte ich es auch bleiben lassen, wäre es nicht der letzte Auftritt von Pferd des Gaertners Bassist Elmar gewesen – was nun wirklich einen Bericht verdient. Aber mal der Reihe nach. Es gab ja davor und danach jeweils eine Band und da fängt das Problem an. Die erste Band.

Ohne zu wissen, wer das nun ist, haben wir Teile der Band schon bei unserer Ankunft beim Rauchen stehen sehen. Naja, Punks halt, früher hätte ich das „nett“ gefunden, zu meiner aktiven Punkzeit, heute bin ich da komplett emotionslos, was sich noch ändern soll. Die erste Band war nämlich Alter Egon! und ist sauschwer im Netz zu finden. Sucht man sie, kommt man auf eine schwedische Gothicband, die mit den Ravensburger Punks absolut null gemeinsam hat. Nun ja, irgendwie hat man aber auch auf dem Konzert vergeblich nach etwas Fesselndem gesucht. Klar, es ist Punk, es muss laut sein und gezwungen familiär und wir sind ja alle anti alles und haben deshalb auch extra die Marke unserer Gitarre abgeklebt und … Nett umschrieben: Es war laut und das wars. Die Sängerin hätte Hemmy aus Ab durch die Hecke sein können. Sie sprang rum, raste durchs Publikum, dass einfach nicht näher an die Bühne herankommen wollte – da half auch nicht die Aufforderung zum Näherkommen, man wollte einfach nicht näher an diesen musikalischen Unfall heran. Vermutlichen haben Alter Egon! Texte gegen alles und für nichts, man weiß es nicht, denn man hat einfach nichts verstanden. Wenn die Sängerin (die auf ewig keinen Namen haben wird, weil selbst mir irgendwann die Recherche zu blöd wurde) nur „Ahh aahhh aaaaahhhhhh“ gebrüllt hätte, wäre der Effekt gleich gewesen. Ein hüpfender Flummi, der irgendwann dreist „Blaue Augen“ covert. Kleiner Tipp: Der Spruch, dass Ideal das von euch geklaut haben, funktioniert nur bei einem Song, nicht bei jedem zweiten; und wenn schon, dann muss das mit mehr Charme und Witz kommen und nicht einfach „Wir sind ne Punkband und deshalb haben wir das geschrieben und wir sind ja so geil!“ – Nein, seid ihr nicht. Ihr seid der Grund, weshalb man am Eingang den Eintritt zurückfordert.

Eine Wohltat waren danach die Postpunker von Pferd des Gaertners. Ja, da ist ein geringfügiger Altersunterschied da, das macht etwas ruhiger – und die Musik anscheinend besser. Peter stand im Gegensatz zu den sonstigen Konzerten nicht in der Mitte sondern links. Dadurch hatte man mal gute Sicht auf den engagierten Schlagzeuger, der auch an diesem Abend alles gegeben hat. Es macht Spaß, ihm zuzusehen und man merkt, dass er – genauso wie seine Bandkollegen – liebt, was er tut. An diesem Abend wird kaum gesprochen. Die Band spielt ihr Set runter, heizt dem vollen Cafè Kult ordentlich ein und kann das Publikum mitreißen, das sich auch der Bühne nähert. Erfrischend: Keiner springt mal runter und tanzt durch die Menge. Ein bisschen Wehmut liegt im Spiel, auch wenn nie verbalisiert wird, dass es Elmars letzter Auftritt ist. Aber die meisten wissen es eben, wissen auch, dass es gleichzeitig sein Geburtstag ist und dieser Abend schwer wird. Ungewiss ist die Zukunft, wird es weitergehen mit Pferd des Gaertners oder war es das? Findet man einen Ersatzbassisten, der die Band komplettieren und ihr gerecht werden kann? Noch ist das ziemlich offen, aber man kann ja hoffen – auch wenn es nicht das selbe sein wird.
Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren wird zum Abschluss noch „Vorvorletzten Donnerstag“ gespielt. Es gibt verdientermaßen langen Applaus, und mit einem lachenden und einem weinenden Auge nimmt das Publikum Abschied vom Bassisten.

Der Hauptact des Abends sind die US-Amerikaner The Bloodtypes. Die sind wieder richtige Punker, kommen ganz sympathisch rüber und Sängerin Schneck Tourniquet kümmert sich vor dem Konzert noch um Anfragen von Fans. Die Deutsche macht ihre Ansagen auf Deutsch und Englisch, röhrt dann beim ersten Song auch schon ordentlich los. Es ist eine gute Mischung, punkig, rockig, die wirklich mitzieht. Dabei bleibt auch sie auf Abstand und kommt dem Publikum nicht unangenehm nahe. Das Outfit sind mit Kunstblut beschmierte Hemden und Shirts, die zwar für Punks seltsam konform und uniform sind, aber zum gesamten Stil passen. Natürlich haben sie auch etwas für das Geburtstagskind Elmar vorbereitet und rocken einmal ordentlich „Happy Birthday“ – zusammen mit allen Gärtner-Pferden auf der Bühne. Es macht Spaß, dieser Band zuzuhören und die Vitalität zu spüren. Dennoch bleiben wir nicht bis zum Schluss.

Die wilde Punkzeit ist wohl vorbei – und zumindest ich bin zu alt für den Sch… Vielleicht fehlte es mir auch an wirklicher Punkstimmung, am Pogen, am Moshpit. Das Gesamtfazit des Abends fällt ziemlich schlecht aus, einziger Lichtblick mit weitem Abstand waren Pferd des Gaertners, die eine solide Leistung und ein gutes Konzert abgeliefert haben.

2/5

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