Wir haben einen – für uns – Neuling entdeckt: Witchrider. Aus dem benachbarten Österreich kommend, formierte sich die Band bereits 2012 zuerst unter dem Namen Desert Mountain. Bereits mit der ersten EP Witchrider konnten sie Erfolge verbuchen. Das erste Album – und bisher leider auch das letzte – entstand 2014. Wie immer fällt es mir schwer, mich mit den Genres anzufreunden. Auf Facebook liest man etwas von Desert Rock, Alternative, Occult Rock, beim Stöbern auf der Webseite kommt einem dann noch Stoner Rock unter, was zwar keinen Unterschied zum Desert Rock macht, vielen aber bekannter ist. Immerhin eine Kategorisierung, die beim Hören des Albums absolut zutrifft.
Fangen wir mal an. Unmountable Stairs wurde 2014 beim Label Fuzzorama Records veröffentlicht. Bereits der erste Song „Ocd“ sagt, wo’s langgeht. Fette Gitarren, ein gutes Intro, das richtig einstimmt auf das Lied und die gesamte Scheibe. Der Gesang ist recht hell und rotzt nicht einfach die Texte ins Mikro. „1 for 5“ schrabbelt wieder fein die Gitarrensaiten entlang. „Black“ und „I’m outta breath“ sind mal etwas langsamer, letzteres ist eine Durchschnittsnummer, die man auch mal im Radio spielen könnte – wenn sich die Sender mal vom Einheitsbrei lösen würden. „Far from you“, was soll ich sagen? Gute Nummer, schönes Thema, erinnert an alteingesessene Bands, ein bisschen späte Metallicamukke, vielleicht gepaart mit U2, geile Nummer und ein hörenswerter Anspieltipp. Auch „Sp“ erinnert mich an Nirvana, nur um noch eine Band durchzukloppen. Während wir gemütlich den Kopf mitschütteln zu „The Cabin“, eine kleine Anmerkung: Das hier sind Newcomer. Das sind keine alten Hasen, sie seit dreißig Jahren Musik machen und ihr zehntes Album auf den Markt bringen. Sie machen ihre Sache nicht gut, sie sind perfekt! Warum hört man so wenig von dieser talentierten Formation? Warum sind Witchrider eine Randbemerkung über die man dreimal drüber liest? Ihr steht auf Rock? Auf Gitarren, auf Seele und Musik ohne Schnickschnack, zum Relaxen, Bierchen auf, Kippe an, Füße hoch, genießen? Dann bitte, greift zu Witchrider! Die haben es verdient!
„The Fog“ beginnt schön bedrohlich, ein bisschen sphärisch, lässt einen an so manchen Film denken und baut Spannung auf. Ist für mich der LSD-Song auf der Scheibe, wenn man den Trip versucht darzustellen, die Farben, den Sound, die Stimmung. Titeltrack „Unmountable Stairs“ wäre auch ein Anspieltipp, wenn man die Band mal kennenlernen möchte. „Witch-Hunt“ muss einfach ein bisschen mehr powern, denkt man zumindest, ist aber bei weitem nicht der schnellste und härteste Song der Scheibe. „Styx“ lässt einen sofort mitwippen im Takt, keine musikalischen Ausraster, ruhig, ja fast schon gediegen und natürlich mit Mitsingpotential. „Hush“ bildet den Abschluss, der noch mal kleine musikalische Finessen verarbeitet.
Man merkt schnell, warum mir das Album gefällt und wieso ich überhaupt auf Witchrider gekommen bin: Die Gitarren! Meistens möchte man einfach zum Instrument greifen und mitjammen, denn manche Songs haben was von kleinen Bühnen in verrauchten Kneipen, die jeder entern kann, um einfach mal die Seele baumeln zu die Finger die Saiten quälen zu lassen.
Bisher sind Witchrider meine Neuentdeckung des Jahres, die euch allen ans Herz lege – in freudiger Erwartung auf mehr!
5/5
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Witchrider – Unmountable Stairs
Fuzzorama Records, 2014
CD: 19,36 €
Vinyl: 26,31 €
Tracklisting:
Ocd
1 for 5
Black
I’m outta breath
Far from you
Sp
The Cabin
The Fog
Unmountable Stairs
Witch-Hunt
Styx
Hush